St. Louis Zenthoefer - Eintracht
Frankfurt |
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Freundschaftsspiel 1950/51
2:1 (1:0)
Termin: 14.05.1951
Zuschauer: 6.076
Schiedsrichter: Les Hatchard
Tore: 1:0 Muniz, 2:0 Keough (Elfmeter), 2:1 Hubert Schieth (70.)
St. Louis Zenthoefer | Eintracht Frankfurt |
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Eingewechselt
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Trainer
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Die Fußballwelt spricht wieder über St. Louis – Heimat des amerikanischen Fußballs Der Eintracht-Club aus Frankfurt, Deutschland – einer der bekanntesten Ligavereine Kontinentaleuropas – wurde gestern Abend im Public Schools Stadium mit 2:1 von einem Team besiegt, das ausschließlich aus in St. Louis geborenen Spielern bestand und unter dem Banner von Zenthoefer antrat. Zu sagen, dass das Ergebnis eine Überraschung war, wäre eine krasse Untertreibung. Aufgrund seiner langen Erfolgsgeschichte in der Liga und auf internationaler Ebene galt Eintracht als drei bis vier Tore stärker. Und was die kunstvolle Ballbehandlung betrifft, waren die deutschen Spieler eine deutlich überlegene Mannschaft. Muniz trifft Doch ein unerwarteter Schuss von Amiel Muniz in der ersten Halbzeit, der so nah am Pfosten ins Tor ging, dass Torhüter Helmut Henig nicht einmal versuchte, ihn abzuwehren, brachte das energiegeladene Team aus St. Louis mit 1:0 in Führung. In der zweiten Halbzeit erzielte jede Mannschaft ein Tor: St. Louis erhöhte durch einen von Harry Keough verwandelten Elfmeter auf 2:0. Eintracht setzte in der Schlussphase enormen Druck auf und kam durch einen Treffer von Hubert Schieth aus kurzer Distanz zum 2:1-Anschluss. Es war die undurchdringliche Verteidigung von St. Louis, die das präzise Passspiel der Frankfurter aus dem Rhythmus brachte. Die heimischen Spieler begeisterten ihre Fans mit effektiven Pässen sowie einer flexiblen und durchschlagskräftigen Offensive, doch es war die Stabilität der Abwehr, die den Sieg sicherte. Man muss weit zurück ins Jahr 1933 gehen, um ein Team aus St. Louis zu finden, das eine ausländische Mannschaft besiegt hat. Doch das Stix-Team, das damals Chiles Spitzenclub Audax schlug, war mit ausländischen Stars gespickt – darunter die Schotten Alex McNab, Bill Watson, Bill McPherson und Willie McLean sowie einige hochkarätige Spieler von der Ostküste, darunter Billy Gonzalves. Alle aus St. Louis Das verstärkte Zenthoefer-Team hingegen ist ein reines Produkt dieser Stadt. In der gut organisierten Abwehr, die maßgeblich auf das Coaching von Hans Stranadl zurückzuführen war, ragten Charley Colombo, Harry Keough, Bob Kehoe und Bob Fitzgerald heraus. Und wenn sie schließlich doch von den geschickten deutschen Stürmern ausgespielt wurden, stand mit Bob Burkhard ein großartiger Torhüter zwischen den Pfosten, der Schüsse abfing oder wegfaustete. Burkhard stand zwar nie unter dauerhafter Bedrängnis, musste aber einige der besten Paraden seiner Karriere zeigen. Abgesehen von den drei Toren kam St. Louis dem nächsten Treffer am nächsten: Marv Marshak entwischte dem versierten Mittelfeldspieler Herbert Kesper und feuerte einen gewaltigen Schuss von der rechten Strafraumseite ab. Der Ball ging an Torhüter Henig vorbei, prallte jedoch an die Innenseite