Eintracht Frankfurt - VfB Mühlburg |
Oberliga Süd 1950/51 - 12. Spieltag
2:2 (0:1)
Termin: 05.11.1950 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Heller (Stuttgart)
Tore: 0:1 Buhtz (21.), 1:1 Willi Kraus (55.), 1:2 Rastetter (70.), 2:2 Hubert Schieth (76., Elfmeter)
Eintracht Frankfurt | VfB Mühlburg |
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Trainer | Trainer
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Eintracht von Trenkel-Dannenmeier abgemeldet Beide Mannschaften hatten Aufstellungssorgen. Eintracht mußte Giller und Wloka ersetzen, die Mühlburger liefen ohne den Torschützenkönig der Südliga, Lehmann, auf das Feld. Im ersten Durchgang sahen die Gäste wie die sicheren Sieger aus. Gewiß, auch da hatte die Eintracht einige Gelegenheiten zum Erfolg zu kommen, aber diese verblaßten gegen das, was sich vor Henig abspielte. Die im königsblauen Dreß der Schalker spielenden Gäste aus Baden sind wirklich eine Mannschaft, mit der für die Zukunft zu rechnen ist. Die Seitenläufer Dannenmeier und Trenkel, Gärtner als Stopper, der alte Taktiker Rastetter und vor allem der in allen Situationen eines Halbstürmers gerechte Buhtz bilden das grundsolide Gerippe eines Baues, das über den Durchschnitt der Südliga ein gutes Stück hinausragt. Am schwächsten, ohne aber zu versagen, waren die Flügel Bechtel u. Kunkel. Bechtel hätte besser zum Zuge kommen müssen, weil sein Gegner Kesper viele Wünsche offen ließ. Kunkels Wirkungslosigkeit dagegen ist verständlich, denn der Mühlburger Linksaußen hatte im rechten Eintracht-Verteidiger Kaster einen der besten Leute des Feldes vor sich. Bestandene Probe: Trenkel - Dannenmeier Am meisten interessierten natürlich die Kandidaten für die kommenden Repräsentativspiele und für das Stuttgarter Ländertreffen. Die Mühlburger Seitenläufer Dannenmeier und Trenkel dürften die Prüfung bestanden haben. Sie verurteilten die Eintracht-Halbstürmer Pfaff und Schieth in den meisten Fällen zur Erfolglosigkeit. Besonders Trenkel hielt Schieth fast ständig in Schach, während Pfaff sich schon besser aus der Affäre zog und Dannenmeier hin und wieder ein Schnippchen schlug. Beide Außenläufer vergaßen über ihre Defensivaufgabe auch nicht die Sturmunterstützung, aber ob wir nicht noch bessere Seitenläufer im Süden haben, das soll dahingestellt bleiben. Gärtner ist ein Stopper, den seine körperlichen Qualitäten und Ruhe, die Uebersicht und der klare, befreiende Abschlag äußerst wertvoll machen. Hans Scheib vertrat seinen verletzten Bruder ausgezeichnet. Jetzt Eintracht auch kämpferisch stark Die Eintracht lieferte nicht die beste Partie. Weder Bechtold noch Kudras deckten mit der Konsequenz, die man von ihnen gewohnt ist. Der Sturm hatte deshalb nicht viel zu bestellen, weil die Verbinder von Trenkel und Dannenmeier stets unter Bewachung gehalten wurden und weil Kraus II gegen Gärtner garnichts zu bestellen hatte. Der Eintracht-Linksaußen Krauß I wurde von Hauer sehr wirkungsvoll gestoppt, kam aber dennoch zu einem prächtigen Tor. Selbst die auf einigen Positionen enttäuschende „Eintracht" aber lieferte in kämpferischer Hinsicht eine durchaus erstklassige Partie. Während der ersten Halbzeit konnte man an allem seine helle Freude haben, an dem Tempo sowohl als an der, trotz aller Härte, erfreulichen Fairneß. Nach der Pause schien dann das Spiel auf einmal aus allen Fugen zu geraten. Kudras wurde gelegt; er schlug als Revanche seinen Gegner mit der Faust auf den Kopf. Heller gab Freistoß für Mühlburg - hier hätte die Entscheidung Freistoß für Eintracht lauten müssen - und stellte Kudras, der inzwischen von den Sanitätern abgeschleppt wurde, vom Feld - völlig zu recht. Als aber Kudras nach einigen Minuten wieder erschien, bestand Heller wiederum mit vollem Recht darauf, daß Kudras den Platz zu verlassen habe. Da die meisten Zuschauer von der Herausstellung Kudras' nichts wußten, weil dieser ja vom Platze getragen wurde, war nun der Teufel los. Aber es ging noch einmal gut, gerade noch. Elfmeter-Präzision durch Schieth Drei von den vier Toren des Tages waren prachtvoll. Zunächst nahm Buhtz, gut 18 m vor dem Eintrachttor und mit dem Rücken gegen dieses stehend, ein Zuspiel auf und schmetterte es in blitzschneller Drehung direkt unter die Latte. Krauß I erzielte nach dem Wechsel den Ausgleich mit einem Schrägschuß aus vollem Lauf, der wie eine Rakete in die linke Ecke zischte. Dann wand sich Rastetter mit einer Energie, wie man sie selten sieht, durch die Mauer der „Eintracht", geriet ins Wanken, stand wieder, lief weiter, strauchelte, erneut angegangen, hatte aber noch die Kraft vor dem Sturz mit einer solchen Wucht zu schießen, daß Henig den Ball wohl noch im Fluge berühren, aber nicht mehr ablenken konnte. Schieths Elfmeter saß mit der Präzision, die man bei ihm gewohnt ist. Schiedsrichter Heller, von Freund und Feind viel angefeindet,
hat nach unserer Ansicht gut geleitet wenn wir mit einigen seiner Entscheidungen
auch nicht einverstanden waren. Doch das ist Ansichtssache. (aus dem
'Sport-Magazin' vom 08.11.1950) |