Eintracht Frankfurt - BC Augsburg |
Oberliga Süd 1954/55 - 13. Spieltag
4:0 (1:0)
Termin: 05.12.1954
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Fiershauser (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Alfred Pfaff (33.), 2:0 Richard Kreß (47.), 3:0 Hans Weilbächer (83.), 4:0 Erich Bäumler (87.)
Eintracht Frankfurt | BC Augsburg |
|
|
Trainer | Trainer
|
Eintracht-Spiel lief erst nach der Pause Remlein als Knecht Rupprecht Petrus zeigte sich dem Eintrachtkassierer wenig hold. Zu den wegen des Kupfernen Sonntag fortbleibenden Fußballanhängern kam noch das schlechte Wetter — und der etwas traurig dreinschauende Schatzmeister durfte nur 6000 Zuschauer am Riederwald zählen. Doch ihm wurde ein Trost: Seine Mannschaft gewann beide Punkte und spielte den Gegner an die Wand. Ehrlich gesagt, das mit dem An-die-Wand-Spielen begann erst später. Zuerst zeigte sich der BCA sehr aktiv. Man hatte sich einen klugen taktischen Plan zurechtgelegt: Mittelstürmer Biesinger spielte den Ballschlepper, während Müller als vorgeschobene Spitze in Erscheinung trat. Dadurch hatte man Biesinger aus Wlokas Kreisen herausgenommen und profitierte von der ausgezeichneten Kondition des Nationalspielers. Bis zum bitteren Ende gab Biesinger nicht auf, er pendelte noch über das Mittelfeld hin und her, als seine Hintermannschaft bereits zusammenbrach. Doch zuerst ging die Rechnung auf, zumal Schuller Bechtold ein ums andere Mal umkurvte. Allerdings nur eine gute Viertelstunde lang. Dann hatte sich Bechtold auf seinen listigen Gegner eingestellt und nahm ihm jeglichen Schwung. Wir möchten an dieser Stelle attestieren, daß Bechtold einen erstaunlichen Formanstieg aufzuweisen hatte. In letzter Zeit erhielt der Mannschaftskapitän schlechte Kritiken - er möge uns darob nicht böse sein. Großes Tandem Remlein/Kreß Mit Schullers Lahmlegung bahnte sich der Umschwung an, es mußten aber noch andere Ereignisse eintreten, um diesen Umschwung deutlich zu machen. Vorerst war der BCA mit seinem steiler angelegten Spiel auf dem rutschigen Rasen weitaus gefährlicher, und die Augsburger Abwehr ließ immer wieder die Abseitsfalle zuschnappen, wenn Pfaff, Bäumler und Höfer zu weit vorgeprescht waren. Doch der Umschwung kam, er kam langsam, aber sicher. Remlein und Kreß rissen im Mittelfeld die Herrschaft an sich, dieses Tandem nahm den Augsburgern das Heft aus der Hand. Zu diesem Zeitpunkt meinte ein Zuschauer hinter uns (wir wissen, daß sein Herz nur für die Eintracht schlägt), das Spiel seiner Lieblinge entspräche nicht der Würde eines Spitzenreiters. Die Kritik war vielleicht etwas hart — bange Herzen schlagen heftiger —, sie war aber auch nicht ganz unberechtigt. Was nutzten Pfaffs elegante Flügelläufe, wenn Bäumler, Weilbächer und Höfer seine Flanken nicht verwenden konnten? Bäumler mag zugute gehalten werden, daß ihm in Hofstetter I der beste Augsburger Abwehrspieler gegenüberstand. Hofstetter zeichnete sich durch gutes Stellungsspiel und schnelle Reaktionsfähigkeit aus. Aber der rechte Flügel war bis zur Pause wirklich schwach. Weilbächer ackerte wie ein Berserker, aber sein Zuspiel war schlecht, und Höfer leistete sich Schnitzer über Schnitzer. Trotzdem sah man den Dingen beruhigt entgegen, denn das Mittelfeld beherrschten Remlein und Kreß. Remlein war an diesem Sonntag ein Zauberer, er schüttelte die Vorlagen wie Knecht Rupprecht die Geschenke aus dem Sack. Kreß riß mit seinen Explosivvorstößen die Augsburger Abwehr auseinander, und die Gäste hatten etwas Glück, daß sie so lange von Einschlägen verschont blieben. So als Bäumler einen Schnitzer Hofstetters prompt ausnutzte und der Schuß von Schmids ausgestrecktem Fuß abprallte. Auf der anderen Seite ging Loy rechtzeitig zu Boden, als Müller einen gefährlichen Schuß vom Stapel ließ. Man mußte 36 Minuten auf das 1:0 warten. Schmid war mit dem Ball zu lange gelaufen. Schiedsrichter Fiershauser verhängte in der Nähe des Elfmeterpunktes einen indirekten Freistoß, was die Augsburger veranlaßte, acht Spieler auf ihre Torlinie zu stellen. Ein vergebliches Bemühen, denn den von Kreß angetippten Ball jagte Pfaff ins Netz. Foul oder nicht foul? Zwei Minuten später köpfte Kreß mit einem mächtigen Satz den Ball ein. Fiershauser deutete zuerst zur Mitte, gab dann der Reklamation eines Augsburger Verteidigers nach und wertete diesen Treffer nicht, weil Kreß angeblich Torwart Schmid behindert haben sollte. Nach unserer Beobachtung war Schmid aber mehr von seinem eigenen Verteidiger bedrängt worden. Nun, diese Enttäuschung machte Kreß in der 51. Minute wett. Geltl hatte eine Flanke Weilbächers schlecht weggeschlagen, sofort startete Kreß mit dem Ball los, und sein Sturmlauf endete im Augsburger Tor, während zwei Verteidiger und der Torwart betrübt am Boden hockten. Dieses explosive Tor riß die Nebenleute mit. Auf einmal ließ sich Bäumler von Hochstetters Können und Härte nicht mehr beeindrucken. Auf einmal kam der rechte Flügel gut zum Zuge. Die Augsburger kamen kaum mehr aus ihrer Hälfte heraus und verteidigten mit dem Mut der Verzweiflung ihren Strafraum. Doch viele Beine sind des Stürmers Tod. Aus den gut zwei Dutzend Chancen entstanden nur zwei Tore. Teils wurde zu ungenau gezielt, teils konnte immer wieder ein Augsburger Abwehrspieler sein Bein in die Schußbahn bringen. Das Eckenverhältnis stieg auf 11:1, aber der Zusammenbruch der Gäste stellte sich erst spät ein. Die Abwehrschläge wurden immer schwächer, die Bewegungen immer matter. Als Pfaff in der 84. Minute einen Strafstoß vor das Augsburger Tor hob, schraubte Weilbächer sich förmlich hoch und stieß den Ball mit dem Kopf ins Netz. Im Abwehrgetümmel erwischte Bäumler dann das Leder, und Schmid war zum vierten Male geschlagen. Der Schlußpfiff erlöste die Augsburger vom grausamen Katz- und Mausspiel. Schiedsrichter Fiershauser (Karlsruhe) traf mit dem aberkannten Tor eine Fehlentscheidung. Irren ist menschlich, aber warum ließ er sich dann zu Konzessionen verleiten, um dann später der anderen Seite wieder Konzessionen zu machen? (aus 'Der neue Sport' vom 06.12.1954)
|