DAFB-Auswahl - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1950/51
2:5 (1:3)
Termin: 06.05.1951 in New York
Zuschauer: 19.500
Schiedsrichter:
Tore: Hubert Schieth (2), Kurt Krömmelbein, Alfred Pfaff, Schuler (Eigentor)
DAFB-Auswahl | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
Trainer |
(Ottawa Citizen vom 02.04.1951)
Frankfurter Fußballer in USA überall herzlich empfangen Eintracht wirbt für deutsche Sache! Dem 5:2-Sieg folgen Empfänge, Empfänge - Zum Schluß die Schotten "Der Tag müßte 100 Stunden haben und wir fast ebensoviele Augen und Ohren, wenn wir alle Einladungen annehmen und alles sehen und hören wollten, was uns nach unserer Ankunft in New York am laufenden Band geboten wird" . . . Mit diesem Stoßseufzer holen die Frankfurter „Eintracht"-Fußballer und ihre aus Willi Balles, Christian Kiefer und Trainer Kurt Windmann bestehende Begleitung schnell einmal tief Luft.
Die rührende Betreuung und Gastfreundschaft der vom DAFB-Ehrenpräsidenten August Steuer ausgewählten Begleiter aus den Vereinen des Deutsch-Amerikanischen Fußball-Bundes führen die Frankfurter Gäste nämlich von einem Diner zum andern und lassen ihnen keinen Augenblick Schnaufpause. „Wenn das so weitergeht, werden unsere Spieler bis zur Abfahrt am ersten Juni mindestens 20 Pfund zugenommen und eine Erholungspause nötig haben, um wieder eine sportlich schlanke Linie zu bekommen", meinte Balles/Windmann teils ernst, teils scherzend. In der Tat: Was die amerikanischen Gastgeber ihren Besuchern bieten, übertrifft fast noch den Gastfreundschafts-"Rekord", anläßlich des HSV-Gastspieles vor 12 Monaten. Dazu Fahnen, Sonne, Autos, Palmen und einen kobaltblauen Himmel. Herz, was willst du mehr? Kein Wunder, daß die Spieler des traditionsreichen Frankfurter Klub mit großen, leuchtenden Augen und wie im Traume durch diese lärmende, hastende, faszinierende Riesen-Stadt gehen und überall, wo sie auftreten in den Mittelpunkt des Publikums-Interesses rücken. Alle Zeitungen bringen Bilder, letzte Neuigkeiten und allgemein - interessierende Stories.
Die beste war bisher diese: Als uns die bequeme Viermotoren-Luft-Limousine in Idlewild abgesetzt hatte und die erste Begrüßung durch den DAFB erfolgt war, wurden alle Ankömmlinge einzeln zu den Zöllnern gerufen und nach dem Inhalt ihrer Koffer gefragt. Alles geht glatt vonstatten. Plötzlich schallendes Gelächter: Trainer Windmann gestikuliert mit dem Zollbeamten und versucht ihm etwas klarzumachen. Man hatte ihm in Frankfurt einen Koffer in die Hand gedrückt und gesagt, daß der Inhalt aus Medikamenten bestehe. Als der Zollbeamte das Gepäckstück öffnet, fallen ihm Dosen mit Frankfurter Würstchen auf den Tisch. Keine Spur von Pflastern und Arzneien. Ohne eine Wimper zu verziehen, fragt der Uniformierte mit dem Pokergesicht: „Für welche Krankheiten sind denn diese Sachen bestimmt . . .?" (Natürlich geht auch diese köstliche Episode ohne Zollschwierigkeiten ab.)
