FC Schweinfurt 05 - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1954/55 - 23. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: 27.02.1955
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Geyer II (38.), 1:1 Erich Bäumler (76., Elfmeter)

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FC Schweinfurt 05 Eintracht Frankfurt

  • Geyer I
  • Fischer
  • Schmitt
  • Grimm
  • K.Kupfer
  • Lang
  • Albert
  • M.Kupfer
  • Geyer II
  • Rath
  • Aumeier

 


 

Trainer
  • Fritz Teufel
Trainer

Publikums-Tumult in Schweinfurt

Geigers Elan versetzte Berge

Während der Reporter in den Katakomben der Schweinfurter Tribüne seinen Bericht in die Maschine schlägt, klingen ihm als musikalische Untermalung die Sprechchöre der Schweinfurter Fanatiker in den Ohren. Sie stehen an dem Tribünenausgang und rufen immer nur ein Wort: Pfui!

Der Protest gilt nicht der Eintracht, sondern dem Schiedsrichter Jakoby-Mannheim, der im Willy-Sachs-Stadion wieder einmal ein großartiges Beispiel seiner unerschütterlichen Gerechtigkeitsliebe gab. Es war in der 76. Minute. Die Eintracht — mit einem Tor im Rückstand — holte gerade die letzten Reserven aus sich heraus. Für das, was Geiger tat, gibt es nur das Wort: Aufopferung. Der junge Mann, der von Anfang an mit Feuereifer ins Spiel stürzte, ging zuletzt auf dem Zahnfleisch. Aber er ging noch immer. Er verfolgte — oft taumelnden Schrittes — jeden Gegner, der sich irgendwo in seiner Nähe befand. Er gab ein Beispiel unermüdlichen Riederwälder Geistes, der an diesem Sonntag dem berühmten Bornheimer Furore nicht nachstand.

Der Riederwald bäumte sich gegen sein Schicksal auf und Schweinfurt mußte in der zweiten Halbzeit eine geschlagene halbe Stunde mit allen Mannen an Bord verteidigen, um den Vorsprung zu halten. Wieder einmal verwirrte sich die Situation im Schweinfurter Strafraum zu einem unübersichtlichen Gedränge, als Jakoby plötzlich entschlossen in die Pfeife stieß. Was geschehen war, konnte man erst nachträglich an Hand von Aussagen der unmittelbar Beteiligten rekonstruieren. Demnach hatte Molly Kupfer in der Bedrängnis einen herabfallenden Ball mit dem Ellenbogen in die gewünschte Richtung gelenkt. Also Handelfmeter! Bäumler traf, obwohl er beim Anlaufen leicht ausrutschte, genau in die linke Ecke. Der Ausgleich war geschafft. Ein zentnerschwer wiegender Punkt war gerettet. Aber die 5000 Zuschauer beruhigten sich nicht mehr. Eben braust wieder ein Pfui-Geheul vor der Tribüne auf. Der blonde Mannheimer Pfeifenmann verläßt furchtlos seine Kabine.

Die Aufregung des Schweinfurter Publikums war um so unverständlicher, als das Ergebnis durchaus den Leistungen entsprach. Nur mögen bei dem Tor der Eintracht glückliche Umstände mitgewirkt haben, der Führungstreffer Schweinfurts war ein reines Geschenk Fortunas. Er fiel in der drittletzten Minute einer ersten Halbzeit, in der kaum von Fußball die Rede sein konnte. Jede Idee, jedes Zuspiel und jeder Alleingang bliebe im tiefen Schnee stecken. Manchesmal hatte man den Eindruck, als handele es sieh zunächst einmal darum, den Boden zwischen den beiden Strafräumen zu planieren. Fast alles spielte sieh im Mittelfeld ab, und den beiden Torleuten blieb nichts anderes übrig, als sich warm zu zittern.

Auch als Schweinfurt gegen Ende der ersten 45 Minuten langsam die Oberhand gewann, schien keine unmittelbare Gefahr, für die Eintracht zu bestehen. Ihre Deckung war intakt und jederzeit den holpernden, schleppenden Angriffen des Gegners gewachsen. Da auf einmal stellte sich die Tücke des Objektes auf seiten Schweinfurts. Loy, der immer noch nicht recht warm Gezitterte, ließ einen harmlosen Ball aus den Händen rutschen und Geyer II schlug zu. 1:0!

Die Lage schien hoffnungslos, denn wenn schon kaum Chancen entstanden, weder hüben noch drüben, wie sollten da weitere Tore fallen? Aber die Riederwälder gaben nicht auf. Sie schickten Höfer an Stelle von Hesse in den Sturm und gingen zu einer hemmungslosen Offensive über, die bis zehn Minuten vor Schluß anhielt. Als das Ausgleichstor endlich fiel, war es doppelt und dreifach verdient.

Ohne Pfaff, Weilbächer, Kudraß

Das Ermutigende an diesem Erfolg ist weniger der wertvolle Punkt als die Tatsache, daß sich die Eintracht diesesmal nicht von dem Ausfall ihrer beiden Starstürmer Pfaff und Weilbächer den Nerv rauben ließ. Es war ein großer Entschluß, die beiden im Hinblick auf die nächsten schweren Wochen noch einmal zu schonen. Er war um so größer, als es dadurch notwendig gewesen wurde, Hesse als Rechtsaußen zu nominieren, wo er absoluter Anfänger ist und mit Geiger und Beier links einen reinen Nachwuchsflügel ins Feuer zu schicken. Die Angriffsoperationen der Eintracht trugen denn auch stets den Stempel des Behelfsmäßigen. Sie lebten von der Kondition und dem Willen, der Berge versetzt. Geiger strotzte vor Tatendrang und riß zunächst auch seinen Freund Beier mit. Als die beiden später ausgelaugt waren, drehten Kreß und Bäumler auf, der sich in der zweiten Hälfte nach Rechtsaußen absetzte. Kreß und Bäumler gewannen später einen unerschrockenen Helfer, als Höfer in der Mittelstürmerposition den Kampf gegen Karl Kupfer aufnahm, der als Stopper dem verletzten Merz in allen Belangen nacheiferte.

In der Deckung der Eintracht gab es keine Lücke, da sich auf dem Schnee das Tempo aller gegnerischen Angriffe zwangsläufig verlangsamte, kam auch Heilig immer noch zurecht. Ja, er konnte es sich sogar erlauben, ruhigen Gewissens seine typischen Vorstöße zu starten. Wloka und Höfer — solange dieser hinten ausharrte — arbeiteten am effektvollsten. Hier war für die Schweinfurter, die ohne Meinhardt und Burkhardt antraten, kein Blumentopp zu gewinnen. Da höchste, was sie erreichten, war eine zeitweilige Feldüberlegenheit. Karl Kupfer, Grimme und Fischer haben sie es zu verdanken, daß die Riederwälder bei ihrem Gewaltakt in der zweiten Hälfte nicht auch noch den Sieg errangen. (aus 'Der neue Sport' vom 28.02.1955)

 

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