Eintracht Frankfurt - FC Singen 04

Oberliga Süd 1950/51 - 16. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: 10.12.1950 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Winkler (Nürnberg)
Tore: 1:0 Zanin (72., Eigentor)

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Eintracht Frankfurt FC Singen 04

 


  • Weber
  • Paprian
  • Homburger
  • Boden
  • Zanin
  • Dr. Joachimski
  • Schroff
  • Sternberg
  • Schultz
  • Lehr
  • Bach

 

Trainer Trainer
  • Karl Höger

Ohne Henig, ohne Willimowski

Zanins Schrecksekunde 1:0

Auf beiden Seiten fehlten bewährte Stammspieler. Willimowski wirkte in der Reserve von Singen mit und trug zu ihrem 3:1-Sieg bei. Seit langer Zeit stand zwischen den Pfosten des „Eintracht"-Tores diesmal nicht Henig. Die „Eintracht"-Leitung hatte Henig nicht aufgestellt, weil er das Training nicht besucht hatte. Willimowski ist nach der Bekundung des Singener Mannschaftsbetreuers z. Zt. körperlich nicht ganz auf der Höhe.

„Eintracht" hat in letzter Zeit schwere Aufstellungssorgen. Verletzungen und Herausstellungen zwangen immer wieder zu Umbesetzungen. Auch diesmal riß die Pechsträhne nicht ab. Der ausgezeichnete Läufer Bechtold wurde verletzt und mußte seinen Platz mit dem Rechtsaußen Schmitt tauschen. Auch der Singener Rechtsaußen Schroff humpelte in der zweiten Hälfte erheblich. Der hartgefrorene, glatte, mit einer feinen Schneedecke überzogene Boden des Bornheimer Hanges war eben ein gefährliches Pflaster.

Spiele auf 14 Uhr vorverlegen!

Es war ein Glück, daß der Kampf in einem wahrhaft ritterlichen Geist ausgetragen wurde. Andernfalls wäre die Zahl der Verletzten unter den gegebenen Verhältnissen vermutlich noch höher gewesen. Die letzten zehn Minuten spielten sich wieder in der Dunkelheit ab. Es ist unbegreiflich, daß man nicht wie früher um diese Jahreszeit um 14 Uhr beginnen läßt.

Singen spielte überraschend gut. Vor dem ausgezeichnet reagierenden Tormann Weber, der eine ganze Anzahl schwerster Schüsse glänzend parierte, räumten die startschnellen Verteidiger Paprian und Homburger mit befreienden Abschlägen alles aus dem Weg, was der Eintracht-Angriff anrollen ließ. Gegen den Mittelläufer Zanin hatte der für diesen Boden zu schwere Frankfurter Mittelstürmer Kraus II wenig zu bestellen. Dr. Joachimski rechtfertigte den guten Ruf, der ihm vorausging, mit einem wohldurchdachten, in Angriff und Abwehr gleich wirkungsvollen Seitenläuferspiel. Boden erreichte nicht ganz das Niveau des Doktors. Er blieb mit seiner Arbeit mehr auf der Defensive beschränkt, hatte hier aber meistens den Erfolg für sich. Der Angriff spielte schnell und gradlinig, freilich aber auch meist so durchsichtig, daß es der gegnerischen Deckung nicht schwer fiel, seine Pläne zu durchkreuzen. Halbrechter Sternberg war hier der Ankurbler.

Mit einem gesunden Willimowski ...

Singens Mannschaftsleistung, als Ganzes gesehen, war durchaus nicht enttäuschend. Man kann sich vorstellen, daß diese Elf, zumal wenn ein gesunder Willimowski wieder in ihren Reihen steht, zu Hause noch eine Menge von Punkten machen wird. Ob es reicht, um die Oberliga zu erhalten, ist freilich eine Frage, die heute noch nicht zu beantworten ist.

Bei der Eintracht kamen die Schwergewichte Kaster als Verteidiger und Kraus II im Sturmzentrum am schlechtesten auf die Beine. Der drahtige Wlocka und vor ihm Heilig, der sein „come back" als ausgezeichneter Seitenläufer lieferte, sowie Pfaff, dieser von einigen „Fehlzündungen" abgesehen, bildeten die Achse der „Adler"-Träger. Kesper weiß seine „Einbeinigkeit" geschickt auszugleichen, und Wunderlich als Ersatz für Henig bewies in vielen Fällen seine Eignung als qualifizierter Torwart. Schmitt kam gegen Dr. Joachimski kaum zur Geltung und dem „scheppen" Kraus gelang wieder einmal alles vorbei. Schmitt hat Talent und wird „kommen", das bewies er sowohl als Rechtsaußen wie nach Bechtolds Verletzung auch auf dessen Posten.

Hand plus Tor ist Tor!

Eintracht war, daran ist kein Zweifel, die reifer wirkende Mannschaft. Vor beiden Toren spielten sich, wenn auch nicht viele, so doch einige außergewöhnliche und aufregende Szenen ab. Einmal ging eine Kopfballdoublette (erst von Heilig selbst, dann von Lehr im Nachstoß) an den Balken über Wunderlich, ehe Schultz dann knapp nebendran schoß. Auch die Entscheidung des Spieles war außergewöhnlich: den siebenten Eckball der Eintracht gab Pfaff von rechtsaußen gut herein, der Singener Mittelläufer Zanin, von „Eintracht"-Stürmern angegriffen, schlug das Leder in einer Art Schrecksekunde mit der Faust ins eigene Tor. Die Singener versuchten — übrigens in durchaus ruhiger und sportlicher Weise — den Schiedsrichter zu veranlassen, auf Elfmeter zu erkennen. Aber der Nürnberger ließ sich nicht irritieren. "Ein Treffer, der unmittelbar aus dem Handspiel eines Mitglieds der verteidigenden Partei entsteht, ist ein reguläres Tor!" Winkler war übrigens dem Spiel, dem er in der Erkenntnis seines fairen Verlaufs freien Lauf ließ, ein ausgezeichneter Leiter. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 13.12.1950)

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