Einige Stunden später lachte ganz New York über diesen Vorfall. Die Zeitungen hatten ihn an hervorragender Stelle veröffentlicht. Sie vergaßen aber nicht, noch hinzuzufügen, daß die Frankfurter Expedition von dem Augenblick ab, als sie amerikanischen Boden betrat, überall einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ. Die große „New Yorker Staatszeitung und Herold", deren Sportteil von dem früheren Frankfurter Redakteur Max Behrens ausgezeichnet redigiert wird, schrieb auf der Titelseite: „Die Frankfurter Jungen sind nette, liebe Kerle. Diese europäische Art, die wir schon gar nicht mehr gewohnt sind, das Hutziehen, die Verbeugungen, der liebenswürdige Gruß sind zwar nicht amerikanisch, aber sie wirkt so solide und wohltuend treuherzig Sie ist ein Stück der guten deutschen Kinderstube, die der Besucher oder Einwanderer leider meist zu schnell ablegt, die aber bestimmt nicht das Schlechteste ist, was er als gesellschaftliche Mitgift von Europa mit herüberbringt!" .
Kein Wunder, daß der deutsche Generalkonsul in New York, Heinz L. Krekeler, voll des Lobes für die Frankfurter Sport-„Botschafter" ist. „Ich bin sicher", so äußerte er, „daß die Sportbeziehungen zwischen Amerika und Deutschland, die im vergangenen Jahr durch den Besuch des Hamburger Sportvereins in den USA und dem Gegenbesuch einer amerikanischen Auswahlmannschaft in Deutschland ihren ersten größeren Auftrieb nach dem Kriege erhalten haben, durch den Besuch der Eintracht Frankfurt einen neuen Höhepunkt erreichen." Dr. Krauß, der Stellvertreter des deutschen Generalkonsuls, unterstrich dies gleichfalls am großen Bankett-Abend im Schützenpark von New Jersey, an dem über 1000 Personen teilnahmen, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch in Zukunft so ausgezeichnete Vertreter des Deutschtums über den Großen Teich kommen und für die deutsche Sache werben mögen. In der märchenhaft-feudalen Halle des „Croydon"-Hotels, das den Frankfurtern während ihres New Yorker Aufenthalts als Standquartier zur Verfügung steht, herrscht ein ununterbrochenes Kommen und Gehen. Alte Landsleute, die ihre Heimat einst verließen und nun in Erinnerungen schwelgen, kommen aus dem Händeschütteln nicht heraus. Die Reis, Mayer, Langstrecken-Kanone Oscar Reichert und wie alle heißen, freuten sich vor allen Dingen über das gute Auftreten der „Adlerträger" und forschten-bei Spielausschuß Balles nach den vielen Sportkameraden, mit denen sie einst dem Ball nachjagten oder in leichtathletischen Wettkämpfen zusammentrafen. Die Tochter des hessischen Verbandstrainers Willibald Kreß, jetzt als Frau Cox in New York verheiratet, erkundigte sich nach Eltern und Bekannten. Marianne Sieber - einst vielseitige Leichtathletin und Mitglied der Olympia-Kernmannschaft mit Tilly Fleischer - usw. gibt dagegen seufzend zu, wie sehr sie Heimweh nach der alten Frankfurter Heimat habe, und daß sie die erste Gelegenheit benutzen wolle, um zurückzukehren. Das erste Spiel ist inzwischen abgerollt. 5:2 siegten die Deutschen. Und nun rüsten die Frankfurter zur Besichtigung der Niagara-Fälle und dem anschließenden ".Luftsprung" nach Toledo. Dazwischen jagt wieder ein Empfang den andern. „Wir wollen in erster Linie versuchen, die gute Form unserer Spieler zu konservieren", meinten die Mannschafts-Verantwortlichen. „Denn die Form unserer amerikanischen Gegner ist seit der Weltmeisterschaft in Rio (wo das unterschätzte USA den Favoriten Nr. 1, England, aus dem Wettbewerb schlug) erheblich verbessert. Und die schwerste Aufgabe steht uns im letzten der acht geplanten Spiele gegen die schottische Profi-Elf von Celtic-Glasgow bevor. In diesem Treffen wollen wir den deutschen Fußball würdig vertreten!" (aus dem 'Sport-Magazin' vom 16.05.1951)
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