Eintracht Frankfurt - FK Pirmasens |
1:0 (1:0)
Termin: 15.08.1954
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (31.)1954/55 gab es keine Spiele um den Süddeutschen Pokal. Für den DFB-Pokal waren die ersten acht Mannschaften der Oberliga Süd 1953/54 qualifiziert.
Eintracht Frankfurt | FK Pirmasens |
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Trainer | Trainer
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Spiel mit freiem System Zwei Klassehüter - ein Klassespiel Pokalspiele stehen im allgemeinen in keinem besonders guten Ruf, weil sie ihrer Eigenart entsprechend kaum ein technisch schönes Spiel gestatten und meist nur auf erbitterten, bis zum Letzten gehenden Kampf hinauslaufen. Daß Ausnahmen die Regel bestätigen, zeigte sich in dieser Auseinandersetzung, in der aber auch rein gar nichts von dem zu spüren war, was man landläufig unter „Pokalkampf" versteht. Vielleicht mögen einige unter den 11.000 Besuchern etwas unzufrieden den Heimweg angetreten haben, weil bei der Eintracht — an die allmählich immer höhere Ansprüche gestellt werden — im Sturm nicht alles nach Wunsch flutschte, vor allen Dingen aber der Zusammenhang mehr als angängig fehlte. Trotzdem aber kamen Spielzüge am laufenden Band zustande, die bezaubernd schön waren und über manchen Leerlauf im Eintrachtgetriebe hinwegtrösteten. Na, und daß die Pirmasenser schließlich auch nicht Irgenwer sind, das zeigten sie schon gleich zu Beginn, als um den langen, offensichtlich durch nichts zu erschütternden Loy die Geschosse nur so herumschwirrten. Es war bitter, daß die flinken Bäumler, Kreß und Bayer gar nicht dazu kamen, ihre Schnelligkeit richtig auszuspielen, weil die von den geschickt operierenden Läufern (Remlein!) mühelos geknüpften Kombinationsfäden von dem flachslustigen Pfaff meist zerrissen und erst wieder aufgenommen wurden, wenn „Freund und Feind" die Fortsetzung des gestoppten Angriffmanövers durchschauten. Da auch der gute Weilbächer reichlich umständlich hantierte und es seinem „Vorbild" gleichtun wollte, dazu aber auch die feinen Ideen des überaus gewitzten Bäumler (der nach der Pause wegen einer Oberschenkelprellunig mit dem Rechtsaußen wechselte) niemals zu erfassen vermochte, und damit manch guter Einfall im Niemandsland endete, blieben etliche Wünsche unerfüllt. So kam es auch, daß die Spurts von Kreß in freie Positionen nicht den Effekt brachten, den sie hätten bringen können und Bayer nicht mehr zu den langen, weiten Vorlagen kam, die er benötigte. Prächtige Pirmasenser Außenläufer Die im Kopfballspiel bevorteilten Pirmasenser hielten durchweg wacker mit, wenn auch in ihrem recht kombinationslustigen Sturm zum guten Ende irgendwie das Zwingende fehlte. Im wesentlichen lebten die von ihren Außenläufern, von denen Lang der Gewitztere, Zöllner aber der Dränger war, der sich immer wieder in die Operationen seines Sturmes einzuschalten verstand und mustergültig mit seinen Halbstürmern harmonierte. Dadurch allerdings kamen die Außenstürmer ein wenig zu kurz, von denen Ihns nicht alle Erwartungen erfüllte. Grewenig auf der anderen Seite bereitete Bechtold manches Kopfzerbrechen und sein Freistoß gegen Schluß der Auseinandersetzung (den Kudras unnötigerweise an Ihns 18 Meter vor dem Kasten verursacht hatte) hatte es in sich. Das mit unheimlicher Wucht geschossene Ding konnte von Loy eben noch an die Latte gelenkt werden, und nur langsam fanden die Totobänke und ihre Inhaber das Gleichgewicht wieder. Begeistert waren die 11000 von Kubsch, der trotz eines schweren Fehlers die Note eins verdiente, weil er die unwahrscheinlichsten Bälle meisterte. Im Vergleich zu Loy allerdings muß man sagen, daß der Eintrachthüter die weit größere Ruhe ausstrahlt, einen sichereren Eindruck macht und auf ihn wahrscheinlich größerer Verlaß ist als auf den artistisch anmutenden Pirmasenser. Ein Genuß war es, daß man beiderseits an
keinem starren System festhielt, sondern im wesentlichen so spielte, wie
es die Sekunde gerade forderte. Dadurch gab es eine Reihe ausgereifter
Chancen, zumal die Außenläufer weniger auf die Deckung als
auf den Angriff wert legten und der defensive Mittelläufer wenigstens
zu einem gewissen Teil vergessen war. Die Frankfurter wurden durch die
ein klein wenig hausbacken operierenden Gäste durch schnelles Abspiel
zwar mehr als ihnen lieb war ausgespielt, hatten aber im großen
und ganzen das Geschehen stets in der Hand und verbuchten neben dem stattlichen
8:1-Eckenverhältnis auch ein bedeutendes Mehr an klaren Chancen.
Zwingender aber wäre das Spiel der Adlerträger gewesen, hätte
man das teilweise auf engstem Raum beschränkte Kombinationsspiel
und die Flachsereien des Gegners zugunsten weiter Vorlagen auf die Flügel
umgestellt. Das Tor des Tages fiel in der 31. Minute, durch eine schöne Kombination Remlein-Bäumler-Kreß vorbereitet, durch Bäumler in eine von dem bedrängten Kubsch verfehlte Flanke verwertet und durch den völlig einsam stehenden Weilbächer über die Linie geschoben. Davor lagen gefährliche Einleitungsangriffe der Gäste, Bombenchancen von Pfaff und Bäumler, und ein verpuddeltes Ding von Weilbächer, der den etwas füllig gewordenen, aber vortrefflich spielenden Haas schon überlaufen hatte. Danach blieb ein grobes Foul Zöllners an Bayer im Strafraum ungeahndet. Nach dem Wechsel flaute das Geschehen etwas ab, wenn auch torreife Gelegenheiten in jeder Menge geboten wurden. Wloka mußte Strehl in letzter Sekunde vom Ball trennen, Loy sich Weber mit kühnem Hechtsprung vor die Füße werfen und auf der anderen Seite Kubsch einen Alleingang von Kreß, einen 16-m-Schuß Pfaffs und eine Doublette Bäumlers unschädlich machen. Es war also schon etwas drin in dieser Auseinandersetzung, die abwechselnd Beifallskundgebungen und Pfeifkonzerte, Begeisterung und Niedergeschlagenheit bescherte. Was will man von einem Spiel noch mehr? ... Schiedsrichter Jakoby (Mannheim) hatte es diesmal besonders auf die „Meckerer" abgesehen, leitete durchweg gut, wenn auch seine Auslegung des „Vorteils" teilweise ein wenig zu weit ging. (aus 'Der neue Sport' vom 16.08.1954)
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