Bayern München - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1953/54 - 12. Spieltag
0:0
Termin: 08.11.1953
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Tschenscher (Mannheim)
Tore: ./.
Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Hochdramatisch auf Giesings Höhen Münchens Fußballpublikum erlebte auf Giesings rauhen Höhen einen hochdramatischen Kampf. 30 000 Zuschauer hielten bis zur letzten Sekunde den Atem an, doch keinem der beiden Vereine gelang das entscheidende Tor, da sich die jeweiligen Hintermannschaften allen Situationen gewachsen zeigten. Die lokale Presse sparte nicht mit Lobeshymnen und Vorschuß und betrieb (man darf es ihr nicht verübeln) bewußten Zweckpessimismus. Auf dem Papier sah auch die Eintrachtelf viel vorteilhafter aus als die Münchener, denen auf eigenem Boden erst 5 Pluspunkte beschieden waren. Die Frankfurter Gäste erfüllten dann auch alle Erwartungen, doch gemach: Nur soweit von der Hintermannschaft die Rede ist. Der Angriff enttäuschte diesmal maßlos. Es tut mir leid, diese harten Worte aussprechen zu müssen, aber von einer Fünferreihe, die bisher soviel Lob geerntet hatte, mußte man sich in der Tat mehr erwarten. Linksaußen Ebeling war ein glatter Versager. Langsam im Start und nicht sprungkräftig genug, so stellte sich der Ex-Hamburger den Besuchern an der Isar vor. Auch sein Nebenmann Pfaff bot wenig. Mit den Kräften scheint der Internationale derzeit so ziemlich am Ende zu sein. Pfaff stand zuviel im Mittelfeld herum, bewegte etwas lustlos seine schlanken Beine und ließ die anderen nach Leibeskräften schuften. Man sah es gelegentlich sehr deutlich, daß von Pfaff die Inspirationen ausgehen. Einige Tricks aus seiner Zauberkiste rissen die Münchener zu Beifall hin. Im gesamten gesehen war das jedoch zu wenig. Wenn Pfaff krank ist, ist der ganze Sturm krank. Etwas wirkungsvoller trat der rechte Flügel mit Dziwoki und Weilbächer in Erscheinung. Besonders von dem blonden Halbrechten drohte den Bayern am meisten Gefahr — und Mittelstürmer Kress? Nun, auch bis München war die Gefährlichkeit dieses noch unverbrauchten Naturburschen gedrungen. Kress sicher bewacht Den 30 000 war es bekannt, daß ganz Frankfurrt mit einer baldigen Nominierung von Kreß in die Nationalelf liebäugelt. Leider hatte er an der Isar sein Soll nicht erfüllen können. Die spielerischen Voraussetzungen (Ballstoppen, Pässe, Kopfballspiel) fehlten ihm, und da es sein Widerpart, Thomas Mayer, in der Schnelligkeit jederzeit mit dem Frankfurter aufnahm, stand er auf verlorenem Posten. Ueberhaupt wuchs die Bayern-Hintermannschaft an der Größe ihrer Aufgabe. Allen voraus stand Verteidiger Hans Bauer, der sich für den Norwegenkampf nachdrücklich empfahl. Die Lichtblicke der Eintracht waren also in den hinteren Reihen zu suchen.Ohne Fehl und Tadel operierte das Schlußdreieck. Neidlos erkannte das Publikum das Können von Henig an. Beruhigend, wie er die hohen Flankenbälle aus der Luft holte, wie er bei gut gezielten Schüssen seiner Gegner reagierte. Bechthold, Kudraß und Wloka werkten unermüdlich schier bis zum Umfallen. Es war aber auch notwendig, denn der FC Bayern diktierte über weite Strecken das Spiel. Das Offensivspiel der beiden Außenläufer Remlein und Heilig kam kaum zur Geltung. Wären die Bayern-Stürmer bei einigen Situationen entschlossener gewesen, so hätten selbst die Bürger in Frankfurt noch die Jubelrufe hören können. Reguläres Tor übersehen Den günstigeren Eindruck hinterließen im Feld ohne Zweifel die Gastgeber. Der Kampf wurde hart gespielt. Es gab unvermeidliche Zusammenstöße, doch immer schüttelten sich die Akteure wie nasse Eisbären ab und weiter ging das Ringen um Sieg oder Niederlage. In der Hitze des Gefechtes passierten bedauerlicherweise auch einige Unsportlichkeiten. Die Sündenböcke zu nennen, hieße ein vierblättriges Kleeblatt auf einer Wiese zu suchen. Die Eintrachtkondition verblüffte. Im Schlußabschnitt drohten die Kräfte der Münchner zu erlahmen. Zu lange liefen sie Sturm auf das unüberwindliche Eintracht-Bollwerk. Die dramatischsten Abschnitte des Spieles: Die fünf ersten und fünf letzten Minuten. 0:0 endete der Punktekampf, und doch schossen die Frankfurter ein regelrechtes Tor. Kaum dreimal hatte sich der Minutenzeiger gedreht, da setzte Pfaff den flinken Weilbächer mit einer Steilvorlage ein. Der Eintracht-Halbrechte erkannte blitzschnell seine Chance und kurvte in den Bayern-Strafraum. Adam lief ihm drei Schritte entgegen; Weilbächer schoß und mit der linken Hand berührte Adam noch den Ball. In hohem Bogen flog das Leder in die rechte obere Torecke des Münchner Gehäuses und bäumte sich im straff gespannten Netz unmittelbar hinter der Querlatte. Noch ehe der Ball zu Boden fiel, schlug ihn Verteidiger Bauer ins Feld zurück. Die Eintracht-Stürmer jubelten, doch Schiedsrichter Tschenscher (etwas weit im Mittelfeld postiert) winkte ab und ließ weiterspielen. Ohne Reklamation nahmen die Gäste die Entscheidung des Unparteiischen hin, und in den letzten 5 Minuten lag der Eintracht zweimal der krönende Torschuß vor den Füßen (Weilbächer und Kreß). Zweimal rettete Torwart Adam bravourös. Kurz vor
dem Schlußpfiff stürmten die Bayern nochmals davon. Pfaff rettete
auf der Torlinie. Ein weiterer Schuß des Münchners Schädlich,
Wloka riß die Arme hoch und der Ball verfing sich in seinen Händen.
30000 forderten Elfmeter. Es war lediglich eine Reflexbewegung (Schutzhand)
und folgerichtig ließ Tschenscher die wenigen Sekunden weiterspielen.
(aus 'Der neue Sport' vom 09.11.1953) |