Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1949/50 - 23. Spieltag

1:3 (1:0)

Termin: 12.03.1950 im Waldstadion
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Sieber (Kassel)
Tore: 1:0 Hubert Schieth (31.), 1:1 Scherer (54.), Wirth (68.), 1:3 Fritz (88.)

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Rado
  • Schaffner
  • Dehm
  • Nold
  • Schwarz
  • Scherer
  • R.Herrmann
  • Schuchardt
  • Fritz
  • Wirth
  • Kircher

 

Trainer Trainer

Eintracht startete mitreißend - nur 1:0
FSV-Umschwung: Hermann wieder Halblinker

Das Frankfurter Derby hatte kurz vor 1930 am gleichen Ort im Stadion, das damals noch ein geringes Fassungsvermögen hatte, 42000 angelockt, die die Anlage bis auf den letzten Platz füllten. Es war in der Zeit, als sich im Frankfurter Fußball eine Wende abzeichnete. Der Schwung und Elan, der die Bornheimer seit den Tagen ausgezeichnet hatte, da sie bis ins Endspiel vorstießen, ließ nach und der Glanz der aufstrebenden Eintracht wurde immer heller. Damals gewannen die „Adlerträger" gegen die „Blauschwarzen" 2:0. Es herrschte schon Tage vor dem Spiel eine erregende und erregte Spannung, welche die Anhänger in beiden Lagern bereits von der Wochenmitte an nicht mehr ruhig schlafen ließ.

Wo ist das Interesse geblieben?

Diese Zeiten sind dahin. Wohl war auch diesmal die Besucherzahl den Zeitverhältnissen entsprechend ausgezeichnet. Selbstverständlich "wurde auch jetzt in den Tagen vor dem Kampf an den Büffets der beiderseitigen Vereinslokale lebhaft debattiert und nach alter, schlechter, aber nicht bös gemeinter Weise auf Spielausschuß und Trainer geschimpft, die natürlich nach dem Urteil der Anhänger wieder einmal alles falsch gemacht hatten. Aber die ganze Atmosphäre, selbst um einen Lokalkampf von dieser Bedeutung, ist doch bedeutend nüchterner geworden. Die Leute gehen mit mehr Sachlichkeit zum Spiel, auch wenn sie auf den Ausgang gespannt sind.

Rätselraten um FSV-Aufstellung

Vor dem Spiel trafen wir den von einer schweren Lungen- und Rippenfellentzündung genesenen FSV-Trainer Lindemann. Er rückte mit der Mannschaftsaufstellung nicht heraus, aber wenn er glaubte, sie wäre ein Geheimnis gewesen, dann irrte er sich; denn auf dem Wege zur Pressetribüne passierten wir eine Gruppe von FSV-Anhängern, welche die „noch ganz geheime" Aufstellung bereits heftig kritisierten. Das Geheimnis bestand darin, daß der Halblinke Hermann auf Rechtsaußen stürmte, während Bruno Wirth dessen Stammplatz auf Halblinks einnahm. Man kann nicht gerade behaupten, daß dadurch dem »blauschwarzen" Angriff eine Hilfe zuteil geworden wäre. Wohl war Hermann am Flügel nicht schlecht, aber einmal braucht er für sein Spiel Raum nach beiden Seiten, und den hat er nur einseitig, und dann fehlte er eben doch mit seinen Alleingängen im Innensturm.

Dehm wieder wie früher

Im übrigen bot der FSV bis zum Wechsel das gewohnte Bild: Vor dem reichlich unsicher gewordenen Torhüter Rado verteidigten Schaffner und Dehm hervorragend. Dehm hat das Formtief 'der letzten Wochen überwunden und ist wieder ein zäher Zerstörer geworden. Schwarz, Scherer und Nold ergänzten die Deckung der Bornheimer zu dem Beton von gewohnter Güte; und im Angriff gab es dann schon oft gezeigte Bilder mit Licht und Schatten.

Kaster-Bechtold sehr sicher

Eintrachts Mannschaftsarbeit wirkte zunächst reifer, ihre Aktionen waren ideenreicher und nicht so schablonenhaft wie die des FSV-Angriffs. Freilich kam den „Adlerträgern" in der ersten Hälfte ein starker Schiebewind zustatten. Vor dem sicheren Henig arbeiteten Kaster mit weiten, genauen Abschlägen und Bechtold, der Hermann bewachte, ausgezeichnet. Dazwischen räumte Griller mit Fritz auf. Sehr geschickt zeigte sich diesmal Krömmelbein, der nach dem Abspiel immer sofort in Stellung lief, und dadurch in erster Linie für das bessere Mittelfeldspiel der Eintracht verantwortlich zeichnete. Im Angriff kam die meiste Gefahr für Bornheim von rechts, wenn auch der junge Reichert keinen leichten Gegner hatte; aber Lemm und Schieth wußten ihn oft genug freizuspielen, so daß dieses Trio dem FSV-Tormann Rado manchen Kummer bereitete. Heilig auf Linksaußen tat, was er konnte. Auch Pfaff paßte sich geschickt ein, aber an der blauschwarzen Deckung rannten sie sich fest.

Ein Tor genügt nicht

So kam die Eintracht zu einem einzigen Treffer. Nach einer halben Stunde schickte der Verteidiger Kaster einen Freistoß vor das FSV-Tor, Schieth entwand sich aalglatt allen Bewachern und drehte den Ball mit dem Kopf in die Torecke. Dabei blieb es bis zur Pause und mancher Fachmann prophezeite jetzt schon, daß der 1:0-Vorsprung bei den herrschenden Windverhältnissen nicht ausreichend für einen Eintrachtsieg sein werde. Die Skeptiker sollten recht behalten.

Nervöser Kircher verknallt Elfmeter

Plötzlich erwachte der FSV-Angriff in gleichem Maße, wie die Eintracht-Deckung zerbröckelte. Mit dem Wind im Rücken und nunmehr mit Hermann wieder in der linken Verbindung, Wirth in der Mitte und Fritz auf Rechtsaußen, wurde der „blauschwarze" Angriff wirkungsvoller. Als Scherer mit Bombenschuß den Ausgleich erzielt hatte, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann der Sieg des FSV Tatsache werden würde. Das geschah 20 Minuten vor Schluß durch Bruno Wirth. Gleich darauf gab es einen Elfmeter für den FSV, der vielleicht nicht hätte verhängt zu werden brauchen, doch ist das Auffassungssache des Schiedsrichters. Kircher jagte den Ball in merkwürdiger Nervosität mit Wucht über die Latte, aber Fritz glich dieses Manko mit dem dritten Treffer wieder aus.

Schiedsrichter Siebert leitete aufmerksam und sicher; vielleicht hätte er etwas weniger pfeifen können, aber in solchen Lokaltreffen ist Großzügigkeit selten angebracht. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 15.03.1950)

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