1. FC Nürnberg - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1954/55 - 19. Spieltag
2:0 (2:0)
Termin: 30.01.1955
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Hubbuch (Bruchsal)
Tore: 1:0 Glomb (9.), 2:0 Mirsberger (42.)
1. FC Nürnberg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Eintrachtsturm ohne Zusammenhang Die Eintracht war praktisch schon geschlagen, als sie den Zabo betrat. Der Ausfall von Pfaff und Weilbächer bedeutete ein so schweres Handicap für die Frankfurter, daß sie sich ohne Hoffnungen nach Nürnberg begeben mußten. Es traf dann auch genau das ein, was man erwartet hatte. Die Nürnberger spielten fast während des ganzen Spiels die erste Geige, sie dominierten klar im Mittelfeld, hatten bis zur Halbzeit bereits die beiden Treffer herausgespielt, die zum Erfolg reichten. Ein schöner Endspurt der Eintracht verpuffte, weil im Sturm der Frankfurter keinerlei Zusammenhang herrschte und niemand vor allen Dingen die motorische Kraft Weilbächers zu ersetzen vermochte. Es war ein Spiel ohne sportlich große Höhepunkte. Der glashart gefrorene Boden setzte beiden Mannschaften fühlbar zu. Fast jeder Ball sprang als Effetball weg und eine Reihe von Stürzen war lediglich dem glatten Boden zuzuschreiben. Von den Nürnberger Abwehrspielern gingen einige überaus hart an den Mann, so vor allem der linke Läufer Zeitler und der rechte Verteidiger Kapp. Aber der junge Schiedsrichter Hubbuch aus Bruchsal paßte höllisch auf und pfiff jede Kleinigkeit ab, so daß der Kampf ohne irgendwelche Störungen über die Runden gelangte. Die Eintracht sah sich sofort in die Defensive gedrängt. Ihr Sturm war eine Verlegenheitslösung. Man hatte in die halblinke Verbindung den jungen Geiger gestellt und Heilig auf den linken Flügel beordert. Nach dieser Aufstellung war anzunehmen, daß sich die Eintracht einen besonderen taktischen Schlachtplan angelegt haben würde. Es war zu vermuten, daß Heilig als Läufer operierte und die Mannschaft, wie andere auch, zum Doppelstopper übergehen würde. Aber nichts von dem. Die Elf spielte taktisch wie bisher. Remlein mehr als aufbauender, Kudraß mehr als zerstörender Außenläufer. Und im Sturm sollte diesmal Kreß von der rechten Verbindung aus die Aktionen dirigieren. Aber er hatte wenig Gelegenheit sich hervorzutun, der harte Zeitler klebte wie eine Klette an ihm und ließ den Frankfurter kaum dazu kommen, seine große Schnelligkeit und blitzschnellen Angriffe auszuspielen. Höfer machte der hart gefrorene Boden am meisten zu schaffen. Er wurde mit der Kontrolle des Balles nicht fertig, und Heilig fehlte dann doch die letzte Kraft, um dem Tempo folgen zu können. In der zweiten Halbzeit, als die Eintracht endlich offensiver wurde, kam er noch einmal schön in Schwung, aber als Stürmer war er natürlich auch nur ein Verlegenheitsprodukt. Bäumler hatte die besten Momente in der ersten Halbzeit, als er einige Male den Nürnberger Mittelläufer in seiner eleganten Art umging und eine schöne Flanke von der rechten Seite hereinzog. Aber auch er kam im der zweiten Halbzeit nicht mehr recht zur Geltung, vor allem deshalb, weil man ihn nach einem schönen Durchgang hart an der Strafraumgrenze recht unfair umsäbelte. Die große Ueberraschung bot eigentlich der junge hochgewachsene Geiger. Der Junge verriet viel technisches Talent und ähnelte in der Eleganz der Ballführung fast Alfred Pfaff. Er unternahm einige prächtige Vorstöße aus der Deckung heraus und war auch der schußfreudigste Stürmer der Eintracht. Aber man merkte ihm doch an, daß er noch nicht genug ausgereift ist, um schon jetzt als vollwertige Kraft angesprochen zu werden. Immerhin war sein Debüt sehr zufriedenstellend. Bei weiteren Proben wird er sich sicherlich mehr und mehr in das Mannschaftsgefüge einfügen. Die Deckung spielte aufmerksam und aufopfernd, aber auch nicht immer klarlinig genug. Kudraß hatte seine liebe Not mit dem Nürnberger Mirsberger und ließ im Zuspiel wieder viel, viel zu wünschen übrig. Remlein mußte in der ersten Halbzeit etwas an sich halten, weil er den noch immer gefährlichen Baumann zu bewachen hatte, aber schon in dieser Zeit bewies der Frankfurter schon seine technische Reife. Er jonglierte auch auf dem gefährlichen Boden mit der Sicherheit eines Rastelli, und wurde dann in der zweiten Halbzeit, als sich Baumann mehr und mehr in die Deckung zurückzog, die eigentliche Antriebskraft der Frankfurter. Nürnberg sah in ihm den besten Spieler der Eintracht, und das war auch das Urteil aller neutralen Beobachter. Bechtold spielte sehr gewissenhaft und machte kaum einen Stellungsfehler. Hesse dagegen hatte in der zweiten Halbzeit bei seinen Abschlägen wiederholt Pech, den Ball direkt vor die Füße des Gegners zu schlagen, aber auch seine Gesamtleistung konnte sich sehen lassen. In der Mitte der Frankfurter Deckung stand Wloka wie eine Säule. Er fegte Schade buchstäblich vom Feld. Der Nürnberger Mittelstürmer konnte ein einziges Mal an ihm vorbeikommen und rechtfertigte damit all die Stimmen, die für seine Pensionierung sprechen. Loy machte beim ersten Treffer keine sehr glückliche Figur, aber gegen den zweiten war er machtlos, und die wenigen gefährlichen Dinger, die er sonst noch zu halten hatte, sahen ihn wie immer voll auf dem Posten. Die Nürnberger drängten von Anfang an stark auf den Führungstreffer. Als Loy in der zehnten Minute den Ball dann wiederum etwas zu schwach weggeboxt hatte, schoß Mirsberger sofort aufs Tor. Der Ball prallte von einem Verteidiger nach rechts, und der Nachschuß von Glomb aus ungefähr zehn Meter sauste gegen die Innenkante des Torpfostens und von da ins Netz. Das Spiel stand zumeist im Zeichen der Nürnberger Angriffe, aber die Deckung der Frankfurter zerstörte aufopfernd. Einige schöne Entlastungsangriffe, die zumeist über den rechten Flügel der Frankfurter vorgetragen wurden, konnten nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Drei Minuten vor der Pause foulte Remlein den nach rechts gegangenen Baumann. Der Freistoß kam zu Mirsberger, und dieser zog mit einem artistischen Rückzieher das Leder unhaltbar unter die Latte. In der zweiten Halbzeit flatterte der Kampfgeist der Eintracht etwas auf. Nach zehn Minuten ging das Kommando aber wieder an Nürnberg über. Aber auch deren Aktionen zerflatterten mehr und mehr, und als dann die Eintracht vor allem durch das gute Spiel von Remlein zum Gegenstoß ansetzte, fehlte ihren Aktionen die Kraft und Entschlossenheit. Die Nürnberger verstärkten ihre Abwehr durch Baumann, und Fösel hatte einige Male Glück, als der Ball noch aus dem Strafraum wieder weggeputzt werden konnte. (aus 'Der neue Sport' vom 31.01.1955)
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