Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim |
Oberliga Süd 1949/50 - 9. Spieltag
1:2 (1:0)
Termin: 13.11.1949 im Waldstadion
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Winkler (Nürnberg)
Tore: 1:0 Hubert Schieth (10.), 1:1 Islacker (50.), 1:2 Bolleyer (54.)
Eintracht Frankfurt | VfR Mannheim |
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Trainer | Trainer
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Mannheims Geheimnis: Überfall nach der Pause Islacker-de la Vigne zermürbten Eintracht Schieth entzog sich geschickt Keuerleber - Nach der Pause vertauschte Rollen Novemberliche Regenstürme und der weite Weg ins Stadion beeinflußten das Frankfurter Publikum stärker als der Ruf des deutschen Meisters. So ist die geringe Zahl der Zuschauer zu erklären, die sich schließlich aber bei aufklärendem Wetter eingefunden hatten. Die Eintrachtanhänger glaubten an einen sicheren Sieg über die Mannheimer und sie waren bei der Pause sogar felsenfest davon überzeugt; aber als die 90 Minuten um waren, mußten sie ehrlich gestehen, daß hier der Bessere verdient gewonnen hatte. Eintracht war nur in der ersten Halbzeit da. In dieser Periode hätte ein mit den Verhältnissen nicht Vertrauter kaum sagen können, in welchem Dreß nun der deutsche Meister stecke. Die Rasenspieler kamen nicht zum Zug. Einige technische Kabinettstücke, vor allem von de la Vigne, Maier, Islaker und Stiefvater, konnten an diesem Eindruck nichts ändern. Die Eintracht schien frischer, spielfreudiger. Ihr Mittelstürmer Schieth entzog sich durch geschickte Rochaden dem Stopper Keuerleber. Schließlich ging er ihm ganz aus dem Weg, indem er Rechtsaußen spielte. Mit Täuschungsmanövern setzte er seine Mitspieler ein. Durch unentwegtes Auf-der-Lauer-Liegen bedeutete er eine Bedrohung des Mannheimer Tors. Es war auch kein Zufall, daß gerade er der Schütze des Eintrachttores war. Bei der Pause schrieben wir unter der Rubrik „Beste Spieler" für die Eintracht an die erste Stelle den Namen Schieth. Am Ende strichen wir ihn wieder aus. Denn wie die ganze Eintracht-Mannschaft, versank auch Schieth nach dem Wechsel in die Mittelmäßigkeit, als der VfR Mannheim aufdrehte — und er drehte sofort mit dem Beginn des zweiten Aktes auf, was das Zeug hielt. Da kam die Eintracht nicht mehr mit. Knappe fünf Minuten genügten dem deutschen Meister, das bisherige Geschehen auszuradieren und von nun nach seinem Willen zu gestalten. Wie ein ganz Großer spielte nunmehr Islaker auf, schon vorher der wirkungsvollste Mann im Gästesturm mit großartiger Ballführung, und mit einer ans Unglaubliche grenzenden Ausdauer rannte de la Vigne immer wieder durch die Eintrachtdeckung. Wie ein Rammbock bestürmte Löttke den tapferen Kesper, der sich dabei noch ausgezeichnet aus der Affäre zog. Die Seitenläufer Maier und Müller zusammen mit Islaker und Stiefvater spannen Mittelfeldnetze, in denen sich die Eintracht rettungslos verfing. In diesen ersten 20 Minuten nach dem Wechsel wirkte der VfR Mannheim wie in seinen besten Perioden des Stuttgarter Endspiels. Seine Verteidigung mit Senk—Rößling ist stabiler als im Vorjahr in der alten Besetzung, und Keuerleber wehrte nicht nur mit überlegener Ruhe ab, er spielte auch sauber und gut verwendbar zu seinem Sturm. Nach allem, was der VfR Mannheim in der zweiten Halbzeit zeigte ist er kein unwürdiger Meister und es wäre mehr als vermessen, ihn mit einem Achselzucken abzutun. Bei der Eintracht zeichneten sich der immer zuverlässiger spielende Kesper, der unermüdlich schaffende Kraus und der temperamentvolle und schneidige Nees besonders aus. Zunächst sah es so aus, als wolle die Eintracht auf dem weichen Boden des Stadions, der ihr gut liegt, eine besondere Leistung zeigen. Um so überraschender und enttäuschender kam daher der große Leistungsabfall in der zweiten Hälfte. Trotz allem aber hat man den Eindruck, daß es der Frankfurter Elf nur an der richtigen gedanklichen Einstellung fehlt, um wirklich eine hochklassige Mannschaft zu sein. Das Material ist sehr gut, die richtige Konstruktion aber scheint noch nicht gefunden. Beim Stande von 1:2 schlug Kesper einen Weitschuß de la Vignes mit der Faust aus dem Tor über die Latte. Schiedsrichter Winkler entschied zur Verblüffung aller Anwesenden auf Abstoß. Später sagte er uns, seiner Ansicht nach habe Kesper den Ball weder mit dem Kopf noch mit der Hand berührt, sondern dieser sei auf die Latte gesprungen und dann ins Aus gegangen. Ohne Zweifel handelt es sich hier um einen Irrtum Winklers, der jedem unterlaufen kann und der an Winklers ausgezeichneter Leitung des Kampfes nicht viel ändert. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 16.11.1949) |