FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1949/50

3:0 (2:0)

Termin: 31.07.1949
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Weigelt (Frankfurt)
Tore: 1:0 Schuchard (21., Elfmeter) 2:0 Fritz (30.), 3:0 Kircher (90., Elfmeter)

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Kreuzmann
  • Schaffner
  • Dehm
  • Nold
  • Schwarz
  • Schuchard
  • Fritz
  • Maslakiewicz
  • Wirth
  • Hermann
  • Kircher

 


 

Wechsel
  • Lautz für Schaffner (46.)
Wechsel
Trainer Trainer

2 Elfmeter und Eckbälle wie warme Semmel

Frankfurts Derby ist gewissermaßen das Prunkstück unter den Spielen. Zu ihm wandern die Menschen wie zu einem Volksfest, und dieses Spiel zieht manchen an, der sonst nicht seine Schritte zum Fußballplatz lenkt. Man sollte aus allen diesen Gründen mit ihm sparsam sein, und es vor allem nicht auf den ersten Spieltag der Saison legen, so sehr auch die Neugierde der Fußballfreunde bei der Mitwirkung neuer Kräfte Befriedigung findet.

Die Neuerwerbungen waren allerdings nicht "gleichmäßig" verteilt. Beim FSV hatte man immerhin mit Kreuzmann, Schwarz, Fritz und Maslankiewiez fast alle neuen Leute an Bord und minutenlang war auch Bittner auf dem Feld, ohne jedoch mit dem Ball in Berührung zu treten. Bei der Eintracht blieben Schattny und der schließlich für den verletzt abtretenden Dosedzal einspringende Binder nicht mehr als Verlegenheitslösungen, und Kaster, der in der Mitte stürmte, müßte eben die entsprechenden Nebenleute haben. Kraus war immerhin als Halbstürmer eine recht angenehme Ueberraschung, aber er hatte mit seinen Schüssen ebensowenig Glück wie beispielsweise Fischer vor dem Tor. Dabei zeigte sich der junge Halbrechte im Felde wesentlich verbessert und verlor eigentlich erst den Faden, als er in der zweiten Halbzeit allein losstürmte und vor Kreuzmann den Ball nur mit dem Strumpf traf.

Allerdings hatte der FSV-Hüter bei allen guten Leistungen doch verschiedentlich großes Glück, denn sein Eingreifen bei hohen Flanken und Eckbällen ist noch mangelhaft und schuf manch gefährliche Situation, die jedoch die Eintrachtstürmer nicht zu nutzen verstanden. Zweimal sprangen auch Schwarz und Dehm für ihn ein, als er schon ausgeschaltet war. Von seinen Verteidigern war Schaffner noch kein Lautz-Ersatz und wurde nach der Pause durch diesen wieder ausgetauscht.

Die solide Arbeit der Läuferreihe mit Nold und Schuchardt und dem recht ordentlichen Schwarz dazwischen aber dürfte für das gefährlichere Angriffsspiel der Bornheimer mitentscheidend gewesen sein, zumal da in dieser Stürmerreihe trotz schwacher Leistungen von Maslankiewicz der größere Zusammenhalt und daß bessere Verständnis festzustellen war. Fritz als Rechtsaußen dürfte mit zunehmendem Einsatz ein wertvoller Flügelstürmer werden. Sein Tor war eine Prachtleistung, wie überhaupt die Bornheimer Schüsse oft unberechenbar aus harmlosen Situationen heraus „blitzten" und für den anfangs noch unsicheren Henig viele Gefahren bargen.

Wirth stand diesmal in der Mitte des schwarzblauen Angriffes und sorgte für manche nette Einlage, aber auch zusammen mit seinem Gegner Giller für Momente, die eigentlich nicht zu Frankfurts „Spiel der Spiele" gehörten, zumal da man die alte Verbundenheit und Freundschaft vor dem Spiel durch Nadelverleihung und Blumenangebinde wieder in Erinnerung brachte. Was die Bornheimer für die kommende Spielzeit wieder hoffen läßt, ist nicht zuletzt der Flügel Hermann-Kircher, dessen Attacken zwar recht schwer wie bei einer ungeölten Walze anliefen, die aber immer besser wurden und zum Schluß auch die noch am besten abschneidende rechte Eintrachtdeckungsseite verwirrten.

