Turbine Erfurt - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1951/52

1:3 (1:1)

Termin: 12.08.1951 in Dresden
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: G. Schulz (Berlin)
Tore: 0:1 Friedel Reichert (9.), 1:1 Wozniakowski (25.) 1:2 Hubert Schieth (73.), 1:3 Hubert Schieth (88.)

 

>> Spielbericht <<

Turbine Erfurt Eintracht Frankfurt

  • Senftleben
  • Hofmeyer
  • Machts
  • Brock
  • Nordhaus
  • J. Müller
  • Herz
  • Wozniakowski
  • Henneberg
  • Pfeiffer
  • Lipper

 


 

Wechsel
  • Franke für Henneberg (46.)
Wechsel
Trainer
  • Carl
Trainer

 

 

Saison 1951/1952
Saison 1951/1952
Saison 1951/1952

 

Müder Eintracht-Sieg in Dresden

Saison 1951/1952Das war eine Fahrt, die so rasch niemand vergessen wird, der dabei gewesen ist. 21 1/2 Stunden brauchten die Fußballer und die Tischtennismädel der Eintracht, um von Frankfurt nach Dresden zu kommen.

Alle überstandenen Strapazen wirkten sieh zum Glück nicht allzu nachteilig aus. Während die Fußballer, von einigen Ausnahmen abgesehen, noch in den Federn lagen, schlugen die Tischtennismädel die Dresdener Tischtennis-Stadtauswahl, die für den nicht angetretenen Ostzonenmeister Einheit Erfurt eingesprungen war, nach hervorragenden Leistungen 9:4.

Saison 1951/1952Nachmittags begrüßten 30000 Zuschauer im Dresdener Ostra-Gehege (jetzt Heinz-Steyer-Stadion) jubelnd die mit Henig, Bechtold, Kudras, Krömmelbein, Wloka, Heilig, Reichert, Schieth, Jänisch, Pfaff und Geyer antretenden Frankfurter.

Am Anfang imponierten die Eintrachtler durch einige gut gelungene Züge, bei denen besonders Pfaffs Tricks Beifall auf offener Szene erhielten. Eintracht ging in der neunten Minute durch Reichert, der eine Pfaff-Vorlage aus spitzem Winkel eindonnerte, in Führung. Dann kam Erfurt auf. Frankfurts Sturmreihe spielte ungenau ab, und die hart dazwischenfahrenden Turbinen-Verteidiger konnten immer wieder klären. Erfurts Läuferreihe brachte den Sturm besser ins Spiel, und in der 25. Minute war der Ausgleich fällig, als Woitniakowski, Erfurts bester Spieler, aus gut 30 Meter für Henig unhaltbar einschoß.

Nun wurde Turbine immer besser, und da die Frankfurter, bis auf wenige Ausnahmen, unlustig wirkten, schienen sie einem sicheren Erfolg entgegenzusteuern. Hatten Kudras, Bechtold und Wloka nicht immer wieder geklärt, hätten die Frankfurter bis zur Pause gut und gern mit zwei Toren im Hintertreffen liegen können.

Saison 1951/1952Auch nach der Pause hielt der Erfurter Druck an. Da jedoch die Stürmer der Turbine zu ungenau schossen, änderte sich an dem 1:1 nichts bis zur 73. Minute, und dann waren es ausgerechnet die Frankfurter, die durch Schieth, nach glänzender Vorarbeit Pfaffs, der sich von der Mittellinie bis zum gegnerischen Strafraum durchgespielt hatte, erneut in Führung gingen. In der 88. Minute war es wiederum Schieth, der eine Steilvorlage von Geyer aufnahm, über das halbe Spielfeld lief und durch Flachschuß von rechts ins lange Eck das 3:1 erzielte.

Frankfurts Beste waren Wloka. Reichert. Kudraß und Pfaff. Bei Turbine waren der Halbrechte Woitniakowski und der linke Läufer Jochen Müller die Besten. Schiedsrichter Schulz (Berlin) bot eine ganz hervorragende Leistung. (aus 'Der neue Sport' vom 13.08.1951)

 

 


 

 

Ueberaus herzlich war der Beifall für beide Mannschaften, als sie das Spielfeld des Dresdener Heinz-Steyer-Stadions am Sonntagnachmittag um 17 Uhr betraten. Auch hier in Dresden spürte man die gewaltiqe Kraft der III. Weltfestspiele und Weltmeisterschaften der Studenten. In Berlin durften die Gäste vom Main nicht spielen, davor hat ihre Regierung und ihre höchste Sportorganisation Angst. Aber trotzdem kamen sie zu uns. So wurde in Dresden ein Spiel der Freundschaft ausgetragen, und wenn es auch über 200 km nach Berlin sind, der Gedankensprung zu den in diesen Stunden in Berlin demonstrierenden jungen deutschen Friedenskämpfern währt keine Sekunde und damit war der Handedruck aller Deutschen von Frankfurt aus dem Westen, über Dresden in der Deutschen Demokratischen Republik nach der Stadt der Weltjugend, Berlin, in diesen Augenblicken symbolisch erfolgt.

