Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1954/55 - 6. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: 03.10.1954
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Sparring (Kassel)
Tore: 1:0 Erich Bäumler (16.)

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Rado
  • Nold
  • Lurz
  • W.Mayer
  • Schwarz
  • Niebel
  • Kunkel
  • A.Meyer
  • Buchenau
  • Herrmann
  • Graf

 

Trainer Trainer
  • Willibald Kreß

Bäumlers Drehschuß schlug ein

Große Kulisse — schwache Vorstellung

Die Kulisse dieses Derbys war mit einem Wort grandios. Aber was sich vor ihr abspielte, war eine recht mäßige Vorstellung — ein typischer, harter, verkrampfter Lokalkampf, in den keine Farbe und kein Fluß kommen wollte und der durch einen übergenauen und regelschwachen Schiedsrichter völlig zerpfiffen wurde.

Wir haben nicht gezählt, wie oft der Kampf unterbrochen wurde. Aber es verging kaum eine Minute, in der die Pfeife des Spielleiters nicht zu hören war; in der hochwohllöblichen Absicht, nichts aufkommen zu lassen, wurde die Vorteilsregel mehrfach kraß mißachtet und, statt beruhigend auf die sowieso schon übernervösen Akteure zu wirken, goß der Kasselaner Sparing dauernd noch Oel ins Feuer, Weil er im barschen Feldwebelton jeden Spieler anhauchte, der sich auch nur den leichtesten Regelverstoß zuschulden kommen ließ. Da er aber nicht selten den wahren Misstäter mit dem Unschuldigen verwechselte, kamen die Spieler aus der Aufregung nicht heraus, die Kette der Reibereien und Rempeleien riß nicht ab, es hagelte Freistöße (es waren nicht weniger als 64) wie an anderer Stelle zu lesen ist, und für spielerische Feinheiten blieb keine Zeit mehr übrig.

Wenn man der Wahrheit die Ehre geben will, muß" man sagen, daß die beiden Mannschaften just ebenso zusammenhanglos, so ideenarm und verworren spielten wie vor acht Tagen die deutsche Nationalmannschaft in Brüssel. Auch am Riederwald fehlte es am klaren Spielaufbau, ein großer Prozentsatz (mehr als die Hälfte) aller Paßbälle endete in den Füßen des Gegners, Kombinationsversuche versandeten, noch ehe sie richtig begonnen hatten, und die wenigen guten Einzelaktionen genügten nicht, das Treffen seines mittelmäßigen und enttäuschenden Charakters zu entkleiden. Es war mit das schlechteste Derby, das wir in den letzten Jahren gesehen haben.

Es entsprach dem Verlauf dieses zerhackten Duells, daß der einzige und damit entscheidende Treffer des Tages nicht herausgespielt wurde, sondern aus einem Freistoß resultierte. Ihn verwirkte Bornheims Stopper Schwarz, der auch diesmal durch den spurtschnellen Kreß mehrmals überlaufen wurde und sich dann zumeist nicht mehr anders helfen konnte, als die Notbremse zu ziehen.. Auch in der 15. Minute hatte Kreß seinem Polizisten ein Schnippchen geschlagen und als er eben in den Strafraum eindringen wollte, zog ihm Schwarz von rückwärts die Beine weg. Den fälligen Freistoß lenkte Pfaff — es war die beste Leistung des Eintracht-Halblinken während des ganzes Spiels — raffiniert in den freien Raum, Bäumler war rechtzeitig gestartet, nahm das Leder bildschön an und jagte den Ball im Drehen aus kaum acht Meter Entfernung halbhoch ins Netz. Rado mußte den Scharfschuß passieren lassen — er war zwar nicht sonderlich gut placiert, aber er hatte zu hohe Fahrt, um dem Bornheimer Torwart noch eine Abwehr-Chance zu geben.

