Eintracht Frankfurt - Bayern
München |
Oberliga Süd 1953/54 - 27. Spieltag
3:0 (1:0)
Termin: 07.03.1954
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Erich Gonschorek (45.), 2:0 Erich Gonschorek (62.), 3:0 Erich Gonschorek (88.)
Eintracht Frankfurt | Bayern München |
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Trainer | Trainer
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Gonschoreks umjubelter hat trick Wie in allen Jahren seit Bestehen der süddeutschen Oberliga mußte die Frankfurter Eintracht in ihrem Heimspiel am Riederwald gegen Bayern München hart kämpfen, bis die beiden wichtigen Punkte unter Dach und Fach waren. Lediglich durch den früheren FSV-Mittelstürmer Gonschorek, der ein eindrucksvolles Debüt in Frankfurt in der ersten Mannschaft der Eintracht gab, ließ sich der glänzende Münchener Nationaltorhüter Adam dreimal schlagen. Dabei ist jedoch zu bemerken, daß alle drei Tore absolut unhaltbar waren. Nach diesem Spiel möchten auch wir behaupten, daß die Eintracht mit der Hereinnahme Gonschoreks einen guten Griff getan hat. Gonschorek schätzt zwar den Nahkampf von Mann zu Mann nicht allzusehr, ist dafür aber stets bemüht, sich freizustellen und in dieser Position von seinen Mitspielern die Vorlagen zu erwarten. Er ist nicht der Typ des Mittelstürmers, der selbst führen, sondern der geführt werden will. Er bewies dies nachdrücklichst im Bayernspiel, da er jedesmal, wenn er frei zum Schuß oder zum Kopfball kam, man möchte sagen mit fast hundertprozentiger Sicherheit einen Treffer erzielt. Kreß, der zusammen mit Gonschorek die tragenden Säulen im Eintracht-Angriff bildete, lieferte als Halbstürmer ein außerordentlich beachtliches Pensum. Doch glaubte er sich wiederholt noch in der Position des Vollenders. Pfaff ließ zwar wie immer in einzelnen Szenen seine große Klasse aufleuchten, aber sein Einsatz ließ — auch unter Berücksichtigung seines harten Gegenspielers Faltermeier — doch manche Wünsche offen. Die rechte Seite, mit Dziwoki und Weilbächer, das muß festgestellt werden, zeigte sich weit von ihrer gewohnten Form entfernt. Ein echter Gonschorek-Schuß Den ersten Treffer brachte Gonschorek Sekunden vor dem Pausenpfiff aus halblinker Position, nachdem er von Heilig in die Gasse geschickt worden war, mit einem scharfen Linksschuß ins rechte Eck bei Adam unter. Sein zweiter Treffer resultierte aus einer „Todsünde", die der beste Bayernspieler, Mannschaftskapitän Roman Metz, beging, als er im eigenen Strafraum zu dribbeln versuchte. Dziwoki schaltete sich ein, spielte Gonschorek frei und dessen Rechtsschuß paßte haargenau in das linke Eck. Schon als die meisten der Zuschauer im Abwandern waren, vollendete der Exbornheimer nach einem Freistoß mit einem Kopfball in der 88. Minute seinen ersten Eintracht-hat-trick. Ob nicht mancher der zahlreichen blauschwarzen Anhänger wehmütig wurde, als er diesen Mittelstürmer sah? Das 3:0 spiegelt in keiner Weise die Ausgeglichenheit der beiden Mannschaften im Feldspiel wider. Sicher, die Eintracht bot im ganzen gesehen das taktisch reifere und bessere Spiel, aber die Differenz von drei Toren entsprach nicht den Leistungen der Gäste aus der bayerischen Hauptstadt. Hätten nicht in der übernervösen Eintracht-Abwehr Kudras und Henig einigermaßen die Nerven behalten, was vor allem in der ersten halben Stunde wichtig war, und dann nochmals mitten in der zweiten Hälfte, wir wissen nicht, wie das Spiel gelaufen wäre. In den ersten 25 Minuten jagte der geschmeidige Münchner Halbrechte Lettl drei Bomben auf Henigs Tor, daß diesem Hören und Sehen verging. Nur seiner Aufmerksamkeit hatte es die Eintracht zu verdanken, daß sie zu dieser Zeit nicht ins Hintertreffen geriet. Kudras dünkte uns manchmal der stärkste Abwehrspieler. Er leistete sich keinen einzigen Fehlschlag, war stets im Bilde und verdonnerte seinen Gegenspieler Schultz in die Rolle eines Statisten. Wloka konnte sich lange Zeit mit der Schnelligkeit Velhorns nicht befreunden, fand aber schließlich doch den Schlüssel, wie er diesen Gegenspieler bannen konnte. Die Außenläufer Remlein und Heilig boten eine gute Leistung, ohne sich jedoch in Supe-form zu präsentieren. Der Neuling Greiner, der Bechtold ersetzte, fand sich nach nervösem Beginn recht achtbar in der neuen Umgebung zurecht. Die Gäste enttäuschten nicht, sie spielten sogar über weite Strecken im Feld gefälliger zusammen als die Riederwälder. Vor allen Dingen übertraf ihr magisches Viereck Lettl-Schädlich-Metz und Bauer II im Zusammenspiel diesmal das Eintracht-Viereck. Die Bayern ließen ihr Spiel von hinten nach vorne fließen, wenn auch häufig übertrieben in die Breite gespielt wurde. Den einzigen Vorwurf, den man ihnen machen muß, war ihre Schwäche im Torschuß. Die Höhepunkte des Treffens stellten die brillanten Zweikämpfe zwischen dem besten Münchener Feldspieler, Metz, und Kreß dar, die mit 60 zu 40% von dem Frankfurter gewonnen wurden. Die besten Bayern: Adam, Metz und Lettl. Das Spiel, das hart, aber nicht unfair abgewickelt wurde,
hatte in Handwerker (Ketsch) einen überaus schwachen Schiedsrichter.
Es ist müßig, an dieser Stelle seine Fehler am laufenden Band
einzeln aufzuführen. Seine Abseitsentscheidung bei Dziwokis Tor in
der 70. Minute allerdings war berechtigt. (aus 'Der neue Sport' vom
08.03.1954) |