SV Darmstadt 98 - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1950/51 - 11. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: 29.10.1950
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Strobel (Schwabach)
Tore: 1:0 Böhmann (32.), 1:1 Hubert Schieth (75.)
SV Darmstadt 98 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Böhmann entfachte Darmstädter Sturmwirbel Alles debattierte Gillers Platzverweis ohne Verwarnung Selten ist eine Mannschaft so nahe am Sieg vorbeigegangen, wie der SV 98 Darmstadt, der gegen die Eintracht, kaum mehr als eine Außenseiterchance besaß. Das mußte im Ablauf des Geschehens im Hochschulstadion, das 75 Minuten lang eine Sensation in sich barg, vorweggesetzt werden. Diejenigen unter den 7000, die den Neuling in einer Reihe früherer Begegnungen erlebten, sahen eine „Lilien"-Elf, die nach der besten Seite überraschte. Es war die gleiche Mannschaft, die am Vorsonntag in Waldhof so unter die Räder geraten war, als ihr Torwart Ruhl sich zu einer Uhbeherrschtheit hinreißen ließ. Und es war doch eine andere Mannschaft. Wann je haben die als langsame Starter bekannten 98er in einem Spiel von Anfang an so den Ablauf bestimmt, wie an diesem Tag, wann je durch ihre Gradlinigkeit und Zweckmäßigkeit ihrer Aktionen so überzeugt, und wann so gespielt und gekämpft wie gegen die „Eintracht"? Man hat schon oft in anderen Spielen vom Pech der Darmstädter gesprochen. Wie sich das Schicksal aber heute gegen die 98er stemmte, das verschlug allen die Sprache und das wurde auch von den zahlreichen Frankfurter Schlachtenbummlern anerkannt. Dreimal rettete nach dem 1:0 der Eintracht-Verteidiger Kaster auf der Torlinie und dreimal trafen Thalheimers und Böhmanns Schüsse in dieser Zeit die Torpfosten. Wenn es am Ende schließlich doch noch zu einem Remis für die „Eintracht" reichte, so hatte sie dies äußerst glücklichen Umständen zu verdanken. Ihre Abwehr kam im Darmstädter Sturmwirbel kaum eine Minute zur Ruhe. Der Entfacher dieses Wirbels war der talentierte Böhmann, dessen Formkrise überwunden zu sein scheint und der als Mittelstürmer selten eine so große Wirkung zeigte. Seine Rochaden auf die Flügel brachten ständig Gefahren im Eintrachttor mit sich. Nach ihm muß Reeg genannt werden, der eine gute erste Halbzeit hatte und später erst von dem in die Verteidigung zurückgehenden Bechtold gestoppt werden konnte. Die sprunghafte Verbesserung der Darmstädter aber basierte auf einer wesentlich stabiler gewordenen Abwehr, in der Mühlbach gut in die Rolle des Verteidigers wächst und Läufer Leichtlein zuverlässig geworden ist. Auch das Handicap, schon den dritten Tormann in dieser Saison einsetzen zu müssen, überwanden die Darmstädter sehr gut, denn Müller machte seine Sache ausgezeichnet. Gegen diese Elf fand die „Eintracht" nicht die Form der letzten Wochen. Ihr Sturm begann nervös. Nur Schieth, der oft vergeblich den Nebenmann zum Spielen suchte, absolvierte das gewohnte Pensum. Krauß II, durch Gewichtmachen nicht in bester Verfassung, und Reichert blieben blaß. Der linke Flügel, durch Umstellungen auseinandergerissen, stellte keine Gefahr mehr dar. Eine Unachtsamkeit von Giller brachte in der 32. Minute durch Böhmann (nach einem Kopfball-Zuspiel von Reeg) das Tor der Darmstädter. Kurz darauf prallten Giller und Böhmann im Mittelfeld zusammen. Der Darmstädter kam "bald wieder, Giller erst nach der Pause als Statist auf Linksaußen. Daß man einen verletzten Spieler aber nicht unbeachtet lassen soll, zeigte sich in der 75. Min., in der Schieth nach einem Zuspiel Gillers aus 17 m den Ausgleich erzielte. Eine Minute später erhielt Giller Platzverweis, als er Thalheimer zu Fall brachte, nachdem der Ball beide schon passiert hatte. Schiedsrichter Strobel-Schwabach war dem harten, aber
nicht unfairen Spiel ein guter Unparteiischer; allerdings waren alle sich
einig, daß Gillers Herausstellung ohne Verwarnung eine harte Entscheidung
darstellt. Vielleicht ließ Strobel den psychologisch wichtigen Moment,
daß es sich um einen erheblich verletzten Spieler handelt, der unmittelbar
vor dem Vergehen noch einmal hart genommen wurde, außer Acht.
(aus dem 'Sport-Magazin' vom 01.11.1950) |