Schieth übertraf selbst Ben Barek
Spanischer Beifall für Frankfurt
55000 Zuschauer sahen Eintracht Frankfurt aufspielen - Henig,
Bechtold großartig
Nach mehr als zehn Jahren Pause statteten erstmals deutsche
Fußballmannschaften einen Besuch bei dem durch hochbezahlten Berufsfußball
verwöhnten spanischen Publikum ab. Daß als Gegner FSV und Eintracht
Frankfurt ausgewählt wurden und daß dabei beide für den
deutschen Fußball nach Ansicht des spanischen Publikums eine saubere
Visitenkarte abgaben, darf den Frankfurter Fußballsport mit Stolz
erfüllen.
Auf
den ersten Blick hatte die Eintracht die schwerere Aufgabe. Trotzdem gestalteten
die "Adlerträger" am Heiligen Abend ihr erstes Antreten
zu einem eindrucksvollen 4:3-Erfolg über den Vorjahresmeister Atletico
Madrid, der auch heuer wieder punktgleich mit dem FC Sevilla an der Spitze
liegt. Bei kühlem Wetter, aber strahlend blauem Himmel waren rund
40000 Besucher erschienen, die auch nicht durch eine viertelstündige
Verspätung (Omnibuspanne der Deutschen) aus ihrer erwartungsvollen
Stimmung gebracht wurden. Allgemein galt der spanische Meister, der mit
seinem Klassesturm — der Negerstar Ben Barek führte die Fünferreihe
an, während der Schwede Carlson halbrechts stürmte — als
Favorit. Auch die Flügelstürmer Escudero und Juncosa sowie der
Halblinke Maseoro zählten ebenfalls wie die Läufer Silva, Aparicio
und der aus Frankreich stammende Torhüter Domingo zu den internationalen
Stars dieser berühmten Ballkünstler-Elf.
Schieth manövrierte alle aus
Erwartungsgemäß sah es in den ersten Minuten
für die Eintracht, die auch in Spanien ohne Giller und Kudras antreten
mußte, nicht rosig aus. Der in der 14. Minute von der Strafraumgrenze
aus von Maseoro erzielte Führungstreffer nach vorausgegangener Musterkombination
der gesamten Stürmerreihe war hoch verdient. Doch bereits drei Minuten
später gab Schieth eine herrliche Einzelleistung
zum besten, täuschte zum Schluß den herauslaufenden Domingo
und legte den Ball dem Linksaußen Krauß so schußfertig
vor die Füße, daß dieser nur noch zum Ausgleich einschieben
brauchte.
Trotz besseren Spiels der Madrider in der ersten Halbzeit
konnte das 1:1 vor allem durch die hervorragende Abwehr Henigs im Tor
und die prächtige Leistung des Läufers Bechtold bis zur 43 Minute
gehalten werden. Wieder war es hier der schußgewaltige Maseoro der
den 2:1-Halbzeitstand erzielte.
Nach Seitenwechsel ging Atletico voll aus sich heraus,
ohne jedoch in der 50. Minute nach einem schönen Wechselspiel zwischen
Pfaff und Schieth durch letzteren das 2:2 verhindern zu können. Als
nach einer etwas harten Entscheidung des Schiedsrichters Marraon in der
65. Minute ein Freistoß für Madrid verhängt wurde, brachte
der Marokkaner Ben Barek durch unhaltbaren Kopfstoß Madrid 3:2 in
Führung. Wiederum drei Minuten später schoß der an diesem
Tage vorzüglich aufgelegte Schieth durch Bombenschuß zum 3:3
ein Das war das Signal für den überraschend kommenden Endspurt
der Frankfurter Elf, die jetzt sogar von den Zuschauern angefeuert wurde.
Heimatliche Weihnachtsklänge im Radio
Blitzschnell wanderte jetzt der Ball durch die einzelnen
Reihen der Mannschaft und das spanische Publikum erkannte durch seinen
objektiven Beifall ebenso die Leistung der deutschen Mannschaft an, wie
es auch nicht zögerte, seiner Enttäuschung über die eigene
Elf Ausdruck zu verleihen. In der 79. Minute fiel die Entscheidung für
die Gäste. Auf Vorlage von Schieth lief der junge Rechtsaußen
Reichert durch und erzielte an dem herausstürzenden Domingo vorbei
den Siegestreffer. Die Zuschauer dankten am Schluß der siegreichen
deutschen Mannschaft mit herzlichem Beifall. Die Elf verlebte den Heiligen
Abend im Hotel „Rex" und hörte in einem von dem Pförtner
besorgten Radioapparat unter dem mitgebrachten Weihnachtsbaum die Weihnachtssendung
der Heimat. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 27.12.1950)
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