Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

Oberliga Süd 1953/54 - 9. Spieltag

2:1 (1:0)

Termin: 18.10.1953
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Albert (Augsburg)
Tore: 1:0 Erich Dziwoki (2.), 2:0 Richard Kreß (68.), 2:1 Rau (69.)

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Eintracht Frankfurt Karlsruher SC

 


  • R.Fischer
  • Bechtel
  • Baureis
  • Sommerlatt
  • M.Fischer
  • Dannenmeier
  • Traub
  • Rastetter
  • Kunkel
  • Rau
  • Strittmatter

 

Trainer Trainer
  • Adolf Patek

Spielertemperament am Riederwald

Herbstlich kühl war die Witterung am Sonntag draußen am Riederwald, als der süddeutsche Meister Eintracht Frankfurt vor 15000 Zuschauern den KSC Karlsruhe empfing. Auf dem Spielfeld selbst ging es sehr temperamentvoll zu, und die Eintracht hatte alle Hände voll zu tun, bis der 2:1-Sieg über die badischen Gäste sichergestellt war.

Es war kein gutes Spiel, das die Riederwälder vorführten, aber immerhin ein gutes Spiel. Der Gegner aus Karlsruhe ist ja bekannt, daß er auch einen sehr guten Fußball zu spielen versteht. Die Mannschaften standen sich in den technischen Feinheiten absolut in nichts nach.

Bei der Eintracht war diesmal nicht alles eitel Sonnenschein. Da gab es zum Beispiel in der Verteidigung manchen bedenklichen Schnitzer. Kudraß brauchte lange Zeit, bis er sich auf das verzwickte Spiel seines Rechtsaußen Traub eingestellt hatte. Sein Abspiel war, vornehmlich in der ersten Halbzeit, geradezu miserabel. Auch bei Mannschaftskapitän Bechtold traten bedenkliche Schwächen zutage.

Ein Glück, daß Henig und Wloka voll auf dem Posten waren. Henig gab erneut einige Proben seines außerordentlich großen Könnens, so in der ersten Halbzeit, als er einen unheimlich scharfen, flachen Drehschuß von dem aktivsten Karlsruher Stürmer, Traub, unter sich begrub, als er kurz vor der Pause sich in einem tollen Hechtsprung Strittmatter vor den einschußbereiten Fuß warf. Nach der Pause hechtete er einen tollen Schuß Kunkels aus der Ecke und gleich darauf riß er einen Kopfball Dannenmeiers in großer Manier an sich. Wloka stand eisern und schenkte seinem Gegenspieler Kunkel, der nach der Pause seinen Platz mit Traub eintauschte, keinen Zoll Boden. Diesen beiden am nächsten kamen die sehr emsigen Außenläufer Remlein und Heilig.

Im Angriff ging die größte Wirkung vom rechten Flügel aus. Vor allem Dziwoki war vor der Pause kaum zu halten. Er war überall dort anzutreffen, wo es eine Torchance zu wittern gab. Das Zusammenspiel mit seinem Halbstürmer Weilbächer war während dieser Zeit fast fehlerlos. Bei Kreß fiel uns diesmal eine Tatsache unangenehm auf, und zwar, daß er langsam beginnt, das eigensinnige Spiel zu übertreiben. Er versäumte es mehrmals, seine in aussichtsreicher Position stehenden Mitspieler einzusetzen. Pfaff kam erst spät in Spiellaune und da gelang ihm wieder mit einem Ball vieles, was andere mit zweien nie zustande brächten. Geier am linken Flügel hatte nicht seinen besten Tag erwischt und versiebte viel. Im ganzen gesehen hat die Eintracht immer noch ein gutes Spiel geliefert, aber so einige Oberflächlichkeiten haben sich bei einigen Spielern eingeschlichen, die wieder ausgemerzt werden müssen, wenn man das hohe Ziel, die süddeutsche Meisterschaft erfolgreich zu verteidigen, erreichen will.

Der KSC Karlsruhe hat das gehalten, was man sich von der Elf versprochen hatte. Sie hatte in der letzten Woche in der Schweiz gegen zwei Auswahlmannschaften gewonnen und dort begeisternde Kritiken erhalten. Nun, ein Meisterschaftsspiel ist etwas anderes als ein Spiel als Trainingspartner. Die Mühlburger spielten einen gepflegten Fußball, übertrieben aber auch zu sehr das Kleinspiel. Diese Fußballersünde wurde hauptsächlich im Sturm am laufenden Band demonstriert. Kam dann ein Stürmer schließlich einmal zum Schuß, dann machte er in neun von zehn Fällen, wie man im Rugby sagen würde, einen erhöhten Versuch. Gefährlich war allein Traub, der mit einigen scharfen Flachschüssen Henig vor große Proben stellte. Kunkel ist nun mal kein Mittelstürmer, sondern gehört auf den Außenposten. Rastetter, der bestimmt große Verdienste für den Karlsruher Club hat, kommt in einem scharfen Erstligatreffen nicht mehr ganz mit.

In der Karlsruher Deckung drehte sich alles um Mittelläufer Max Fischer. An ihm biß sich Kreß die Zähne aus. Sommerlatt und Dannenmeier verfielen wieder in ihre alten Fehler allzu offensiv zu spielen. Die Achillesferse der Badenser bildeten ebenfalls die Verteidiger, die manche Gefahr heraufbeschworen. Rudi Fischer machte beim ersten Treffer keine gute Figur, da er den Ball falsch berechnete, hielt aber sonst ohne Fehl und Tadel.

