Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt
05 |
Oberliga Süd 1950/51 - 8. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: 08.10.1950 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Glöckner (Pirmasens)
Tore: Willi Kraus (10.), 1:1 Meusel (46.)
Eintracht Frankfurt | FC Schweinfurt 05 |
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Trainer | Trainer
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"So erlebte ich Ander Kupfer schon früher" Großartige Leistung des Internationalen - Trainer Windmann wandelt die Eintracht Der Kampf begann in einem solch unerhörten Tempo, daß niemand daran glaubte, es werde 90 Minuten so weitergehen. Es ging aber in der Tat eineinhalb Stunden so weiter. Ein Spiel mit solcher Spannung und solch dramatischer Momente haben wir lange nicht mehr gesehen. Wenn auch beim Schlußpfiff das Eckballverhältnis auf 8:3 für Schweinfurt stand, so wird auch unter den fränkischen Schlachtenbummlern niemand gewesen sein, der nicht davon überzeugt gewesen wäre, daß die Eintracht den einen Punkt redlich verdient hatte. Unübertrefflich: Kupfers Zuspiel Aller Augen richteten sich selbstverständlich auf die Kandidaten für die Mannschaft gegen die Schweiz: A. Kupfer und Merz. Nun, der Ander spielte wie in seinen besten Tagen: Das Mittelfeld gehörte ihm! Noch immer versteht er es meisterhaft, dem Gegner den Ball abzujagen, auf engstem Raum zu operieren und dann plötzlich mit einer Aktion, an die in diesem Augenblick kein Mensch denken kann, den Gegner total zu verwirren. Unnachahmlich wie einst sind seine Paßbälle. Rechnet man mit seinem Paß, dann spielt er den Ball steil in die „Gasse" oder auf den linken Flügel. Der Ander ist, wie wir alle, nicht jünger geworden, aber davon war im Spiel nichts zu merken. Er hielt das Tempo bis zum Schluß. Vergleich Streitle — Merz Merz machte einen Kapitalfehler, der zum Treffer der Eintracht führte. Aber mit fortschreitender Zeit wurde er besser und besser. Sein Gegenüber, Kraus II, war vollständig abgemeldet, aber nicht aus eigenem Unvermögen, wie manche Schreier auf der Tribüne wissen wollten, sondern eben wegen der souveränen Gegenwirkung von Merz. Wenn es keinen Streitle gäbe — der im Kopfball vielleicht besser ist — dann wäre Merz der Mann Nr. 1 im Deckungszentrum der deutschen Elf gegen die Schweiz in Stuttgart. Weiter empfahl sich Käser als Mann zwischen den
Pfosten. Instinktsicher, mit ausgezeichneter Fang- und Fausttechnik, absolut
zuverlässig im rechtzeitigen Herausgehen, dürfte Käser
heute zu den besten deutschen Hütern gehören. Die Schweinfurter
Verteidigung mit Morgenroth, Bernard und dem linken Läufer Gorski
vervollständigten die Deckung zu einem formvollendeten Ganzen. Schiedsrichter bewunderte Spieltempo In der Pause suchten wir den Schiedsrichter Glöckner auf, unseren alten Bekannten aus alten Tagen. (Er leitete das Spiel übrigens großzügig und fehlerlos.) Während er sich den Schweiß abwischte, drückte er sein Erstaunen darüber aus, mit welchem Können und Tempo beide Mannschaften am Werk waren. Auch die Schweinfurter Begleiter und die Eintrachtler Balles und Karl Zimmer sowie später auch der Vorsitzende der Offenbacher Kickers, Christian Neubert, zollten dem Niveau des Spieles hohes Lob. Reichert nach innen? Die Eintracht bot eine große Leistung. Der neue Trainer Windmann hat das „Gesicht" der Elf gründlich verändert: es weist weder deplacierte noch nervöse Züge auf. Die Elf ist noch im Umbruch. Wenn Windmanns Arbeit erst einmal vollendet ist, wird Frankfurt in der Eintracht wieder über eine Mannschaft verfügen, die an die Glanzzeiten vergangener Jahre anknüpft. Heute waren Henig im Tor, der Verteidiger Wloka, die Seitenläufer Kudras-Bechtold die Glanzpunkte. Im Angriff ist noch „Sand im Getriebe", aber das wird sich beheben lassen. Vielleicht wäre es zweckmäßig, Reichert im Innensturm einzubauen. In der zehnten Minute gab Merz einen Ball schlecht zurück,
Kraus I — zu unrecht vom Linienrichter abgewinkt, weil der Ball
vom Gegner kam — schaltete sich in der für ihn typischen Art
dazwischen, schoß — und Käser war geschlagen. Eine Minute
nach der Pause wirbelte der Schweinfurter Sturm über das Feld. Alle
Stürmer wechselten ihre Positionen, zuletzt kam der von außen
hervorspurtende Meusel an den Ball, und der Ausgleich war gefallen. Dabei
blieb es, man darf wohl sagen keinem zum Leid und jedem zur Freude. (aus
dem 'Sport-Magazin' vom 11.10.1950) |