Eintracht Frankfurt - Kickers
Oxxenbach |
Oberliga Süd 1950/51 - 20. Spiel
1:1 (1:1)
Termin: 21.01.1951 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 0:1 Picard (27.), 1:1 Alfred Kraus (44.)
Eintracht Frankfurt | Kickers Oxxenbach |
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Trainer | Trainer
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Linksfüßler Kraus ist nie ein Mittelstürmer! Der Platz am Bornheimer Hang war in tadelloser Verfassung und das war bei dem Strom von Wasser, der sich im Laufe dieser Woche auf die Erde ergossen hat, ein kleines Wunder. Den Bodenverhältnissen nach hätte ein hochstehendes Spiel zustandekommen können, aber dazu gehört ja nicht nur ein guter Platz, dazu gehören auch gunte Mannschaften und leider waren die Offenbacher und „Eintrachtler" von heute keine guten Mannschaften. Das Spiel, das seine wenigen Höhepunkte fast alle in der ersten Halbzeit hatte, wurde im zweiten Akt immer mehr zu jener geistlosen, dem Zufall überlassenen Kickerei, die zur Zeit so viele Fußball-Liebhaber von den Sportplätzen fernhält und über deren Ursachen sich die Fachwelt die Köpfe zerbricht. Daß es auch anders geht, bewiesen bei Offenbach vor allem die beiden Männer auf dem rechten Angriffsflügel, Kaufhold und Schreiner. Diese beiden hatten das technische Rüstzeug, ihre guten Ideen auch in die Tat umzusetzen. Bei der „Eintracht" waren es Schieth, der nach etwas schwerfälligem Start zu guter Form auflief und mitunter Pfaff, die es ihren Offenbacher Kameraden Kaufhold und Schreiner gleichtaten. Schluß mit Aufstellungs-Täuschungen! Es wird allmählich belustigend, die primitiven Täuschungsmanöver zu beobachten, ohne die fast keine Mannschaftsleitung mehr auszukommen scheint. So war diesmal Schieth als Rechtsaußen angekündigt und er erschien auch mit der Rückennummer 7 auf dem Rücken, aber postwendend tauschte er mit „Bubi" Kraus den Platz. Was verspricht man sich eigentlich davon? Die Zuschauer werden nervös gemacht und der Gegner hat jederzeit die Möglichkeit, den veränderten Umständen Rechnung zu tragen, indem er ebenfalls umstellt, wenn er es für notwendig hält. Die Offenbacher sind nicht mehr die Elf von 1949 oder 1950. Verluste von Spielern wie Wirsching, Buhtz und Schmidt lassen sich eben doch nicht spurlos verwischen. Aber immerhin zeigten die Kickers in einigen Spielabschnitten, in denen ihnen dann auch die Initiative gehörte, daß sie eine Menge können, eine ganze Menge sogar. Aber es bleiben eben Episoden und die reichen nur in den seltensten Fällen aus, um ein ganzes Spiel au entscheiden. Auch bei der „Eintracht" gab es einige Einlagen, aber in noch weit geringerem Maße als beim Gegner. Daß die „Adlerträger" ganz groß aufzuspielen in der Lage sind, haben sie in Madrid mit ihrem 4:3-Sieg über den spanischen Tabellenersten bewiesen. Heute bleiben sie diese Beweise schuldig. Bechtold/Heilig ergänzten sich tadellos Die Stärke der „Eintracht" lag wieder in der Deckung und hier — zu ihrem Glück! — hauptsächlich auf der linken Seite, wo Bechtold als Verteidiger und Heilig als Läufer ausgezeichnet arbeiteten und es so verhüteten, daß die „Eintracht'-Stellung von der gefährlichen Offenbacher rechten Sturmseite völlig aufgerissen wurde. So kam es nur einmal zum „Einschlag" hinter dem wieder guten Henig, als ein Offenbacher Angriff mit Witz und Schnelligkeit den Ball über Weber, Magel und Kaufhold zu dem vom „Eintracht"-Stopper Zänger in diesem Augenblick nicht gedeckten Picard kam, der sofort flach einschoß. Im übrigen wurde Zänger mit Picard recht gut fertig. Der erstmals nach Ablauf seiner Sperre wieder mitwirkende Kudras befriedigte nicht. Sein oft ungenaues Zuspiel, das nur selten den Kameraden erreichte, verwischte seine gute Defensivarbeit, obwohl er bis zum Schluß unverdrossen kämpfte. Warum so wenig Schneid, Krömmelbein? Im Angriff gab es mehr Schatten als Licht, selbst Pfaff verdarb manches durch ein langes Ballhalten. Krömmelbein ist ein ausgezeichneter Techniker, aber Fußball ist ein Kampfspiel und dem Kampf geht Krömmelbein in weitem Bogen aus dem Wege. Warum man im zweiten Teil Krauß I in die Mitte nahm, wo er, da er nur links schießen kann, völlig ausfiel und statt seiner Pfaff auf Linksaußen stellte, war nicht ersichtlich. Krauß I war Durchschnitt. Pfaff hat das Verdienst, den einen Punkt für die „Eintracht" herausgeschossen zu haben, als er knapp vor Halbheit eine Musterflanke des nach links ausgebrochenen Schieth mit Wucht und Präzision in Rickers Kasten schmetterte. Nehmt Weber nach vorne! Die Offenbacher hatten auf dem Posten des linken Läufers Weber stehen, der noch vor zwei Jahren als der deutsche Linksaußen Nummer 1 galt. Er spielte als Läufer eine saubere Partie, hatte gute Augenblicke und auch sein Zuspiel war präzise. Als Linksaußen war Baas fleißig und brav und setzte sich tapfer ein. Ein Linksaußen aber ist er nicht. Maier ist von der Form der Vorjahre weit entfernt. Von seinem einst gefürchteten Schuß ist nichts mehr zu sehen. Ueber Picard wurde bereits gesprochen. Vielleicht wird er wieder zu der Spitze des Kickers-Angriffs. In manchen Situationen erwies er sich heute schon als gefährlicher Mann. Man sollte nicht allzu viel mit den Spielern herumexperimentieren, sie heute auf diesem und morgen auf jenem Posten einsetzen. Gewiß, es gibt Allround-Spieler, denen man es zumuten kann aber man darf nicht Leute, deren Können ein gewisses Spezialistentum verrät, von Posten zu Posten schieben, ohne Gefahr zu laufen etwa aus einem guten Stürmer einen Durchschnittsläufer oder Verteidiger zu machen. Ricker hielt, was zu halten war. Magel, Emberger und Kemmerer spielten ordentlich. Ueberragend war keiner. Magel dürfte sich eine weniger rauhbeinige Gangart angewöhnen. Auch Emberger unterlief einmal ein grobes Foul. Schiedsrichter Ruhmann (Regensburg), offensichtlich schlanker geworden, leitete sicher, bis er in der zweiten Hälfte bei einem Alleingang von Pfaff die „Eintracht" durch eine klare Fehlentscheidung benachteiligte. In der Folge zeigte der sonst so sichere Ruhmann gewisse Unsicherheiten. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 24.01.1951)
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