BC Augsburg - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1953/54 - 3. Spieltag
2:4 (1:2)
Termin: 30.08.1953
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Eisenmann (Mannheim)
Tore: 0:1 Hans Weilbächer (6.), 0:2 Richard Kreß (12.), 1:2 Schuller (13. Elfmeter), 1:3 Alfred Pfaff (67.), 1:4 Erich Dziwoki (77.), 2:4 Bachl (86.)
BC Augsburg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Eintracht stärker als im Vorjahr Pfaff schmiß den Laden Eintrachts Spielausschußvorsitzender Balles und Trainer Windmann waren von zweierlei Dingen überrascht: einmal von der klugen Partie ihrer Mannschaft und zum anderen von der unerwartet schwachen Leistung des BC Augsburg. Trotz desmäßigen Widerstandes, den die Augsburger boten, mögen sie recht haben, wenn sie behaupteten: „Unsere Mannschaft ist gegenüber dem Vorjahr stärker geworden." Sie meinten damit den gegenüber der Vorsaison veränderten Angriff, der durch die Hereinnahme von Kreß und Weilbächer zweifellos an Gefährlichkeit gewonnen hat. Kreß, dieser Kämpfertyp aus Horas, offenbarte alle Voraussetzungen, die ein Mittelstürmer beim W-M-System braucht: Schnelligkeit, Härte, Kondition, Spielverständnis und einen ausgeprägten Torriecher. Allerdings machte ihm diesmal Rupprecht, der Ersatzmann für den noch immer verletzten Platzer, die Aufgabe nicht allzu schwer. Aber wie sich Kreß immer wieder vom Gegner löste und auf die Steil-Vorlagen von Pfaff einging, stempelte ihn zu einem Stürmer von Format. Weilbächer, beständig und klug, fehlte noch der Schuß Kaltblütigkeit, der gerade Kreß auszeichnet. Aber bei allen Verdiensten der beiden blonden Neuzugänge: Was wäre der Eintrachtsturm ohne den großen Regisseur Pfaff? Intelligent hielt sich der Halblinke etwas in der Tiefe auf und schaffte mit seinen unnachahmlichen Pässen seinen Nebenleuten freies Feld. Dieses meisterhafte Zuspiel des jungen Internationalen brachten der Eintracht zwei Tore (Nummer 2 und Nummer 4) ein. Alles, was Pfaff machte, hatte Hand und Fuß. Er tat keinen Schritt zuviel, aber wenn er einen tat, hatte er Sinn, und wenn er einmal eine günstige Gelegenheit erspähte, zog er beherzt auf eigene Faust los und schoß wie aus der Kanone. Gegen dieses glänzende Innentrio fielen die Außen etwas ab. Geier konnte nie richtig Tritt fassen (wie oft rief Henig seinem Linksaußen aufmunternde Worte zu), und Dziwoki kam erst nach der Pause einigermaßen in das gewohnte Fahrwasser. Die Abwehr, um den langen Wloka gruppiert, wußte sich der verzweifelten Angriffe des BC Augsburg zu wehren. Wenn, was sehr selten vorkam, ein BCA-Stürmer freie Schußbahn fand, dann zeigte sich Henig im Tor als ein großer Könner. Riesigen Beifall konnte er einheimsen, als er eine Bombe von Bachl meisterte und einen Schrägschuß von Reiser mit den Fingerspitzen um den Torpfosten drehte. Bewundernswert war die Leistung von Wloka: Deutlich machte sich nach der Pause bei ihm seine alte Knieverletzung bemerkbar, aber trotzdem stand er voll seinen Mann gegen den quirligen Schlump und ließ auch später Biessinger, der für Schlump in die Mitte gewechselt war, nicht zum Zuge kommen. Die Außenläufer Krömmelbein und Heilig arbeiteten ein mächtiges Pensum herunter, ohne weit über den Durchschnitt herauszukommen. Kudraß und Bechtold bildeten ein zuverlässiges, hart dazwischenfahrendes Verteidigerpaar. Den BC Augsburg hat man schon lange nicht mehr so schwach spielen sehen. Ohne Platzer ist die Hintermannschaft völlig außer Rand und Band geraten. Höchstens der linke Verteidiger Knöferl konnte den Ansprüchen genügen. Beide Außenläufer blieben matt und konnten nie die Initiative im Mittelfeld an sich reißen. Die Stürmer pflegten von der ersten bis zur letzten Minute stur ein enges Innenspiel. Schon nach zwölf Minuten lag die clever kämpfende Eintracht mit 2:0 vorne. Zuerst war der Blondschopf Weilbächer an den Ball gekommen, und da ihn niemand angriff, schoß er beherzt mit dem linken Bein in die äußerste Torecke, unhaltbar für den BCA-Torwart Schmidt. Der zweite Treffer in der 12. Minute war hauptsächlich ein Verdienst von Pfaff: Sein wunderbarer Paß erreichte den vorne lauernden Kreß, dieser machte noch ein paar Schritte und knallte über den herauslaufenden Torwart Schmid sicher zum 2:0 ein. Gleich im Anschluß daran verhängte Schiedsrichter Eisemann aus Mannheim einen etwas harten Elfmeter gegen die Eintracht. Bachl war im Zweikampf mit Wloka zu Fall gekommen, den Strafstoß verwandelte der BCA-Linksaußen Schuller mit einer schönen Täuschung zum 1:2. Nach Wiederbeginn dasselbe Bild. Die Eintracht, im Bewußtsein
ihres Könnens, ließ sich in keiner Phase erschüttern.
Zunächst rettete der rechte Augsburger Läufer Niklasch gerade
noch auf der Torlinie, aber dann war es in der 67. Minute passiert: Pfaff
übernahm etwa in der Höhe der Mittellinie den Ball, zog unwiderstehlich
los, umspielte Rupprecht und schoß aus spitzem Winkel knapp neben
den Pfosten ins Netz. Der nächste Eintracht-Treffer in der 77. Minute
fiel wiederum auf glänzende Vorarbeit von Pfaff. Der Internationale
dirigierte einen Strafstoß genau auf den Fuß von Dziwoki,
dieser blieb im Zweikampf mit dem BCA-Torhüter Schmid Sieger und
hatte wenig Mühe, zum vierten Eintracht-Tor einzulenken. Nun versuchte
der BC Augsburg mit Macht, das Ergebnis zu korrigieren. Aber Henig und
seine Vorderleute waren voll auf dem Posten. Erst in der 86. Minute mußte
Henig hinter sich greifen. Allerdings waren diesem Treffer von Bachl zwei
klare Regelverstöße (Abseits und Hand) vorausgegangen, die
beide der Schiedsrichter nicht ahndete. Vergebens reklamierte die Eintracht-Elf
gegen dieses Tor. (aus 'Der neue Sport' vom 31.08.1953) |