Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1950/51 - 4. Spiel

3:0 (2:0)

Termin: 10.09.1950
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Tore: 1:0 Baas (12.), 2:0 Schreiner (40.), 3:0 Maier (70.)

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Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

  • Schepper
  • Keller
  • Emberger
  • Magel
  • Picard
  • Keim
  • Kaufhold
  • Schreiner
  • Maier
  • Baas
  • Weber

 


 

Trainer
  • ??
Trainer

Pausenloses Feuerwerk gegen Eintracht-Tor. . .

. . . aber nur eine Halbzeit lang - Frankfurter Stürmer zu unentschlossen

Legen wir nicht wieder die alte Platte auf, die seit fast 30 Jahren davon erzählt, wie sehr die Spiele zwischen Eintracht und Kickers das Maingebiet fesseln, Offenbach fiebern lassen, zum „Spiel des Jahres" aber schließlich für die Stadt am Main überhaupt geworden sind. Auch diesmal der Massenaufmarsch: 15 000 Interessierte und Neugierige im weiten Oval, auf der Tribüne Offenbachs „Ober" Dr. Klüber und die Stadträte Gahm und Winter.

Eintrachts Spiel gehemmt

Die spielerischen Leistungen selbst entsprachen ganz und gar dem, was man erwartet hatte. Am Ende dieses ereignisreichen Spieles stand ein 3:0, und das will in seinem Entstehen geschildert sein: Dafür zeichnete verantwortlich eine in bester Spiellaune und Kondition antretende Offenbacher Mannschaft gegenüber einer Elf, die sich auf dem Bieberer Berg eigentlich nie wohlgefühlt hat. Offenbach fand sich gleich, Eintracht nach der Pause, und da auch nur gelegentlich. Offenbachs Spiel, hatte Fluß und Lauf, das der Eintracht Hemmungen. Die Kickers verstanden es, ihr Mannschaftsspiel aus der Abwehr heraus in Szene zu setzen, während gerade bei der Eintracht in der Abwehr deutliche Lücken klafften. In einem waren sich die beiden Mannschaften gleich: in der Wirkung der Außenläufer, und hier wieder macht man Unterschiede, daß die Offenbacher Außenläufer von allen Seiten von willigen Helfern umgeben waren, während die der Eintracht tatsächlich mutterseelenallein dastanden.

Von den Skizzen des Spielverlaufs sei festgehalten, wie sehr die Offenbacher in der ersten Hälfte auf das Tor der Eintracht hämmerten. Pausenlos liefen ihre Angriffe über den Rasen. Maier wich immer wieder seinen Bewachern aus und rochierte entsprechend nach den Flügeln. Ganz groß aber war wieder Kaufhold am rechten Flügel, der seinen alten Freund Kaster gegen sich hatte und diesen oft genug an der Nase herumführte. Entlastungsangriffe der Eintracht nutzten nicht viel. Auch Umstellungen im Angriff brachten nichts ein. Zu allem Unglück mußte Schieth nach einem Zusammenstoß mit Baas in der 37. Minute ausscheiden.

Die erste Halbzeit gehörte Offenbach. Kaufhold spielte sich nach 12 Minuten an der Außenlinie durch, gab Kaster keine Chance, und als dann seine Flanke nach innen strich, war Baas zur Stelle, der diesen Angriff mit einem Schuß ins Torkreuz abschoß. Aber schulmäßig war auch jene Vorlage, die Maier kurz vor der Pause steil nach vorn schickte, so daß Schreiner in die Gasse laufen konnte und mit kraftvollem Schuß den Ball in den Winkel schmetterte.

Nach dem Wechsel forcierte die Eintracht zunächst das Tempo. Schieth war wieder gekommen, aber sein verbundenes rechtes Knie wollte nicht mehr und so mußte er am rechten Flügel mißmutig herumhumpeln. Aber dafür war Wieland, der frühere Germania-Stürmer, als Verbinder nunmehr ganz in seinem Element. Nun konnte er wühlen und schaffen und mit zunehmender Spielzeit bekam auch Kraus II immer bessere Bälle, klügere Einfälle und er schaltete Picard gelegentlich doch sehr stark aus. Nahm die Offenbacher Abwehr das Spiel nun zu leicht? Eintracht kämpfte verbissen um den Anschluß, aber Maier entschied rechtzeitig über die Punkte, als er Wloka neckte und von der Strafraumgrenze aus den Ball ins Toreck jagte.

Feinfühliger Kudras — Rackerer Bechtold

Wer auf dem Bieberer Berg Punkte holen will, muß 90 Minuten lang unerbittlich kämpfen. Die Eintracht versuchte es zunächst mit spielerischen Mitteln. Ihren Kampfeseinsatz packte sie erst nach der Pause aus, mit so viel Erfolg, daß sie plötzlich feldüberlegen war. Bechtold und Kudras waren ihre Spielgestalter, wobei Bechtold gegenüber dem feinfühligeren Kudras vielleicht der noch Schaffensfreudigere war. Beide Verteidiger mögen sich bei diesen und bei Giller bedanken, daß ihnen oft Hilfe geboten wurde. Henig zählte zu den Besten der Frankfurter. Im Angriff indessen sah es nicht gerade rosig aus. Die Könner Kraus und Pfaff am linken Flügel konnten auch mit Tricks und List gegen so erfahrene Männer wie Magel und Keller nicht viel ausrichten. Kraus II offenbarte eine große zweite Hälfte. Wieland setzte sich als „Halber" besser durch denn als Außen.

Schiedsrichter Schmetzer aus Mannheim war auch diesmal der Unerschütterliche, der dem Spiel vor der Pause vollständig freien Lauf ließ und nachher auch nur gelegentlich zuzupacken brauchte.

Nach dem Spiel war man bei der Eintracht natürlich sehr niedergeschlagen. Ihr Spielausschuß-Allgewaltiger Willi Balles war recht betrübt über die Verletzung von Schieth und macht sich Sorgen, wie sein Angriff nunmehr künftig aufzustellen sei. Die Umständlichkeit dieser Fünferreihe unterstrich er besonders. Schiedsrichter Schmetzer betonte das vorbildlich fair durchgekämpfte Spiel, besonders in der ersten Hälfte. Offenbachs Mittelläufer Picard stellte fest: „Meine Mannschaft hat so gut gespielt wie es der Gegner gerade verlangt hat." Kurt Schreiner sah die Stärke der Eintracht in ihrem Torwart Henig, dann aber auch unbedingt in der Dreierreihe der „Schwarzroten". (aus dem 'Sport-Magazin' vom 13.09.1950)

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