Die Eintracht wußte, wie schwer sie sich bisher immer gegen die Karlsruher getan hatte, wußte aber auch, daß ihr letztjähriger 4:1-Erfolg über die Gäste ihnen die Endrundenteilnahme bescherte und starteten diesmal mit einem Blitzangriff. Noch ehe der Sekundenzeiger einmal eine volle Umdrehung zurückgelegt hatte, hieß es durch Dziwoki nach einem Weilbächer-Zuspiel 1:0 für die Eintracht. Das erlösende 2:0 ließ bis zur 68. Minute auf sich warten. Pfaff spielte zu Dziwoki, der verlängerte mit dem Kopf weiter zu dem ungedeckten Kreß. Kreß lief noch ein paar Schritte und schoß dann unhaltbar ein. Drei Minuten vor Schluß donnerte Rau die Querlatte an und nur eine Minute später hatte Rau aus halblinker Position den Gegentreffer der Karlsruher flach in die linke Ecke eingeschossen. (aus 'Der neue Sport' vom 19.10.1953)

 



Schnelle 1:0-Führung für Eintracht

Eintracht Frankfurt — Karlsruher SC 2:1

Der teilweise stark mittelfeldüberlegene Gast verlor das Spiel gegen den süddeutschen Meister etwas unglücklich. Ähnlich wie im Vorjahr verstanden es die Karlsruher nicht, die zahlreichen Torchancen in der ersten Halbzeit auszunützen. Damit sind die Karlsruher vorläufig ins Mittelfeld abgefallen, und es wird sehr schwer werden, den Anschluß an die Spitzenreiter wieder zu finden.

Eintracht: Henig; Bechtold, Kudras; Remlein, Wloka, Heilig; Dziwoki, Weilbecher, Kress, Pfaff, Geyer.

KSC: R. Fischer; Bechtel, Baureis; Sommerlatt, M. Fischer, Dannenmaier; Traub, Rastetter, Kunkel, Rau, Strittmatter.

Der KSC fuhr mit der derzeit besten Mannschaft zum süddeutschen Meister und lieferte in Frankfurt in der ersten Hälfte ein großartiges Spiel. Der Innensturm war jedoch in Tornähe vollkommen harmlos, so daß es der Frankfurter Abwehr nicht schwer fiel, die pausenlos anstürmenden Karlsruher abzuwehren. Gefahr drohte den Hausherren nur durch die Flügelstürmer, da Traub durch seine Schnelligkeit immer wieder der Frankfurter Hintermannschaft ein Schnippchen schlug und auch Strittmatter auf dem anderen Fügel kaum zu halten war.

Auch die Läuferreihe zeigte sich wieder in bester Verfassung. M. Fischer ließ den sehr gefährlichen Frankfurter Torjäger Kress nicht aus den Augen, und beide Seitenläufer waren in Abwehr und Aufbau gleich gut. Von den Verteidigern lieferte diesmal Bechtel die bessere Partie, während Baureis oft in Schwierigkeiten gegen Dziwoki geriet. R. Fischer errang bei den Frankfurter Zuschauern durch seine guten Paraden viel Beifall.

Die Schwäche der Elf war jedoch der unproduktive Innensturm. Rastetter besitzt für derartige Spiele nicht mehr die ausreichende Kondition; Kunkel war bei dem energisch dazwischenfahrenden Stopper Wloka gut aufgehoben, unu Kau verlor sich in nutzlosen Tändeleien.

Bei den Frankfurtern war ebenfalls die Läuferreihe das Prachtstück der Mannschaft. Die Seitenläufer haben das Hauptverdienst an dem knappen Sieg, weil sie es verstanden, die Karlsruher Halbstürmer auszuschalten. Eine große Partie lieferte auch der Stopper Wloka, gegen den Mittelstürmer Kunkel auf verlorenem Posten stand. Schwächer waren dagegen die Frankfurter Verteidiger Bechtold und Kudras, die oftmals gegen die flinken Karlsruher Außenstürmer das Nachsehen hatten.

Aehnlich wie im Vorjahr gelang auch diesmal wieder der Eintracht ein Blitzstart. Wenige Sekunden nach Anpfiff erzielte der unbewachte Rechtsaußen Dziwoki den ersten Frankfurter Treffer. Die Karlsruher ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen, zogen ein schönes, gefälliges Kombinationsspiel auf, waren aber mit ihrer Kunst am Frankfurter Strafraum zu Ende. Was dennoch aufs Tor kam, wurde eine sichere Beute des hervorragenden Torhüters Henig.

Nach dem Wechsel spielten die Frankfurter mit dem Wind im Rücken, und es gelang ihnen, das Spiel ausgeglichen zu gestalten. Eine derartige Ueberlegenheit, wie sie die Karlsruher vor dem Wechsel erreicht hatten, konnten sie jedoch nicht herausspielen. Ihre Angriffe waren allerdings wesentlich gefährlicher als die der Gäste, und als in der 69. Minute Kreß eine Vorlage von Dziwoki verwandelte, war praktisch das Spiel entschieden. Obwohl der KSC weiterhin sich nach Kräften bemühte, zu Toren zu kommen, waren die Bemühungen der Karlsruher erst ganz zum Schluß erfolgreich, als Rau in der 89. Minute das Ehrentor herausholte. (Badische Allgemeine Zeitung vom 19.10.1953)


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