VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1953/54 - 10. Spieltag

2:2 (0:0)

Termin: 25.10.1953
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 0:1 Erich Dziwoki (49.), 0:2 Hans Weilbächer (52.), 1:2 Langlotz (62.), 2:2 Langlotz (68.)

>> Spielbericht <<

VfR Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Samstag
  • Stiefvater
  • Heitmann
  • Schreck
  • Keuerleber
  • Kreis
  • Löttke
  • de la Vigne
  • Langlotz
  • O.Meyer
  • Laumann

 


 

Trainer
  • Hans Pilz
Trainer

Eintracht-Abwehr mit Schwächen

Es ist eine komplizierte Geschichte, dieses 2:2 plausibel zu machen. Am wenigsten verstehen es diejenigen, die dabei waren. Es handelt sich um Tausende. Jedenfalls konnte man sie jubeln und stöhnen hören. Die Frankfurter sind auswärts nicht mehr kleinlaut, das Selbstbewußtsein der Eintracht hat ansteckend gewirkt. Das Unentschieden kommt den Daheimgebliebenen wahrscheinlich nicht unerwartet, es stand auf vielen Tippzetteln.

Die Mitgefahrenen können es aber nicht fassen. Die Erlebnisse der ersten Halbzeit, eine Eintracht, die den VfR in Fesseln legte, in wunderbare elastische Fesseln, aus denen es kein Entrinnen gab. Remlein und Pfaff — fast ständig auf einer Höhe operierend — zogen die Stricke an und ließen sie locker, ganz nach Belieben. Remlein und Pfaff panzierten Vorlage um Vorlage in den freien Raum, zwischen den VfR-Torwart Samstag und Mittelstürmer Kreß. Richard brauchte nur anzutreten. Aber wo blieb er? Der stampfende Horaser bekam diesmal im wahrsten Sinne des Wortes keine Bande. Er kann nicht ohne seinen Antritt existieren. Ein so vehementer Start, wie er ihn besitzt, setzt jedoch einen einwandfreien Boden voraus. Auf dem klatschnassen Mannheimer Rasen war er unmöglich. Zuerst, fiel Kreß jedesmal auf die Nase, dann wurde er vorsichtiger und — kam an Keuerleber nicht mehr vorbei. Trotzdem liefen die Kombinationen der Riederwälder weiter ab wie ein Uhrwerk: So präzis, aber auch so geradeaus. Als jedes Kind längst erkannte, daß von dem Horaser diesmal kein Tor zu erwarten war, landeten die Bälle immer noch serienweise in seinem Wirkungsbereich.

Ein Jammer um all die prächtige Vorarbeit, ein Jammer auch um diese abgewogenen Pässe, die irgendwo im Leeren verendeten. Blieb Eintrachts Torschütze Nummer zwei: Dziwoki. Dziwoki hatte diesmal mehr als einen Treffer in seiner Kiste, das sah man auf den ersten Blick, aber er hatte auch einen Gegenspieler, der ihm in erbittertem Einsatz und knorriger Schnelligkeit nicht nachstand. Bei den Duellen zwischen Heitmann und Dziwoki sprühten Funken. Trotzdem stand Erich zweimal mit gezücktem Schußbein so günstig vor Samstag, daß man für mindestens ein Tor garantieren mochte. Beide Male wurde er von Heitmann und Stiefvater vom Ball gedrängt, und zumindest das erstemal handelte es sich um ein so großes Foul, daß die 15000 vor Schreck erstarrten.

Aber Ruhmann pfiff nicht. Die Elfmeterscheu dieses Schiedsrichters nimmt langsam skandalöse Formen an, sprechen wir es ruhig aus: Ruhmann hatte Platzangst. Vor Zorn schmetterte Ebeling einen Direktschuß aus 25 Metern gegen den Pfosten, der allein seine Aufstellung gerechtfertigt hätte. Ebeling leistete aber auch sonst viel Nützliches und fügte sich mit sehr bewundernswertem Verständnis in die neue Linie der Riederwälder ein. Dennoch entstand langsam das Bild, als ob die Eintracht gegen ein Tor anrannte, zu dem sie den Schlüssel verloren hatte. Und dennoch hörte man vom Eintracht-Block herüber die ersten Seufzer. Jedesmal, wenn die Mannheimer vorstießen, knisterte es in der Verteidigung. Kudraß kämpft tapfer gegen seine Krise an, aber sie trat in Mannheim noch deutlicher als an den vergangenen Sonntagen in Erscheinung. Und wenn Wloka, der kaum einmal auf einen Langlotz-Trick hereinfiel, nicht die wunderbare Fähigkeit hätte, die Länge seiner Beine, wenn es nottut, zu verdoppeln, dann hätte trotz drückender Eintracht-Ueberlegenheit leicht etwas passieren können. Die Minuten verrannen den Riederwäldern zwischen den Fingern.

Und dann unmittelbar nach dem Wechsel brach das Glück so mächtig über sie herein, daß man ihm offenbar nicht gewachsen war. Nicht nur, daß Dziwoki, als drei Mannheimer und schließlich er selbst stürzten, das Führungstor ins Netz praktizierte, sondern auch das sofortige Nachstoßen Weilbächers war von Erfolg gekrönt. Endlich hatte Remlein einmal an ihn gedacht, an ihn, der mit dem Schmierseifenboden am besten fertig wurde. Wenn es bei der Eintracht einen Mann gab, der sich eignete, die Rolle von Kreß zu übernehmen, dann war es der blonde Hattersheimer. Die beiden Mannheimer Treffer fielen jedoch fast genau so schnell hintereinander. Das Tor von Langlotz konnte kaum vermieden werden, aber der Treffer von Meyer, dessen Kopfball, von zwei Mannheimer Spielern gedeckt, langsam über die Linie rollte, offenbarte ganz deutlich, daß die Eintrachtdeckung sich neuerdings kopfscheu machen läßt. Mag sein, daß Henig, der sich am Boden wälzte und dann energisch protestierte, unfair behindert wurde, aber selbst als er ausgeschaltet war, bestand noch genug Gelegenheit, die Einbruchstelle zu flicken. (aus 'Der neue Sport' vom 26.10.1953)

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