Eintracht Frankfurt - SV Waldhof
Mannheim |
Oberliga Süd 1953/54 - 2. Spieltag
4:1 (4:0)
Termin: 23.08.1953
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Jakob (Lichtenfels)
Tore: 1:0 Richard Kreß (13.), 2:0 Richard Kreß (17.), 3:0 Alfred Pfaff (21.), 4:0 Werner Heilig (31.), 4:1 Herbold (80.)
Eintracht Frankfurt | SV Waldhof Mannheim |
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Trainer | Trainer
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Kreß und Remlein im Blickfang Nach 45 Minuten alles klar Zum erstenmal sah Frankfurt die Neuimporten der Eintracht auf dem Spielfeld. Man muß es der Eintracht bescheinigen: Man hat gut eingekauft. Was ist dieser Kreß für ein bulliger Spieler, auf zwei kräftigen Beinen sitzt ein gedrungener Körper, der schon einen kräftigen Rempler vertragen kann. Ehe sich Stopper Ratzel auf die Ausflüge des Ex-Horaser zu den Flügeln hinaus und auf seine Körperdrehungen eingerichtet hatte, war die erste Halbzeit schon vorüber. Nachher kam Kreß bei Ratzel nicht mehr so leicht vorbei — aber, da hatte auch die Eintracht ihr Spiel um zwei-drei Zähne zurückgedreht. Das Auffallende an Remlein ist seine Unauffälligkeit. Bis zur Pause war er auf unserem Notizblock wenig in Erscheinung getreten, so unauffällig setzte er sich in der Abwehr ein. Er überließ dem fülligen (und trotzdem behenden) Heilig lieber die Offensive. Immerhin hatte es Remlein auch mit Heim, Waldhofs schnellstem Mann, zu tun. Dieser Heim war ein gefährlicher Bursche, aber Remlein hatte ihn bald an die Leine genommen und da war es mit Waldhofs Gefährlichkeit, die schon von Anfang nicht weit her war, ganz und gar vorbei. Nach der Pause, als Heilig ein wenig verschnaufte, da sah man, daß der Neuzugang aus dem Weinort Geisenheim auch gute Vorlagen zu geben versteht. Mit einer oder zwei Ausnahmen spielte die Eintracht ohne Tadel. Weilbächer war ein unermüdlicher Wühler, nur mit seinen Schüssen hatte er maßloses Pech. Pfaff „befüßelte" das Bällchen, als wäre es seine heimliche Geliebte und riß die Waldhofabwehr immer wieder auseinander, und auf dem linken Flügel kurvte Geier wie ein munteres Füllen. Alles war ok, bis auf zwei Ausnahmen. Die eine war Wloka. Nicht immer war er ganz im Bilde, aber bei dem mehr als harmlosen Waldhof-Sturm konnten seine Schnitzer nicht ins Auge gehen. Der zweite schwache Punkt in der Mannschaft war an diesem schönen Sonntagnachmittag Erich Dziwoki. Sein Eigensinn verhinderte manchen schönen Kombinationszug. Zwar düpierte er seine Gegner, aber dann übersah er den rechten Moment zum Abspielen und blieb beim nächsten Widersacher hängen. War an diesem Tag Dziwokis Wunschtraum, Mittelstürmer zu spielen, zu übermächtig? Manchmal war sein Posten verwaist und oft in entscheidenden Augenblicken. Wir wissen nicht, wen sich Bundestrainer Herberger, der neben Rudi Gramlich auf der Tribüne saß, in seinem Notizbuch vermerkt hat. Aber wir könnten uns vorstellen, daß er bei Kreß, Weilbächer, Pfaff und Remlein ein Kreuzchen gemacht hat. Eins wissen wir genau: Von den Waldhof Spielern hat ihm keiner gefallen. Das war keine Mannschaft, das war oft ein einziges Durcheinander vor Lettners Tor. Der Sturm war mäßig und was uns der Waldhof-Vereinswirt auf dem rechten Flügel zeigte, war abgestandener Bierschaum. Die Waldhöfer schienen einer Katastrophe entgegenzugehen, da gab sich die Eintracht mit dem Vorsprung zufrieden. Zu Anfang lief das Eintrachtspiel zu engmaschig, einmal standen vier Stürmer auf zwei Quadratmetern nebeneinander. Doch dann verstand es besonders Kreß, das Spiel auseinanderzuziehen, Pfaff fädelte die ersten gefährlichen Vorstöße ein und beide Male fand Weilbächer in günstiger Position das Tor nicht. So dauerte es immerhin zwölf Minuten, bis das erste Tor am Riederwald fiel. Pfaff war nicht vom Ball zu drängen, und dann war es wie im Schulbuch für Fußballer. Auf den Querpaß (von Pfaff zu Heilig) folgte ein Steilpaß (von Heilig zu Kreß). Kreß stand so günstig und der Ball kam so maßgerecht, daß ein Schlenzer zum 1:0 genügte. Von dem kuriosen zweiten Tor werden die Zuschauer noch lange sprechen. Geier hatte geflankt und Kreß den Ball in Lennerts Tor gespitzelt. Der Ball prallte wieder heraus, aber Schiedsrichter Jakob deutete zur Mitte. Die Waldhöfer zogen den einen Linienrichter zu Rate — und Jakob zog seine Entscheidung zurück! Jetzt gab er auf der Torlinie einen Niederwurf und ehe es sich die auf ihrer Torlinie zahlreich versammelten Waldhöfer versehen hatten, war von Kreß' Fuß der Ball ins Netz geflogen. Vor dem dritten Treffer hatte Jakob eine weitere unverständliche Entscheidung gefällt. Den durchgebrochenen Dziwoki hatte Herbold einwandfrei (auch für Kurzsichtige) gelegt. Zum Erstaunen aller verhängte Jakob wegen dieses Fouls im Strafraum einen indirekten Freistoß! Der Ball prallte von Lennert zurück und Pfaff schoß zum 3:0 ein. Das vierte Tor erzielte Heilig auf Zuspiel von Dziwoki. Die zweite Halbzeit verlief etwas geruhsam, die Eintracht
war zufrieden und Waldhof hatte resigniert. Man erheiterte sich an dem
Linienrichter vis-a-vis der Tribüne, der mit der Abseitsregel nicht
einig wurde. Herbold brachte einen direkten Freistoß, der von der
Abwehrmauer in eine andere Richtung gelenkt wurde, bei Henig im Netz unter
und ein fast sicheres Tor Weilbächers holte Rößling mit
einem Fuß noch für den geschlagenen Lennert von der Torlinie.
(aus 'Der neue Sport' vom 24.08.1953) |