1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1949/50 - 16. Spieltag

0:0

Termin: 22.01.1950
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Duchardt (Heidelberg)
Tore: ./.

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Schaffer
  • Baumann
  • Knoll
  • Bergner
  • Kennemann
  • Ucko
  • Reiser
  • Morlock
  • Pöschl
  • Herbolsheimer
  • Gehring



 

Trainer
  • Hans (Bumbes) Schmidt
Trainer

Schaffer geschlagen - Krauß hebt über das leere Tor

Henig gewann Elfmeter-Duell mit Pöschl

Abwehrtüchtige Eintracht bremste torhungriges Nürnberg — Der„Club" ist ohne Flügel

Wir können den Nürnbergern ihren Groll nachempfinden. Nach sieben Treffern gegen Offenbach und „Bayern" durfte diesmal nicht einmal der Torjubel aufklingen. Selbst ein Elfmeter-Geschenk des Schiedsrichters blieb unausgenützt.

Morlocks letzter Versuch

Dieses Elfmeter-Duell zwischen dem Schützen Pöschl und dem Eintracht-Hüter Henig spielte sich in dramatischen Momenten ganze 30 Sekunden vor dem Schlußpfiff ab: Morlock versuchte den zweiten Punkt in seiner typisch wuchtigen, alles niederwalzenden Art heimzuholen. Sein unerbittlicher Verfolger Kudras, der zäh und aufopfernd stets an ihm klebte, war ausgespielt, Morlock verdribbelte sich und geriet, beinahe aussichtslos in halblinker Stellung, teils stolpernd, teils durch erlaubten Körpereinsatz Kasters behindert, ins Fallen. 16 000 forderten Elfmeter. Schiedsrichter Duchardt erfüllte diesen Wunsch in buchstäblich letzter Minute.

Pöschl-Schuß — Henig-Abwehr

Wenn auch die Entscheidung umstritten schien, so hätten doch einige Eintracht-Spieler sportlicher und besonnener handeln müssen. An diesem Entscheid konnte auch ihre erboste Haltung nichts mehr ändern. Nur Torhüter Henig behielt klaren Kopf. Er schickte sogar seine Mitspieler aus dem Strafraum und legte Pöschl den Ball zurecht. Berechtigte Pfiffe begleiteten diese unschönen Szenen, bis plötzlich alles verstummte, als Pöschl zum Schuß anlief. Wie wenn der Eintracht-Hüter, dem vorher wiederholt stürmischer Beifall für seine großen Leistungen dankte, den "Club"-Mittelstürmer während der Protest-Minuten hypnotisiert hätte, so muteten Schuß und tollkühne Abwehr an. Es blieb beim 0:0! Pöschl stürzte verzweifelt zu Boden, während die Eintracht-Spieler ihren Schlußmann umarmten und stützten, da er sich bei der Parade an der Hüfte verletzte. Selbst dem Eintracht-Betreuer und früheren vielfachen Internationalen Rudi Gramlich hielt diese packende Szene nicht mehr auf seinem Tribünenplatz fest. Er eilte zu Henig neben das Tor und ermunterte ihn zum Weiterspielen. Doch gleich hernach ertönte der Schlußpfiff.

Kein „englischer" Rasen

Bumbas Schmidt schien in einer Plauderstunde vor dem Spiel selber nicht so zuversichtlich gestimmt wie zahlreiche „Club"-Freunde, die die beiden Punkte bereits vorher zur Plusreihe hinzuaddierten.

Worin wir den Grund in dem oft stockenden, und nicht so erfolgreich laufenden Kombinationsspiel sehen? Fragen Sie Bumbas selber, fragen Sie Seppl Schmitt oder Tipfi Öhm oder Muckl Eiberger, die neben uns auf der Tribüne saßen — alle werden uns darin zustimmen, daß sich bisher beinahe jede „Club"-Elf auf elastischem, „englischen" Rasen freier und harmonischer entwickelte wie diesmal auf dem unebenen, hart gefrorenen Spielgrund des Nürnberger Stadions. Wo an den beiden letzten Sonntagen ein weicher Paß genügte, da mußte diesmal viel gefühlvoller zugepaßt werden. Dieser Boden erforderte eine Umstellung in Spielanlage und Zusammenarbeit.

Morlock-Pöschl ohne Unterstützung

Deshalb auch die z. T. verfrühten Abgaben, deshalb auch das ungewohnte hohe Abspiel. So mußte jeder Ball erlaufen, erkämpft werden. Wenn auch diesmal die schwachen Leistungen Kennemanns und Baumanns (nicht soviel effekthaschende „Scherenschläge"!) von dem zahmen, lauen Eintracht-Stürmchen noch ungesühnt blieben, so genügen der Vorderreihe bei künftigen, ähnlich verbissenen Machtproben eben nicht zwei vollwertige Stürmer. Morlock und Pöschl bemühten sich zwar immer wieder Linie und Ordnung in das zerfahrene Angriffsspiel zu bringen — es blieb Stückwerk. Reiser zeigte sich zu unentschlossen, Gehring tauchte auf allen, auf zuvielen Sturmplätzen auf, und Herbolsheimer, frühzeitig angeschlagen, fehlt zu seinem früheren Angriffsschwung das Selbstvertrauen, die Kraft, die Uebersicht.

Eintracht-Abwehr kaum zu schlagen

Die junge Eintracht steckt in einer verheißungsvollen Entwicklung. Versteht man es, den zu oft noch auf Sologänge bedachten Angriff zu einem geschlossenen Ganzen zu formen, so werden die Adlerträger bald wieder an frühere Leistungen angleichen.

Respekt vor der Abwehr! Reaktionsgewandt wie selten ein Torhüter in Nürnberg und sicher in seinen Faustparaden, wurde Henig zum gefeierten Helden dieser torlosen Partie. Ihm assistierten aufopfernd, schlaggewandt und mit beweglichem Rochieren der Kopfballspezialist Kaster (er erinnerte an die italienischen Vorbilder) und der ruhige, beherrschte Bechtold. Giller-Kudras lösten ihre hohen Aufgaben der Bewachung von Pöschl-Morlock ausgezeichnet.

Die größte Chance fiel der Eintracht zu und wurde verpaßt. Fast auf der Torlinie neben dem bereits geschlagenen Schaffer stehend, schlenzte Krauß den von Lemm zugepaßten Ball weit über das Tor. Neben der Elfmeter-Panne möchten wir Schiedsrichter Duchardt zu großzügigerer Vorteil-Auslegung raten. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 25.01.1950)

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