Bemerkenswerterweise wurden die wenigen guten Züge, bei denen das Leder direkt von Mann zu Mann lief, von den Bornheimern gezeigt. Besonders nach dem Wechsel, als sich Werner Mayer aus einem reinen Defensiv- in einen Offensivläufer verwandelte und das Paar Kudraß-Heilig mächtig unter Druck setzte, gelangen den Bornheimern einige effektvolle und intelligente Vorstöße. Aber es fehlte den schwarzblauen Stürmern noch deutlicher an der letzten Entschlossenheit als den Mannen um Kreß und Pfaff, sie konnten sich dem harten Zugriff durch die aufmerksamen Abwehrkräfte der Eintracht nicht entziehen und ihre Schüsse wurden zumeist überhastet und unüberlegt abgefeuert, so daß Loy sie ohne große Mühe töten konnte. Nur zweimal kam der lange Eintracht-Zerberus ernsthaft in Bedrängnis, als einmal Herrmann, einmal Scheppe Kraus seinen Bewachern entwischte. Loy sauste jedoch beide Male wie ein geölter Blitz aus seinem Kasten und klärte durch tollkühne Robinsonaden.

Pfaff außer Form

Der Eintracht-Sturm litt unter der Laschheit Pfaffs, der böse Schnitzer im Zuspiel machte, Konditionsmängel verriet und jegliche Dirigentenqualität vermissen ließ. Werner Mayer setzte ihm freilich hart und erbarmungslos zu. Aber etwas mehr Ueberblick konnte man von dem Internationalen doch erwarten. Sein junger Nebenmann Bayer war aus anderem Holz geschnitzt — er gab keinen Ball verloren, ging keinem Zweikampf mit dem routinierten Nold aus dem Wege, setzte sich wiederholt prächtig durch, zirkelte eine Reihe feiner Flanken zur Mitte und ließ einige Bomben los, die es in sich hatten. Sie trafen zwar nicht ins Volle — aber es war doch herzerfrischend, wie kaltschnäuzig und bewußt der Junge auftrat. In der Wucht und in der Durchschlagskraft wurde er nur noch von Richard Kreß übertroffen, dem lebendigsten und kraftvollsten Stürmer auf dem Platze. Er war eine Dauergefahr für Bornheim, beging allerdings den Fehler, häufig zu weit zurückzuhängen und das Leder — ein Fehler, der auch dem aktiven Weilbächer anzukreiden war — zu lange am Fuß zu halten. Bäumler gab sich viel Mühe, Ruhe und System in die Angriffshandlungen zu bringen — aber es blieb zumeist beim guten Willen, weil die übrigen Eintracht-Stürmer nach der Weitergabe des Leders lieber stehen blieben, als sofort wieder in Stellung zu laufen.

Von den Bornheimer Stürmern gefiel uns Albin Meyer am besten. Er schuftete für zwei, spielte eine ähnliche Koordinatorrolle wie Bäumler auf der Gegenseite und setzte seine Nebenleute wiederholt mit klugen Vorlagen ein. Buchenau und Herrmann waren jeder bei Wloka und Remlein zu gut aufgehoben, „Scheppe" Kraus half alles Rochieren nichts, Bechtold ließ ihn nicht aus dem Auge, und der wusselige Kunkel fand diesmal in einem Kudraß seinen Meister, der die vollen 90 Minuten mit höchster Konzentration durchstand. Buchenaus dauerndes Reklamieren war fehl am Platze — es schadete nur seiner Leistung.

Zwei schlagkräftige Abwehren

Die Eintracht-Abwehr wirkte noch etwas geschlossener, kompakter als die der Bornheimer, Wloka übertraf Schwarz als Stopper, aber Nold-Lurz standen als, Verteidigerpaar Bechtold-Kudraß kaum nach. Niebel und Heilig beherrschten in der ersten, W. Mayer und Remlein in der zweiten das Mittelfeld und Rado und Loy machten ihre Sache ausgezeichnet. Rado zeigte vor allem in der Schlußphase des Kampfes, als die Eintracht, weil konditionsstärker und ausdauernder, noch einmal schwungvoll angriff, einige herrliche Paraden. Sie vereitelten die in dieser Zeit mögliche höhere Niederlage der Bornheimer. Aber das knappe 1:0 war gerechter. Wahrscheinlich hatten die 28000 Zuschauer auch nichts einzuwenden gehabt, wenn es keinen Sieger und einen Besiegten gegeben hätte. (aus 'Der neue Sport' vom 04.10.1954)

 

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