Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt
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Oberliga Süd 1950/51 - 24. Spiel
2:2 (1:0)
Termin: 18.02.1951 im Stadion
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Meißner (Fürth)
Tore: 1:0 Hubert Schieth (44.), 2:0 Willi Kraus (53.), 2:1 Neuser (67.), 2:2 Schwarz (76., Elfmeter)
Eintracht Frankfurt | FSV Frankfurt |
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Trainer | Trainer
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2:0! Da wurden „Adler" flügellahm und FSV erzwang 2:2 Henigs verhängnisvoller Fehler und Foul-Elfmeter von Schwarz gaben der Eintracht das Nachsehen Die Sonne schien, aber ein unangenehmer kalter Wind störte nicht nur die Zuschauer beim 94. Frankfurter Lokalderby, sondern auch in einigen Phasen das Spiel ganz erheblich. Die Eintracht hatte eine starke erste Halbzeit. Ihre Führung, die kurz nach dem Seitenwechsel 2:0 hieß, war durchaus gerecht; als noch eine halbe Stunde zu spielen war und es immer noch 2:0 hieß, gab niemand mehr etwas für den FSV. Aber dann ließ der Angriffsschwung der Adlerträger immer mehr nach und die Bornheimer, mächtig angefeuert, rissen die Initiative an sich. Dennoch glaubte man im allgemeinen an einen glatten Sieg der Eintracht, denn ihre Abwehr stand unerschütterlich. Da verhalf ein Fehler des sonst wieder ausgezeichneten Eintracht-Torhüters Henig den „Blau-Schwarzen" zum Anschlußtreffer und ein Elfmeter machte das Unerwartete noch zur Tatsache. Rados große Parade Zunächst waren Spiel und Rahmen ohne Farbe. Auf den Rängen herrschte eine Stille, wie man sie sonst bei den Begegnungen der beiden großen Frankfurter Rivalen nicht gewohnt ist. Eintracht übernahm nach wenigen Minuten das Kommando und erzwang in kurzer Folge drei Eckbälle. Gleich die ersten von ihnen lösten Alarm im Bornheimer Strafraum aus. Aber der schöne Kopfball von Kraus II strich knapp am Tor vorbei. Von diesem Augenblick an kam Leben in Zuschauer und Spieler. Der seit langer Pause erstmals wieder im Tor des FSV stehende Rado bekam viel Arbeit und einmal bewahrte er seine Mannschaft vor einer sehr frühen Führung der Eintracht, als er einen ungemein harten, überraschenden Schuß von Schieth durch blitzschnelles Hochreißen des linken Armes am Einschlag ins obere Toreck verhinderte. Bechtold brachte Linie ins Mittelfeldspiel Bei den Angriffen der Bornheimer hatte man das Gefühl, daß sie ungefährlich blieben. Sie waren wieder einmal nicht planmäßig genug aufgebaut, man improvisierte, statt zu konstruieren. Kaster und Kudras und zwischen ihnen Zänger hatten zunächst wenig Mühe, die Bornheimer Stürmer am Schießen zu verhindern. Und war es dennoch einmal der Fall, so bewährte sich Henig als der in den letzten Wochen so vielgepriesene Torhüter von Klasse. Die Maßnahme, Kudras aus der Läuferreihe in die Verteidigung zu stellen und dafür Bechtold seinen Platz einnehmen zu lassen, hat sich voll und ganz bewährt. Bechtold mit seiner Spielübersicht und seinem durchdachten Zuspiel brachte eine klare Linie in das Mittelfeldspiel der Adlerträger. Kudras schlug die Bälle direkt und weit weg und so kam es, daß sowohl Bechtold für die Läuferreihe wie Kudras für das Schlußdreieck eine wesentliche Verstärkung bedeuteten. Neuer Angriff mit Vorzügen Auch der Angriff in seiner heutigen Formation hatte gegenüber den Aufstellungen, die sich in den letzten