Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim |
Oberliga Süd 1950/51 - 10. Spieltag
3:2 (2:0)
Termin: 22.10.1950 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 1:0 Friedel Reichert (38.), 2:0 Hubert Schieth (42.), 3:0 Hubert Schieth (50.), 3:1 de la Vigne (77.), 3:2 Langlotz (90.)
Eintracht Frankfurt | VfR Mannheim |
|
|
Trainer | Trainer
|
Eintracht fast wie vor Jahrzehnten Eintrachts Mittelfeld-Viereck herrschte souverän Die Eintracht gewann dieses Spiel viel glatter als erwartet und auch deutlicher als es im Resultat zum Ausdruck kommt. Man hatte am Ende den Gesamteindruck, daß eine Elf, der jetzt das in ihr steckende Können erst richtig zum Bewußtsein kommt, über eine Mannschaft triumphiert hatte, die den Zenit ihrer Laufbahn hinter sich zu haben scheint und langsam zu resignieren beginnt. Der Schluß kann täuschen, weil er aus nur einem einzigen Treffen gezogen wurde, aber als man den Bornheimer Hang verließ, hatte man nun einmal diesen Eindruck. Trotz Pfaff Maier raumbeherrschend Es mag sein, daß die durch die Sperre von Rößling verursachte Umstellung in der Deckung der Rasenspieler Verwirrung gestiftet hat. Müller verteidigte gewiß nicht schlecht, aber ihm fehlt der weite Verteidigerabschlag. Senk brauchte eine ganze Weile, bis er sich wieder zurecht gefunden hatte. So war es ein Glück für die Mannheimer, daß der kleine Maier und der große Keuerleber in bestechender Form spielten. Maier hatte in Pfaff ganz bestimmt keinen leichten Widersacher, aber dennoch spielte er in seinem Raum eine beherrschende Rolle und Keuerleber ließ dem immer besser in das Mannschaftsgefüge der Eintracht sich einfindenden Bubi Krauß keine Möglichkeit, zu Erfolgen zu kommen. Stiefvater spielte sauber und ausdauernd, ohne aber den ungemein lebendigen Schieth an der Entfaltung seiner Tätigkeit hindern zu können. VfR-Angriff nur ein Schatten Der Mannheimer Angriff ist nur noch ein Schatten des Quintetts, das 1949 die deutsche Meisterschaft herausschoß. Vor allem die Verbinder Langlotz und de la Vigne ließen vieles zu wünschen übrig. Wo ist „Bellas" Quicklebendigkeit geblieben, die ihn damals (als Linksaußen freilich) zu einem richtigen Fußballtornado werden ließ? Wo sind des großen Talents Langlotz' überraschende Einfälle, mit denen er früher seine Solos abschloß? Wohin ist die Wucht und das Schußvermögen entschwunden, mit denen einst Löttke zum Schreck aller, auch der besten Hintermannschaften, wurde? Nichts war mehr da, nichts oder doch nur wenig. In diesem Quintett wurde unter anderem mehr geschimpft als durchdacht gespielt und so konnte es nicht wundernehmen, daß die Eintracht glatt und unangefochten gewann. Eine starke Eintracht wächst heran Diese Eintracht haben wir in den letzten Wochen sehr genau beobachtet. Wir lassen uns nicht mehr so leicht blenden von diesem oder jenem Ueberraschungserfolg und so dürfen wir heute wiederholen, was wir schon gelegentlich der Spiele gegen Schweinfurt und FSV Frankfurt zum Ausdruck brachten: Diese Mannschaft der „Adlerträger" Ist im Kommen. Vielleicht gibt es Rückschläge. Das ist leicht möglich, aber diese Eintracht wird Rückschläge schneller überwinden, während sie früher wochenlang daran krankte. Die Hintermannschaft Henig—Kaster—Wloka gehört heute zu den besten Verteidigungen im Süden. Der mit mächtigem Schlag sich auszeichnende Kaster und der blitzschnell in alle Situationen fahrende Wloka ergänzen sich prächtig. Im Zentrum steht in Giller ein Stopper, der vielleicht nicht vielen Zuschauern, dafür aber um so mehr dem gegnerischen Mittelstürmer durch die unerbittliche Konsequenz seiner Deckung auffällt. Kudras—Bechtold zusammen mit Schieth—Pfaff bilden ein Mittelfeld-Viereck, wie es in der modernen Spielweise nötig ist. Wenn Kudras noch genauer zuspielen könnte, wenn der eine und andere noch diesen oder jenen Mangel ablegt, kann hier eine Elf wachsen, die mit den größten Erfolgen der „Eintracht" von früher Schritt hält. Eintracht dominierte mehr als eine halbe Stunde, ohne daß ein Tor gefallen wäre. Dann trieb Pfaff im Alleingang das Leder durch die Reihen der Gegner, leitete zu Schietih und dieser, blitzschnell die Situation übersehend, an den Mann mit dem Torinstinkt, Reichert, der im richtigen Moment am rechten Platze stand, und Jöckel keine Chance ließ. Wenige Minuten später brauste Schieth in der Mitte durch und schoß mit solcher pfeifenden Wucht in die linke untere Torecke, daß dem blitzschnell zu Boden gegangenen Jöckel die Kugel entglitt und ins Netz sprang. Sofort nach der Pause schloß dann Schieth mit einem feinen Schrägschuß den Torreigen der Eintracht ab. Der VfR Mannheim kam durch ein schönes für Henig absolut unhaltbares Tor auf 1:3 heran und hatte auch noch eine weitere Chance, als die etwas leichtfertig werdende Eintracht nachließ, eine Flanke Bolleyers herüber zu Löttke kam und dessen Kopfflanke vor Henig einige Verwirrung stiftete, bis Giller reinen Tisch machte. Mit dem Schlußpfiff stellte Langlötz das 2:3 her. Das Spiel verlief beispielhaft fair und sauber und stellte
Ruhmann vor eine Aufgabe, die er ohne jede Schwierigkeit löste.
(aus dem 'Sport-Magazin' vom 25.10.1950) |