des Pfostens, rollte dann quer durch das 24 Fuß breite Tor und verfehlte den zweiten Pfosten, bevor er geklärt wurde. Die Vorliebe der Eintracht-Stürmer für besonders kunstvolle Spielzüge kam St. Louis zugute. Außenstürmer Alfred Pfaff etwa gewann ein Laufduell gegen Bob Kehoe und stand frei vor dem Tor, entschied sich aber statt für einen Schuss für ein Dribbling um den Torhüter – der Ball wurde geklärt. Später erhielt Mittelstürmer Alfred Kraus eine Flanke von links und hatte nur noch den Torwart vor sich, doch auch er versuchte, sich durchzudribbeln, statt zu schießen, und verlor den Ball. Es gab einige gefährliche Schüsse von Eintracht, aber zu wenige. Einer davon traf Kehoe, der beinahe bewusstlos wurde, als er den Ball mit dem Kopf abfälschte. Starke Leistung der St. Louis-Defensive Da St. Louis oft die Positionen in der Offensive wechselte, gab es nur wenige koordinierte Spielzüge mit mehreren Spielern. Ruben Mendoza und Amiel Muniz harmonierten gut, und Muniz feuerte den härtesten Schuss des Spiels für St. Louis ab. Henig hielt mit einer spektakulären Parade. Frank Wallace hatte einen schlechten Abend. Er fühlte sich als rechter Außenstürmer nicht so wohl wie sonst auf der anderen Seite. Der junge Val Pelizzaro ersetzte ihn in der zweiten Halbzeit jedoch hervorragend. Die meisten taktischen Entscheidungen von Trainer Stranadl zahlten sich aus, aber es schien, als hätte Joe Carenza gut genug gespielt, um auf dem Feld zu bleiben. Eintrachts Mittelstürmer Kraus bewegte sich von einer Seitenlinie zur anderen, um seinen Schatten, Colombo, abzuschütteln – jedoch ohne Erfolg. Deshalb stellten die Eintracht-Strategen in der zweiten Halbzeit den größeren, robusteren Joachim Jaenisch von der rechten Außenbahn ins Zentrum um, aber auch ihn kontrollierte Colombo mühelos. Eintracht spielte unterhaltsamen, lehrbuchreifen Fußball. Die Spieler verhielten sich überaus fair. Sie protestierten nur verhalten gegen den verhängten Elfmeter, akzeptierten aber ansonsten die Entscheidungen von Schiedsrichter Hatchard ohne Beschwerden. Torhüter Henig und Verteidiger Ernst Kudrass hatten Hal Weigel beim Versuch, eine hohe Flanke von links per Kopf zu erreichen, unerlaubt gerempelt. Als Weigel zu Boden ging, ertönte der Elfmeterpfiff. Harry Kraus, Präsident der New York German-American Soccer League und Sponsor von Eintrachts USA-Reise, zeigte sich beeindruckt vom Team aus St. Louis, das stärker spielte, als er erwartet hatte. Er lud die lokalen Organisatoren sofort ein, die Mannschaft nach New York zu schicken, um dort gegen eine Auswahl seiner Liga anzutreten. Drei Siege in Folge Eintracht hatte vor dem Spiel in St. Louis auf seiner Tournee drei Spiele in Folge gewonnen und dabei ein Torverhältnis von 23:4 erzielt. Das Team bleibt noch zwei Tage in St. Louis. Veranstalter Nick Jost gab bekannt, dass 6.076 zahlende
Zuschauer das Spiel besuchten. Im Vorspiel trennten sich die Spanish American
Youth und der Craig Club 1:1. Während der Halbzeitpause wurde St.
Louis-Kapitän Harry Keough mit dem jährlichen Preis für
den „wertvollsten Fußballspieler“ ausgezeichnet. Seine
bescheidene Reaktion: „Er hätte an Frank Wallace gehen sollen.“
(Übersetzung des Berichts aus St. Louis Post-Dispatch vom 15.
Mai 1951)
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