Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim

Oberliga Süd 1953/54 - 25. Spieltag

4:2 (2:1)

Termin: 21.02.1954
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 1:0 Richard Kreß (8.), 1:1 de la Vigne (9.); 2:1 Werner Heilig (20.), 3:1 Richard Kreß (49.), 3:2 de la Vigne (62.), 4:2 Erich Dziwoki (89.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfR Mannheim

 


  • Jöckel
  • Heitmann
  • Heckmann
  • Kreis
  • Keuerleber
  • Haberkorn
  • Löttke
  • Siegel
  • O.Meyer
  • Laumann
  • de la Vigne

 

Trainer Trainer
  • Hans Pilz

Richard Kress - der große Reißer

Wenn man dieses Spiel in seiner Gesamtheit spezifizieren wollte, so müßte man es als ein Spiel der Seltsamkeiten bezeichnen. Die Eintracht spielte drückend überlegen und der VfR Mannheim hatte sich der Defensive verschrieben, Ehrlich gesagt, er „riegelte" manchmal mit neun Mann.

Das Seltsame an der ganzen Geschichte aber war, daß eine Zeitlang sogar ein Unentschieden für die Defensivkünstler drin war. Man hatte sich gerade damit befreundet, daß Löttke nur zum Schein die Nummer 7 auf dem Rücken trug und mit seiner Routine Mittelstürmer Kreß schachmatt setzen sollte, da blitzte die Gefährlichkeit der vier Mannheimer Stürmer auf. Laumann setzte mit einem weiten Paß den blonden Meyer ein und dessen gefährlichen Schrägschuß faßte Rothuber in kühnem Sprung hart am Pfosten. Nach dieser großen Tat war er für eine gute Viertelstunde brotlos, denn jetzt spielte die Eintracht auf. Sie stürmte mit sechs Stürmern, denn durch Löttkes zurückhängen brauchte sich Werner Heilig kaum um die Abwehr zu kümmern und tauchte immer wieder vor dem Mannheimer Tor auf. Die VfR-Hintermannschaft stand unter starkem Druck, und man fragte sich, wie lange sie diesen aushalten könnte.

Es dauerte bis zur 8. Minute. Da bemächtigte sich Mittelstürmer Kreß an der Mittellinie des Balles und unternahm einen Sturmlauf in die Mannheimer Hälfte. Nur einmal gab er das Leder, ab, für Sekunden nur, da hatte es ihm Pfaff mit einem schönen Absatztrick zurückgereicht. Zwei, drei Verteidiger versuchten, Kreß noch zu bremsen, vergebens, der herzhafte Schuß sauste an Jöckel vorbei ins Netz. Auf der Tribüne setzte man sich selbstzufrieden zurück — und fiel jäh aus allen Siegesträumen, denn eine Minute später, hatte der defensiv spielende VfR ausgeglichen. Mayer täuschte Hesse an der Außenlinie, und die Frankfurter Hintermannschaft ließ die Flanke ungeschoren in ihren Strafraum gelangen, so daß de la Vigne nur einzuschießen brauchte.

Werner Heilig war zur Stelle

Man wertete diesen Ausgleich als einen kleinen Betriebsunfall, immerhin ordnete Trainer Windmann einen Platzwechsel in der Abwehr an: für den Rest der Spielzeit bewachte Kudras de la Vigne und Hesse sah sich dem linken Flügel gegenübergestellt. Ob es gut war, war zu diesem Zeitpunkt nicht festzustellen, denn vom VfR-Sturm ward bis zum Pausenpfiff nichts mehr zu sehen. Das Eintrachtspiel lief auf hohen Touren, Hesse und Kudras setzten mit weiten Schlägen ihre Flügel ein, oft sah man die beiden selbst im Mannheimer Strafraum auftauchen. Die Rasenspieler halfen sich mit ihrer Superdefensive in dieser höchsten Not, im Volksjargon: sie mauerten ohne Unterbrechung und hatten meistens alle Spieler in ihrer Hälfte. Doch Kreß wich seinen beiden Bewachern (Löttke und Keuerleber) auf die Flügel aus, der linke Flügel Reichert-Pfaff überlief Heitmann ein ums andere Mal und Weilbächer schuftete wie ein Ackergaul, um die VfR-Festung sturmreif zu machen. Das zweite Tor schoß aber ein Läufer, Werner Heilig. Pfaff hatte einen direkten Freistoß in den Strafraum gehoben, den abgeprallten Ball nahm Heilig im plötzlichen Antritt auf und schoß das 2:1 heraus.

Bis zur Pause konnten sich die Gäste bei ihrem Schlußmann bedanken, daß sie von weiteren Einschlägen verschont blieben. Es war unwahrscheinlich, was dieser Jöckel hielt und wie er sich immer wieder den Eintrachtstürmern entgegenwarf. Die zweite Halbzeit begann wie die erste. Mit Steilvorlagen kam der VfR in den Eintrachtstrafraum und Löttke ließ einen ganz raffinierten Scharfschuß vom Stapel, den sich Rothuber in zweimaligem Zufassen hart am Pfosten erhaschte.

Meisterkombination Kreß-Reichert

Als jedoch Reichert und Kreß in einem Musterbeispiel von Dreieckskombination die Mannheimer Deckung ausspielten und Kreß dieses Zusammenspiel mit dem dritten Tor abschloß, schien alles gelaufen. Gewiß, Löttke spielte jetzt wirklich rechtsaußen, aber gegen den Kombinationsfluß der Riederwälder hielten die Gäste mühsam ihren Abwehrdamm aufrecht. Doch die Frankfurter Abwehr wurde ein wenig leichtsinnig und schon war es geschehen. Eine Flanke des vorgestoßenen Heitmann stieß der ungedeckte de la Vigne ins Netz.

Plötzlich war der Faden bei der Eintracht abgerissen, zumal Kreis einen Kreßschuß auf der Torlinie abstoppte und Pfaff nur die Latte traf. Ein Glück für die zerfahrene Eintracht, daß die Mannheimer anscheinend Angst vor ihrem eigenen Mut hatten und nicht alles auf Biegen und Brechen nach vorne warfen. So gingen die Fehlschläge und Deckungsfehler nicht ins Auge und ein viertes Tor, Dziwoki stieß in der 88. Minute ein Zuspiel von Kreß mit dem Knie über die Torlinie, nahm Mannschaft und Anhang alle Sorgen.

Ein Wort noch zu Schiedsrichter Ruhmann (Regensburg). Mit einer solchen Schiedsrichterleistung sollte man nicht einmal B-Klassenvereine beglücken. Ruhmann übersah viele Regelwidrigkeiten, war selten in Ballnähe und versuchte, sich mit Konzessionsentscheidungen aus der Affäre zu ziehen. (aus 'Der neue Sport' vom 21.02.1954)

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