Bayern München - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1950/51 - 21. Spiel
2:0 (1:0)
Termin: 28.01.1951
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 1:0 Scholz (20.), 2:0 Witt (72., Elfmeter)
Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Bayerns großartiger Sturm fast an Henig gescheitert - Kurioser Entscheidungselfmeter Schönheitspreis für Münchener „Rothosen" Noch selten ist eine Oberliga-Mannschaft in München derartig in Grund und Boden gespielt worden wie Eintracht Frankfurt von den „Bayern". Nach dieser Behauptung mag das knappe 2:0-Ergebnis alle die stutzig machen, die das Spiel nicht gesehen haben. Nur als Einzelbeispiel möchte ich meine Notizen von den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel zitieren: Resch bricht durch, Henig meistert den Flachschuß großartig. Erneutes Durchspiel des linken Münchener Flügels, Scholz donnert aus acht Meter los, Henig steht nichtig und pariert. Dreimaliger Kopfball von Seemann und Siedl, zweimal abgewehrt, das dritte Mal knapp über die Latte. Siedl schießt überraschend aus vollem Lauf, aber Henig fliegt in die bedrohte Ecke und lenkt den Ball an die Latte. Nochmals übernimmt Siedl eine Vorlage von Scholz in halbrechter Position und schmettert den Ball diesmal an den Pfosten. Und das alles innerhalb weniger Minuten! Diese Litanei von fesselnden Momenten läßt sich beliebig fortsetzen, denn mit wenigen Unterbrechungen brannte es lichterloh im Frankfurter Strafraum. Nur einmal — nach 20 Minuten — hatte Scholz den Eintracht-Schlußmann schlagen können, als die Wucht seines Nachschusses von der 16-m-Grenze diesem die abwehrbereiten Hände auseinanderriß. Wie eine Mauer stand die Münchener Deckung in der Hälfte der Frankfurter und trieb den gerade erst abgewehrten Ball"sofort wieder nachivorne, entfesselte eine Offensive, der die Gäste einfach nichts entgegenzusetzen hatten. Doch die Minuten verrannen, und das 1:0 blieb unverändert, ließ der Eintracht immer die Möglichkeit, mit einem Ueberraschungsvorstoß den Ausgleich zu schaffen. Selten genug kamen Kraus II oder Schieth am Abwehrblock der Bayern vorbei, aber wenn Schieth davonzog, drohte auch für Jirasek Gefahr. Das Verhängnis schien einmal bereits über die 80 Minuten lang drückend überlegenen Rothosen hereinzubrechen, da blieb eine Vorlage des Eintracht-Halbrechten im Schnee stecken, so daß Moll noch als Retter auf der Torlinie auftreten kommte. Wer weiß, ob andernfalls beide Punkte in München geblieben wären! Es war wirklich ein Kuriosum, daß ausgerechnet ein Elfmeter die Entscheidung bringen mußte, obwohl die „Bayern"-Stürmer ein Feuerwerk brillanter Einzelleistungen abbrannten, ihre Gegner bisweilen nach Belieben überspielten und auch so häufig schossen wie früher in mehreren Spielen zusammengenommen nicht! Aber sie waren vom Schußglück ganz und gar verlassen, um Zentimeterbreite zischte der Ball mindestens fünfmal an den Pfosten vorbei, als sogar Henig keine Bewegung mehr zur Abwehr machen konnte. Und das wollte etwas heißen. Denn Henig befand sich in schlechthin großartiger Form. Der Elfmeter als solcher war freilich auch ein Kuriosum. Zweimal waren wenig vorher Scholz und Seemann mit unerlaubten Mitteln vom Ball getrennt worden und der erwartete Pfiff des Schiedsrichters blieb aus. Ausgerechnet aber bei einem Foul Seemanns an Kudras deutete Fritz auf die berüchtigte Marke, statt Freistoß für die Eintracht zu geben! Das Fehlurteil war so klar, daß auch die Zuschauer protestierten. Aber davon hatten die Gäste herzlich wenig, denn Witt bombte den Ball so scharf ins Netz, daß man den Flug des Leders kaum verfolgen konnte — Marke Burdenski beim Stuttgarter Länderspiel etwa! Nach diesem 2:0 war alles klar, die Rothosen schraubten das Eckenverhältnis noch auf 9:1, ohne einen weiteren, stets in der Luft liegenden Treffer erzielen au können. Für die Münchener Elf schien der Schneeboden gerade richtig zu sein. Noch selten sehen wir die „Bayern" so flüssig, so abwechslungsreich kombinieren. Diese Spiellaune steckte sogar den sonst so sachlichen Streitle an, der dem Frankfurter Innentrio keine Gelegenheit ließ. Scholz kommt endlich wieder in seine frühere Form, eine Feststellung, die auf Resch seit ein paar Wochen noch in verstärktem Maße zutrifft. Schiedsrichter Fritz (Oggersheim) zählte einmal
zu unseren besten Unparteiischen. Heute ist er das nicht mehr. Er ist
zu unbeweglich geworden, so daß ihm eine ganze Serie von Fehlentscheidungen
unterliefen. Es ist immer bedauerlich, wenn ein verdienter Pfeifenmann
dem Alter seinen Tiribut zollen muß, aber man sollte dann rechtzeitig
die Konsequenzen ziehen. Fritz darf beiden Mannschaften, und nach dem
Elfmeter besonders der Eintracht, dankbar sein, daß ihm das Spiel
nicht aus den Händen glitt. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 31.01.1951) |