Wochen präsentierten, viele Vorzüge. Reichert als Rechtsaußen war heute wieder eine stete Bedrohung des Bornheimer Tores — auch wenn es diesmal nicht zu dem bei ihm sonst üblichen Treffer reichte. Schieth rackerte sich redlich ab, aber Scherer paßte höllisch auf ihn auf. Doch einmal — und zwar unmittelbar vor dem Pausenpfiff — wurde Schieth nach einem weiten Abschlag von Kaster durch Kraus II intelligent in die „Gasse" geschickt und da gab es kein Zögern: aus vollem Lauf jagte Schieth den Ball, den er zwischen Strafraumlinie und Elfmeterpunkt erreichte, unter die Latte. Am linken Eintracht-Flügel gab es manche Fehlzündungen, so daß Nold und Schaffner hier leichtere Arbeit gegen Pfaff und Kraus I hatten, als drüben Bechtold und Kudras gegen Dziwoki und Herrmann. Wiederum schaffte Herrmann unermüdlich, wieder war Dziwoki der Mann, der keinen Ball, als aussichtslos aufgab und immer am Mann war. „Polizisten" auf Draht! Mittelläufer Schwarz spielte klug. Er beschränkte sich nicht darauf, einfach zwischen seinen Verteidigern stehen zu bleiben, sondern hielt sich immer da auf, wo sein „Erbfeind", der gegnerische Mittelstürmer Kraus II, war. Auf der anderen Seite tat Zänger ein gleiches und schirmte so den vor dem Tor durch seine Schußkraft und Kopfballtechnik so enorm gefährlichen Gonschorek sicher ab. Guter Start, dann riß der Faden... Also: bei der Pause führte Eintracht 1:0, und als
es nach weiteren Minuten 2:0 hieß, da gab man nicht mehr viel für
den FSV. Ein schöner Eintracht-Angriff über das ganze Feld hatte
den Ball zu den auf Linksaußen rochierenden Kraus II gebracht, Kraus
I hatte die Lage blitzschnell erfaßt, war nach innen gestürmt
und kam gerade zurecht, um die Hereingabe von Kraus II sehr elegant und
unhaltbar für Rado schräg in die lange Ecke des Tores zu ziehen.
Und damit war der Faden des Eintrachtspieles auf einmal abgerissen. Es
klappte einfach nichts mehr. Lag es an der verfehlten Taktik, den 2:0-Vorsprung
allzufrüh halten zu wollen? Das bleibe dahingestellt. Jedenfalls
kam nun der „blau-schwarze" Angriff immer häufiger zum
Zug. Zuerst schien er gehemmt durch das umständlich wirkende Spiel
von Neuser, der diesmal an Stelle von Frank auf Halblinks Neuser-Schuß, Schwarz-Elfmeter, 1:2, 2:2! Die Anhänger des FSV begannen schon zu resignieren. Da fiel ihrer Mannschaft der Anschlußtreffer sozusagen in den Schoß. Einen nicht einmal harten Schuß von Gonschorek fing Henig am Boden, hielt den Ball aber nicht fest, Neuser war da und mit ihm das 1:2. Dann kam Wirth zu einem bildschönen Linksschuß, der aber an den Pfosten der langen Ecke spritzte. Die letzte Viertelstunde brach gerade an, da wurde Neuser weit im Strafraum von Zänger regelwidrig gelegt. Es sah in diesem Moment durchaus nicht gefährlich aus vor dem Eintracht-Tor. Aber es war ein Foul im Strafraum und der ausgezeichnet leitende Schiedsrichter Meißner (Fürth) zögerte nicht, auf die Elfmetermarke zu deuten. Schwarz rammte den Ball ins Netz. Das Eckballverhältnis kletterte über 0:3 schließlich auf 7:5 für den FSV. Alles in allem: ein in ritterlichem Geist ausgetragener
Kampf. Da die „Eintracht" es weder verstand, ihren Vorsprung
weiter auszubauen, noch ihn zu verteidigen und weil die Bornheimer das
Nachlassen des Gegners sofort mit einer wuchtigen Gegenoffensive geschickt
ausnutzten, geht das Unentschieden in Ordnung. (aus dem 'Sport-Magazin'
vom 21.02.1951) |