VfL Neckarau - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1950/51 - 17. Spieltag

1:3 (1:0)

Termin: 17.12.1950
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 1:0 K.Gramminger (20.), 1:1 Alfred Kraus (46.), 1:3 Friedel Reichert (60.), 1:3 Friedel Reichert (80.)

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VfL Neckarau Eintracht Frankfurt

  • Bahlke
  • Uhrig
  • Klostermann
  • Stögbauer
  • Jennewein
  • Liska
  • Preschle
  • Balogh
  • K.Gramminger
  • Gärtner
  • M.Gramminger

 


 

Trainer
  • Fritz Pölsterl
Trainer

Eintrachts 2. Halbzeit riß alles heraus!

Spiel in die Breite sprengte Neckarau

VtL ließ Schußpräzision vermissen - Klassespiel der Eintracht-Läufer

Das war nun die zweite Heimniederlage der Neckarauer! Daß sie der Frankfurter Eintracht zu quittieren wäre, daran haben sie wohl am wenigsten gedacht, und mit ihnen etwa 2500 Zuschauer, die am „Goldenen Sonntag" auf schneebedecktem Feld 45 Minuten lang eine eindeutig überlegene Partie der Balogh-Elf bei zwingenden Kombinationen und kluger Regie des Nationalspielers zu sehen bekamen. In diesem Spielabschnitt konnten die Frankfurter kaum einmal Tritt fassen, ja, sie mußten froh sein, daß sie nur mit einem Tor in Rückstand geraten waren. Es war ein Fangfehler Henigs, der Baloghs Zwanzig-Meter-Schuß fallen ließ und K. Gramminger zum Torschuß Gelegenheit gab. Zuvor hatte Preschle seinen Mittelstürmer eine sichere Chance verdorben, zweimal knapp daneben geköpft und Balogh eine schußgerechte Vorlage M. Grammingers scharf am Pfosten vorbeigejagt.

Und dann war Eintracht da!

Nach dem Wechsel waren die Rollen dann gründlich vertauscht. Im Eintracht-Sturm bemühten sich Pfaff mit bestem Erfolg, den verletzten Schieth als treibende Kraft zu ersetzen; Bechtold deckte nun sorgfältig, das Schwergewicht Krauß II schaltete sich wesentlich wirkungsvoller in die flachen Kombinationszüge seiner Nebenleute ein und die beiden Flügel wurden besser und häufiger eingesetzt. Ob dieser Wandel auch dann eingetreten wäre, wenn die Adlerträger nicht schon eine Minute nach Wiederanspiel durch ihren Mittelstürmer den Ausgleich hätten erzielen können, ist eine Frage, die den psychologischen Wert dieses Tors gebührend unterstreicht. Zwar setzten die Neckarauer nun Volldampf darauf und schnürten die Gäste verschiedentlich minutenlang in ihrem Strafraum ein, doch Henig machte nun seinen Fehler mit einer sehr gewagten Tauchparade reichlich gut, warf sich reaktionsschnell K. Gramminger drei Meter vor dem Tor in den Schuß, verhütete die sichere Führung der Neckarauer und bereitete so den Boden für den Sieg seiner Mannschaft. Es war erstaunlich, wie sicher die Frankfurter die von Herberger so sehr empfohlene Taktik der markierten Tordeckung und die Ueberleitung zum Angriff beherrschten.

Pfaff dirigierte großartig!

Die Ueberraschung des Spiels jedoch war das unentwegte Festhalten der Eintracht-Elf am flachen Kopfpaß und die Kombination von Mann zu Mann. Trotz Schnee und Bodenglätte setzten sie sich immer wieder durch, zogen das Spiel in die Breite und erschwerten der Neckarauer Deckung die Abwehr außerordentlich. Dabei war Pfaff ein meisterlicher Dirigent, der in Krauß I einen sehr verständnisvollen Partner hatte. Auf dem rechten Flügel entpuppte sich der kleine Reichert als kluger Stellungsspieler und Torschütze. Er war am Ausgleich beteiligt, schoß den Führungstreffer und schloß zehn Minuten vor Schluß eine prächtige Kombination, die über Pfaff, Krauß I und Krauß II zu ihm führte, mit unhaltbarem Schuß ab. Damit war die Niederlage der Neckarauer endgültig besiegelt. Ihre Gewaltoffensive in der letzten Viertelstunde fand Henig mit ausgezeichneten Paraden ganz auf dem Posten.

Zu wenig Zwingendes, zuviel Zufall

Die Männer um Balogh unterlagen den besseren Taktikern. Das Deckungsspiel der Läufer und Verteidiger war für diesen Gegner nicht präzis genug. Außerdem wurde nach dem Wechsel gerade von den Aufbauspielern der Ball zu lange gehalten und die gesamte Stürmreihe ließ den beherzten Torschuß stark vermissen. Befreiende Schläge aus der Verteidigung waren kaum zu sehen. Zuspiel und Ballkontrolle ließen viel zu wünschen übrig und so kam es, daß an Stelle gewollter Kombinationen der Zufall trat.

Eintracht-Läufer biegsam wie Stahl

Ersatztorwart Bahlke und Uhrig verhüteten geistesgegenwärtig zwei weitere Frankfurter Tore. Klostermann und Liska harmonierten weniger, als Uhrig und Stögbauer, während Jennewein im Kampf gegen Krauß II viele Vorteile hatte. Preschle fand in Wloka zu oft seinen Meister. Zwischen ihm und Balogh riß der Faden häufig ab, und da auch K. Gramminger gegen Kesper wenig Chancen hatte, blieb nur der linke Flügel Gärtner leidlich intakt.

Das Frankfurter Schlußtrio schlug sich hervorragend. Die Läuferreihe Bechtold-Kesper-Heilig bildete das Rückgrat der Mannschaft; Pfaff, Krauß I und Reichert waren kluge Vollender guter mannschaftlicher Zusammenarbeit. — Schiedsrichter Ruhmann machte keinen entscheidenden Fehler. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 20.12.1950)

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