Eintracht Frankfurt - Fortuna
Düsseldorf |
Freundschaftsspiel 1954/1955
4:0 (1:0)
Termin: 08.08.1954
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Groß (Frankfurt-Niederrad)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (33.), 2:0 Alfred Pfaff (47.), 3:0 Horst Bayer (48.), 4:0 Richard Kreß (81.)
Eintracht Frankfurt | Fortuna Düsseldorf |
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Wechsel | Wechsel
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Trainer | Trainer
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Bäumlers brilliante Premiere Vier Volltreffer in Tureks Netz Wohl keiner der 10000 Besucher am Riederwald wird es bereut haben, Zeuge der Frankfurter Saisonpremiere der Eintracht gegen Fortuna Düsseldorf gewesen zu sein. Der 4:0-Erfolg der Adlerträger gegen die wohl stärkste Vereins-Hintermannschaft in der Bundesrepublik spricht für sich, auch wenn man berücksichtigt, daß die rheinischen Gäste bereits tags zuvor im Zabo gegen den 1. FC Nürnberg (2:2) gespielt haben, wofür die Eintracht natürlich auch nichts konnte. Nun das Hauptinteresse galt im Frankfurter Lager zunächst zwei Fragen. Einmal wie schneidet der neue Torwart Egon Loy, seines Zeichens Amateur-Internationaler im Vergleich mit unserem Weltmeisterschaftstorhüter Toni Turek ab und zweitens wie findet sich der mehrfache bayerische Repräsentativspieler Erich Bäumler, der zum ersten Mal den Eintracht-Dreß übergestreift hatte, in der neuen prominenten Umgebung zurecht. Nun die erste Frage ist schnell beantwortet, da nämlich das Duell Turek contra Loy nicht stattfand. Während nämlich der Toni sich über Mangel an Beschäftigung nicht beklagen konnte mußte Loy praktisch bei seinen Verteidigern um einige Rückgaben betteln, damit er wenigstens behaupten konnte, mitgespielt zu haben. Fürwahr Loys eigentliche Premiere in Frankfurt ist zunächst aufgeschoben worden. Ueber Toni Turek gibt es nur allerbestes zu berichten, die vier Eintracht-Treffer waren (vielleicht mit Ausnahme des ersten Tores?) von keinem Torwart der Welt zu halten Und wenn der Toni nicht sein verblüffendes Reaktionsvermögen und sein brillantestes Stellungsspiel demonstriert hätte, dann wären die Fortunen mit einer Niederlage ins Rheinland zurückgefahren, die Kastrophenausmaß angenommen hätte. Zu Bäumler wäre zu sagen, daß dieser Junge goldrichtig in das Spiel der Eintracht paßt. Seine Premiere verlief glanzvoll, auch wenn er am Torsegen nicht direkt beteiligt war, so trug er durch sein famoses Zuspiel doch entscheidend zum Gesamterfolg bei. Es war eine Freude zu sehen, wie Bäumler sich seinen Mitspielern laufend anbot, sie selbst wie ein alter Routinier einsetzte und selbst selbstloser wie selbstlos spielte, alles nur zum Vorteil der Mannschaft. Ein kleiner Schönheitsfehler haftete ihm insofern an, als er sich im abschließenden Schuß zu wenig zutraute, aber alles kann ja nicht auf einmal klappen. Die Eintracht in ihrer Gesamtheit stellte sich in einer für die Frühe der Saison ausgezeichneten Form vor. Das Paradestück der Mannschaft stellt zur Zeit der Angriff dar. In der ersten Halbzeit spielten dabei Weilbächer, Bäumler, Kreß, Pfaff und Dziwoki, während in der zweiten für Dziwoki Bayer am linken Flügel stürmte und Weilbächer und Bäumler vorübergehend die Plätze tauschten. Die Angriffsbesetzung nach der Pause spielte erheblich ideenreicher und lustvoller. Einmal trug dazu der eminent schnelle und eifrige Bayer bei und zum anderen bequemte sich Pfaff auch dazu, einmal über weite Strecken voll auszuspielen. In solchen Perioden, wenn das Gehirn der Eintracht-Angriffsmaschine mitmacht, scheinen die Riederwälder nicht zu halten. Kreß und Weilbächer spielten gewohnt zuverlässig und gut. Ueber die guten Angriffsleistungen vergißt man gern das fast fehlerfreie Spiel der Abwehr. Letztlich kann ja nur ein Angriff so ungeniert aufspielen, wenn dahinter eine hundertprozentig sichere Abwehr steht. Nun, die Eintracht-Abwehr verriet in diesem für sie verhältnismäßig leichten Spiel kaum eine Schwäche. Die tragende Säule zwischen Angriff und Abwehr ist Remlein. Was dieser Mann manchmal auf engsten Raum fertig bringt, grenzt an Hexenmeisterei. Kudraß lieferte sowohl als linker Läufer als auch als rechter Verteidiger ein gekonntes Spiel. Er unterstrich erneut, daß er ein Allround-Mann ist, der auf allen Posten sich zurecht findet. Wloka und Bechtold gewohnt sicher. Hesse in der ersten Halbzeit ein brauchbarer Verteidiger, nur Lange als linker Läufer hielt nicht ganz mit. Die Stärke, der in der zweiten Halbzeit schwer abbauenden Düsseldorfer liegt in der Abwehr. Hier steht ein international bewährter Spieler neben dem anderen. Neben Toni Turek im Tor, der linke Verteidiger Juskowiak (1A und 1B), Mittelläufer Jäger (6 Amat.), der rechte Läufer Mauritz (1B und 4 Amat.) und im Sturm mit Jupp Derwall ein Spieler der bereits in einem 1-B-Spiel mitwirkte. Bei leichtem Nieselregen spielte die Eintracht an, langsam machte sich die Eintracht frei. Doch der Bann wird in der 33. Minute gebrochen, als es Weilbächer gelang eine Ecke Pfaffs ins Fortuna-Netz zu köpfen, ohne daß der herausgeeilte und von einem Mannschaftskameraden behinderte Turek auch nur einen Finger krümmen konnte. Sofort nach der Pause spielt die Eintracht einen Fußball, der nur mit erstklassig bezeichnet werden kann. In der 47. Minute zieht Bäumler von Rechtsaußen eine Flanke, der mitgelaufene Pfaff braucht nur noch den Fuß hinzuhalten, und das 2:0 ist fertig. Nur eine Minute später heißt es schon 3:0, als Weilbächer bis in Höhe des Strafraums durchstößt und Bayer den Ball maßgerecht serviert, der sich nicht zweimal bitten läßt und mit wunderbarem Kopfstoß vollendet. Kurz vor Schluß bleibt es Kreß schließlich vorbehalten, nach einem Einwurf von Bayer und einem anschließenden Durchbruch von Weilbächer mit einem Mordsschuß direkt unters Tordach den Schlußstrich unter dieses sehr schöne Spiel zu ziehen. (aus 'Der neue Sport' vom 09.08.1954)
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