Eintracht Frankfurt - Viktoria
Aschaffenburg |
Oberliga Süd 1951/52 - 14. Spiel
3:1 (3:1)
Termin: 02.12.1951 auf dem Bornheimer Hang
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Albert (Augsburg)
Tore: 1:0 Alfred Pfaff (2.), 2:0 Hubert Schieth (12.), 2:1 Liedtke (21.), 3:1 Joachim Jänisch (31.)
Eintracht Frankfurt | Viktoria Aschaffenburg |
|
|
Trainer | Trainer
|
39jähriger Lehner für Viktoria unersetzlich Aschaffenburg spielte „Scheiberl" und vergaß die Flügel einzusetzen Verzeihung, liebe „Sport-Magazin"-Leser, wenn ich euch verraten muß, daß ich die Aschaffenburger in meinem Leben zum ersten Male gesehen habe! Das war aber ein Grund mehr, mit besonders hochgeschraubten Erwartungen zum Bornheimer Hang zu gehen. Ich darf es vorwegnehmen: Die Viktoria hat mir imponiert. In dieser Mannschaft steckt neben einem starken Kampfgeist ein solides technisches Können. Uns wurde aber während des Spielverlaufs auch klar, warum diese unverkennbaren spielerischen Mittel sich nicht auf das Endergebnis auswirken konnten. Ernst Lehner, der Trainer und Betreuer der Elf, saß am Spielfeldrand. Er, der einzige Spieler des Neulings, den wir schon sahen, als er noch das Trikot der Nationalmannschaft trug, fehlte der Mannschaft trotz, seines Alters. Wir vermißten ihn nicht, weil er ein Spiel durch Kraft entscheiden könnte, sondern weil der Sturmreihe der Viktoria der Dirigent fehlte, der ein weites Flügelspiel aufzuziehen vermag, der seine Stürmer in die Gassen schickt. Weil die Aschaffenburger das nicht taten, konnten sie auch nicht zu Toren kommen. Oh, wie irrte der Tribünenbesucher, der meinte, daß die Eintrachtabwehr unüberwindlich an diesem Tage sei. Wenn eine Mannschaft auf Wiener Art „Scheiberl" spielt, den Querpaß übertreibt und dann plötzlich alle Bälle hoch in den Strafraum hebt, dann kann eine Abwehr, die zudem noch körperlich die besten Voraussetzungen mitbringt, schon glänzen. Wir wollen beileibe nicht sagen, daß der Eintracht-Sieg unverdient gewesen sei, wir können aber ebensowenig behaupten, daß die „Adlerträger" nach diesem Spiel wieder Anschluß an die Leistungen bei Saisonbeginn gefunden haben. Sicherlich, es lief vieles besser als zuletzt, es wurde auch geschossen. Aber im Sturm gab es auch dieses Mal nur einen Mann, der voll überzeugte, und das war — wie immer in letzter Zeit — Schieth. Was Schieth an Kondition aufbrachte, war großartig. Sein zweites Tor, so schnell und so überraschend geschossen, war eine Glanzleistung. Die Außenläufer hätten zu diesem Zeitpunkt die Befreiung vom Druck der Viktoria bringen müssen und Pfaff, der gut spielte, aber gerade hier sein übliches „Schäferstündchen" eingelegt hatte, mußte sich zu diesem Zeitpunkt einschalten. , Und brannte es nicht noch einmal lichterloh im Viktoria-Strafraum, als sich die Außenläufer und Pfaff plötzlich darauf besannen, daß sie neben der Verteidigung des eigenen Tores auch noch eine andere Aufgabe hatten? Zwei prächtige Gegenstöße wurden nur deshalb nicht mit Toren gekrönt, weil Jänisch einmal nach dem Grundsatz handelte: „Warum praktisch, wenn es auch umständlich geht" und beim anderen Male Pech hatte, als sein Bombenschuß knapp am Pfosten vorbeistrich. Was wäre aber geworden, wenn Eintracht die ersten Tore durch Fehler von Döppenschmidt und Seidel nicht so leicht in den Schoß gefallen wären? Was wäre geschehen, wenn sich die Viktoria-Abwehr nicht einige Male so plump hätte überrumpeln lassen? Und was wäre passiert, wenn Budions „Abstauber" gleich nach Wiederanpfiff statt an den Pfosten zu prallen, den Weg ins Netz gefunden hätte? Nein, überzeugend war der Eintracht-Sieg noch nicht, obwohl die Mannschaft verbessert erschien und vor allen Dingen Jänisch und auch Rothuber, der für Henig das Tor hütete, quicklebendig spielten. Schiedsrichter Albert hinterließ den Eindruck,
daß er nicht ganz sattelfest bei der Regelauslegung ist. Er benachteiligte
die Viktoria mehr, als die Eintracht. (aus dem 'Sport-Magazin' vom
05.12.1951) |