Woran lag es nun, daß Turbine-Erfurt gegen den Tabellenachten der süddeutschen Oberliga (der vergangenen Saison) nicht zum Erfolg kam? Wie wir schon in unserer Ueberschrift andeuteten, standen den Erfurtern einige Schwächen im Wege, die wir, offen gesagt, in so einem auffälligen Maße nicht erwartet hatten. Turbine ohne Außenstürmer! Da.s sollte einen Alarm in der Betriebssportgemeinschaft auslösen. Was nutzt es, wenn die Abwehr ziemlich sicher steht und der Anariff in Wozniakowski und Herz zwei brauchbare Kräfte besitzt? Ohne Außenstürmer von mindest gleichem Format kann man den Erfurtern für die kommenden Punktkämpfe keine günstigen Aussichten geben. Vielversprechend ließ sich Pfeiffer als Halblinker an. Kann er eine gewisse Umständlichkeit ablegen und lernt er es verstehen, seine technischen Fähigkeiten zielstrebig, nutzbringend für das Ganze anzuwenden, dann hat Turbine in ihm einen wertvollen Halbstürmer gewonnen. In guter Form stellte sich wiederum Jochen Müller vor. Henneberg war als Mittelstürmer eingesetzt, spielte dort aber nur knapp 20 Minuten, denn dann hatte man festgestellt, daß ihm für ein derartiges Spiel noch sehr viel fehlt. Auf Rechtsaußen kam er genau so wenig zur Geltung und wurde in der 2. Halbzeit durch Eddi Franke ersetzt, der aber haargenau ebenso wenig machte. Wo bleiben die Jungliga-Spieler, Turbine? Von allen guten Geistern verlassen war diesmal auf der anderen Seite Lipper. Der kleine Mann mit der guten Technik machte so ziemlich alles verkehrt. Was blieb da Wozniakowski und Herz weiter übrig, als ihr Glück allein im Innenspiel zu suchen? Gegen die routinierte Abwehr und den elastischen Stopper Wloka gab es natürlich mit dieser Methode nichts zu bestellen. Außerdem stand bei Eintracht in Henig ein guter Schlußmann zwischen den Pfosten, der auch den Strafraum sicher beherrschte. Nur einmal gab er sich geschlagen, als Wozniakowski ihn mit einem 20-m-Scharfschuß in die obere Ecke überraschte. Der Schuß war Klasse, die Parade ebenfalls, aber sie war zu spät angesetzt.

Wer Eintracht schon einmal in Punktspielen sah, war etwas enttäuscht. Trotzdem hat die Mannschaft durchgängig recht ordentlich gespielt und den Dresdenern gefallen. Noch ist ihre Kondition nicht so stark, daß 90 Minuten volles Tempo durchgestanden werden können. Wie der Ball ab und zu von Mann zu Mann lief und die Erfurter hin- und hergehetzt wurden, ließ immerhin die Klasse der Eintracht erkennen Gewaltig imponiert hat den Zuschauern der Halblinke Pfaff mit seinen vielen Tricks und Täuschungsmanövern. Auch Eintracht ist dabei, sich zu verjüngen. Sehr entwicklungsfähig scheint der junge Reichert auf dem rechten Flügel zu sein, der elegant dribbeln kann und seine Entschlossenheit bekundete, indem er ein Zögern der linken Turbine-Abwehrseite kurz entschlossen zum Führungstreffer ausnutzte. Daß Schieth das zweite und dritte Tor erzielen konnte, verdankt er weniger seiner früheren Gefährlichkeit, als dem Umstand, daß ihn beim zweiten Tor Pfaff hervorragend freispielte und den Ball schußgerecht auf den Fuß legte, und daß beim dritten Tor Nordhaus leichtsinnig aufgerückt war und ihm somit den freien Durchlauf gestattete. Turbines Widerstand ließ in der letzten Viertelstunde ganz nach, weil die meisten Spieler nicht genügend Luftreserven besaßen. So konnte Eintracht, ohne voll aus sich herauszugehen, den Schlußpfiff hören und war nicht gezwungen worden, restlos ihre Karten aufzudecken. Schade, Dresden hatte gern noch mehr gesehen von den sympathischen Gästen.     W. E. (aus 'Die neue Fußballwoche' vom 14.08.1951)


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