Eintracht Frankfurt - SpVgg
Fürth |
Oberliga Süd 1949/50 - 24. Spieltag
0:4 (0:2)
Termin: 26.03.1950 im Waldstadion
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Hirsch (Stuttgart)
Tore: 0:1 Schade (23.), 0.2 Nöth (35.), 0:3 Schade (75.), 0:4 Hofmann (89.)
Eintracht Frankfurt | SpVgg Fürth |
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Trainer | Trainer
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26000 ersehnten Eintracht-Elan - klatschten aber Beifall... Fürths großartige System-Umwandlung Vom „schottischen Flachpaß" zum Erfolgsstil — Frankfurter Angriff ohne Schwung 25000 Zuschauer konnten feststellen, daß Fürth den Titel eines Tabellenführers der Oberliga Süd mit gutem Recht führt. Die Elf mit dem Kleeblatt auf dem weißen Hemd war ihrem Gegner derartig überlegen, daß es eine Frage nach dem Sieger des Tages zu keiner Minute gab. Das war das einzig bedauerliche an diesem Treffen, daß ihm jede Dramatik und Spannung fehlte. Aber wer gekommen war, um endlich wieder einmal schönen, feinen, guten und doch erfolgreichen Fußball zu sehen, der ging befriedigt nach Hause. Fürth spielte „Schottenpaß" Wir kennen die Mannschaft der Fürther seit den Jahren ihrer ersten großen Triumphe, die bekanntlich in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg fällt. Damals beherrschten die Fürther das System, das man den „Schottenpaß" nannte, wie keine andere Mannschaft. Aber sie waren dem kurzen Zuspiel auf engem Raum allzu sehr verpflichtet und oft scheiterten sie trotz allen Könnens daran, daß ihnen das Variationsvermögen fehlte. Heute ist das anders geworden. Zwar bevorzugen die Fürther noch immer den kurzen Paß, doch jetzt wissen sie auch im richtigen Moment auf weite Vorlagen umzuschalten, wenn die Kampflage es erfordert. Das scheint uns die Fürther Mannschaft von heute gegenüber der Elf der großen Namen von damals auszuzeichnen. Zwar sind noch in manchen Dingen Schwächen zu erkennen, die großen Individualisten wie Seiderer, Resi Franz, Hagen u. a. sind nicht vorhanden. Noch nicht. Wobei die Betonung auf dem noch liegt. Denn die Mannschaft steht ja erst am Beginn. Im letzten Jahr war sie noch Zweite der zweiten Klasse und heute ist sie der Blickfang ganz Fußball-Deutschlands. Und welche Könner stecken auch jetzt schon in ihren Reihen! Da ist Vorläufer, ein Stopper, wie man ihn sich kaum wirkungsvoller denken kann. Schieth hatte gegen ihn nichts zu bestellen. Damit aber nicht genug. Vorläufers Abspiel ist gut verwendungsfähig für den Angriff und er dirigiert die ganze Abwehr. Schade — schneller abspielen! Da sind die Außenläufer Helbig und Sieber, von denen der letztere auch noch als „Ersatz" für den verletzten Gottinger gilt. Sie verstehen es wirklich mit den Halbstürmern Brenzke und Appis modernes Mittelfeldspiel aufzuziehen. Da sind die Flügelstürmer Hofmann und Nöth mit mächtigem Spurtvermögen, bester Balltechnik, immer auf dem Posten, stets bereit, in Lücken der gegnerischen Deckung zu stoßen. Und da ist Schade! Wenn einer von unseren derzeitigen Mittelstürmern den Ball führen kann, dann ist es Schade. Immer bleibt das Leder dicht an seinem Fuß. Und dabei hat er den nötigen Ueberblick. Aber — und das bleibt zu bedauern — er kann sich trotzdem oft nicht entschließen, im richtigen Moment sich vom Ball zu trennen, die „Gasse", die er selbst gebaut hat, dadurch auszunutzen, daß er den Nebenmann mit einem schmalen Paß hineinschickt. Der linke Flügel Appis-Nöth wirkte etwas geschlossener als der rechte Hofmann-Brenzke. Vor allem wohl deshalb, weil Brenzke nicht den besten Tag hatte, ohne aber schwach zu sein. Hofmann hatte in Bechtold, der diesmal mit einer Glanzleistung aufwartete, einen schweren Gegner. Dagegen konnte Nöth Kaster, wenn der auch keineswegs schlecht war, hier und da versetzen. Ohne Krauß — ohne Drang Bei der Eintracht konnte nur die Deckung erstklassigen Ansprüchen gerecht werden. Es ist ein Zeichen der Schwäche, wenn eine Mannschaft so von der Mitwirkung eines Mannes abhängt wie die Eintracht, von dem Dabeisein ihres Linksaußen Krauß. Wenn Krauß fehlt, fällt das ganze Mannschaftsgefüge auseinander. Es muß auf allen Posten umdisponiert werden und mit Krauß fehlt auch dem Sturm der Drang. So fiel der Angriff der Adler-Träger fast ganz aus. Jedenfalls wurde er von der Fürther Deckung ohne große Mühe matt gesetzt. Auch die Umstellungen nach der Pause fruchteten nichts. Nur machte es sich wieder bemerkbar, daß Krömmelbein eine weitaus wertvollere Kraft in der Läuferreihe ist. Giller hielt sich gegen Schade ausgezeichnet, wenn er ihn auch nicht so auszumanövrieren wußte wie auf der anderen Seite Vorläufer den Frankfurter Schieth. Einen schwachen Tag wie lange nicht hatte der Torwart Henig. Als Mannschaftsganzes war Fürth um die vier Tore besser, wenn auch die Treffer nicht die Folgen zwingender Kombinationen waren. Wären sie nicht auf diese Weise gefallen, dann hätten die Kleeblättler eben andere geschossen. Das war die Ueberzeugung der sachlich denkenden Zuschauer. Vielleicht wäre der Kampf reizvoller geworden, wenn es nicht schon nach einer guten halben Stunde 0:2 geheißen hätte. Aber gewonnen hätte Fürth so oder so. Den ersten Treffer erzielte Schade mit einem hohen Schuß, der durch Gillers vergeblichen Abwehrversuch noch leicht abgefälscht wurde und hinter Henig einschlug. Beim zweiten Tor machte die ganze Eintracht-Verteidigung Fehler und Nöth, kaltschnäuzig überlegt, nahm die Gelegenheit wahr. Nr. 3 war eine Sache für sich. Es gab etwa 20 m vor dem Eintrachttor einen Freistoß für Fürth. Eintracht bildete die bekannte Mauer. Schade nahm einen Anlauf, als ob er diese Mauer mitsamt dem Ball ins Tor schmettern wollte, täuschte aber, bremste im letzten Augenblick ab und hob die Kugel placiert unter die Latte. Das vierte Tor, das Hofmann als Urheber hatte, geht ganz auf Konto des Frankfurter Torhüters Henig, der den absolut haltbaren Ball fast widerstandslos passieren ließ. Schiedsrichter Hirsch (Stuttgart) hatte keine schwere Aufgabe, das faire Spiel zu leiten. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 29.03.1950) |