Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Oberliga Süd 1954/55 - 4. Spieltag

2:1 (2:1)

Termin: 12.09.1954
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Richard Kreß (6.), 1:1 Schade (29.), 2:1 Hermann Höfer (33.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Schaffer
  • Miersberger
  • Ucko
  • Bergner
  • Baumann
  • Schober
  • Glomb
  • Morlock
  • Schade
  • Herbolsheimer
  • Schiffer

 

Trainer Trainer
  • Franz Binder

Eintracht mit größerer Explosivkraft

Es ist immer das gleiche Bild, spielt der Club in Frankfurt, egal, wo er auch im Moment in der Tabelle placiert ist, die Menschen wandern hinaus zum Sportplatz. So fanden sich auch diesmal beim Gastspiel des 1. FCN bei der Eintracht am Riederwald gut 25000 Fußballfreunde ein. Die Eintracht feierte bei dieser Gelegenheit ihren ersten Saison-Heimsieg und versuchte ihre vom Stuttgarter Kickers her noch enttäuschten Zuschauer wieder aufzurichten.

Der Sieg der Riederwälder geht ganz in Ordnung, wenn auch das schönere Mittelfeldspiel von den Mannen aus der Noris vorgeführt wurde. Aber was nützt all das schöne Gescheiberl, wenn in der entschiedenden Phase der zündende Funke fehlt und wenn letztlich die Kondition nach einer guten Stunde aufgebraucht ist. Im Eintracht-Tor stand nach einer 14tägigen Pause (durch Verletzung bedingt) wieder Loy, und mit ihm kehrte eine gehörige Portion Sicherheit wieder in die Abwehrreihen der Adlerträger zurück. Seine größte Tat eine phänomenale Parade beim l:0-Stand, als er dem frei vor ihm aufkreuzenden Glomb tollkühn den Ball vom Schußbein wegfischte. Im Abwehrzentrum dirigierte und beherrschte Wloka das gesamte Geschehen. Bei ihm war während der 90 Minuten für Schade Endstation und wer es sonst noch wagte, bei ihm vorbeizusteuern, der sah auch bald ein, daß dies vergebliche Liebesmühe war.

In der Verteidigung übertraf Kudrass diesmal seinen Kollegen Bechtold, der überraschend viel Mühe mit dem kleinen, aber wieselflinken Schiffer hatte und tatenloses Zuschauen in der 29. Minute ergab schließlich auch den Gegentreffer für den 1. FC Nürnberg. Die Rollen der Außenläufer waren klar verteilt. Heilig löste seine Aufgabe, den erstmals wieder eingesetzten Morlock auf Schritt und Tritt zu bewachen, nach seinen bekannten Startschwierigkeiten ausgezeichnet. Ali Remlein hingegen fiel in Zusammenarbeit mit Pfaff der Aufbau zu, der auch von beiden gut eingefädelt wurde.

Die Krone im Angriff selbst hingegen gebührt diesmal dem eminent fleißigen und temperamentvollen Rechtsaußen Weilbächer. Er riß mit seinem schnellen Antritt häufig große Breschen in die nicht immer sattelfeste Club-Abwehr. Leider fehlte allzuoft dann in der Sturmmitte ein Mitspieler der die sauberen Vorlagen und Flanken hätte verwerten können. Kreß und Bäumler schufteten ebenfalls unermüdlich, stießen aber bei Baumann und Schober auf zwei starke Abwehrspieler, die ihnen nur wenig Bewegungsfreiheit schenkten. Einzig der junge Höfer am linken Flügel konnte diesmal nicht mithalten. War es vielleicht doch Lampenfieber nach der langen Pause vor dem kritischen eigenen Publikum?

Und die Nürnberger? Nun mit den Männern aus der Noris in den dunkelroten verwaschenen Trikots ist es so ein Kreuz. Die Zuschauer werden auch in Jahrzehnten noch die Plätze stürmen, wenn der Club aufspielt, denn der Stil der Cluberer vererbt sich wirklich von Spielergeneration zu Spielergeneration. Aber bei allem schönen, man möchte sogar sagen bezaubernden Spiel fehlt derzeitig dem Club das Zwingende, der letzte Ruck, um das spielerische Können auch zahlenmäßig zum Ausdruck zu bringen. Jeder einzelne ist ein perfekter Fußballer und versteht ein gut Stück von der Artistik. Glückt solch ein Kabinettstückchen, dann hört man in den Zuschauerreihen förmlich das Zungenschnalzen, klappt es aber nicht, dann stöhnen die gleichen auf, als würde ihnen das Herz brechen.

Die Besten der Nürnberger: der elegante und umsichtig spielende Herbolsheimer, der die Dirigentenrolle in Händen hielt, der flinke Schiffer auf dem linken Flügel, der stark sich in den Vordergrund spielende Schober, der Bergner glatt ausstach und das immer noch schwerste Bollwerk der Nürnberger Deckung: Günter Baumann.

Schiedsrichter Jakobi aus Mannheim zeigte erneut, daß er zur Zeit einer der Allerbesten in Süddeutschland ist. Er fürchtet sich nicht, greift bei allen gleich scharf durch, sieht alles und verfügt über eine ausgezeichnete Kondition, die es ihm gestattet, über 90 Minuten stets im Brennpunkt des Geschehens zu stehen.

Die Eintracht spielte zuerst gegen den Wind und schaffte schon in der 5. Minute den Führungstreffer. Remlein schickte einen bildschönen Paß zu Weilbächer, der mit einem Haken Ucko ausmanövrierte und herrlich flach Kreß vorlegte, so daß dem Richard gar keine andere Wahl mehr blieb als ins Netz zu knallen.

Der Ausgleich fiel in der 29. Minute als Bechtold untätig zusah, wie Schiffer mit dem Ball jonglierte, diesen dann in den Strafraum hob, wo Morlock mit dem Kopf zu dem auf Rechtsaußen anlaufenden Schade köpfte, der flach einschoß. Zwei Minuten später jedoch war der Fehler wieder wettgemacht als nach einer Pfaff-Eckentriplette es Höfer gelang aus dem dichtesten Gewühl ein Loch zu finden und ins Nürnberger Netz zum 2:1-Endstand einzuschießen. Unter den Augen Herbergers ließ in der zweiten Halbzeit die Kondition der Nürnberger stark nach, so daß es bei dem verdienten Erfolg der Riederwälder blieb. (aus 'Der neue Sport' vom 13.09.1954)

 

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