Hermann war wieder lebendig wie ein Füllen, wenn auch unglaublich unkonzentriert, als er fast mit dem Pausenpfiff völlig frei vor Henig stand. War er vielleicht zu sehr überrascht, daß der Ball so plötzlich von Giller ab und vor seine Fuße sprang? Kircher tat es wie ein Rekonvaleszent. Zunächst noch vorsichtig und des Guten nicht zuviel, später dann aus sich herausgehend und mit wenigen Bemühungen das schaffend, was den linken FSV-Flügel so unberechenbar macht: blitzschnelles Weiterleiten, Neu-In-Stellung-Laufen und das Leder wieder annehmend. Wann sah man das ein einziges Mal von einem Eintrachtstürmer? Und doch sei nicht Kirchers Riesenschwäche im Ballstoppen vergessen, unter der allerdings noch mehr Spieler leiden.

Als es zu Beginn zugweise durch die schwarzroten Reihen "rollte", der Ball noch flach gehalten wurde und Kraus seine Kapriolen drehte, rechneten noch viele mit der Eintracht. Aber die ersten blauschwarzen Züge ließen Schwächen in der Riederwälder Abwehr erkennen, besonders bei Giller, aber auch bei Bechthold, und Henig hielt wiederholt den Ball nicht fest. Auf der Gegenseite verrechnete sich Kreuzmann regelmäßig beim Herausgehen, einmal stieß Fischer dabei am leeren Tor vorbei. Bei einer Vorlage von Fritz wich Wirth nach rechts aus, wollte Giller überlaufen und wurde von diesem gefoult, den Elfmeter besorgte Schuchardt in die obere Ecke. Zweimal war „höchster Alarm" bei Kreuzmann, der wieder vorbeigriff. Aber Dehm und Schwarz sprangen für ihn ein, und im Gegenzug feuerte Fritz aus beträchtlicher Entfernung eine Maslankiewiczflanke, über die Hermann täuschend gesprungen war, ins Netz.

In der zweiten Halbzeit war Kaster in guter Situation am Schuß, wurde von hinten unfair gelegt, aber der Elfmeter blieb aus. Dann brachte Fischer die dickste Chance nicht unter, und zum Ende wurde es gar noch unnötig hart. Henig, Hermann und Kaster waren die Opfer, die nacheinander „Ambulanz" in Anspruch nahmen. Ecken gab es wie warme Semmel, vor allem am Eintrachttor, wo Bechthold einen ,,Mordsschuß" hinlegte, und ganz zum Schluß bei deutlicher FSV-Ueberlegenheit noch einen Elfmeter, den Nees verschuldete und Kircher einschoß. (aus 'Der neue Sport'' vom 01.08.1949)

 


 

FSV-Läufer Nold-Schwarz-Schuchard entschieden

10 000 warteten vergeblich auf die angekündigten Neuzugänge

Frankfurt ging mit dem stets zugkräftigen Lokalkampf, der seine 89. Auflage erlebte, in die neue Saison. Trotz brütender Hitze kamen über 10 000 Besucher, die deshalb eine Enttäuschung erlebten, als von den angekündigten Neuerwerbungen bei der Eintracht nur der frühere Offenbacher Kaster und Schattny von der Frankfurter Germania in Erscheinung traten, während bei den Bornheimern nur mit Torhüter Kreuzmann vom Vorortverein Griesheim ein Neuling zu sehen war.

Man ging beiderseits mit viel Eifer und Spielfreudigkeit ans Werk, aber zeitweise, wurde doch typischer Sommerfußball gespielt. Der FSV hatte mit Nold-Schwarz-Schuchard eine stabile Läuferreihe und alle fünf Stürmer wußten sich, wenn auch meistens mit Einzelleistungen, recht gut in Szene zu setzen. Weniger imponierte dagegen die Bornheimer Abwehr, die mehr Glück als Fußballverstand hatte, denn Kreuzmann ging immer im unrechten Moment aus dem Tor und Schaffner war als Verteidiger so mäßig, daß er nach Seitenwechsel seinen Platz an den altbewährten Lautz abtreten mußte.

Die Eintracht wartet noch auf die Spielberechtigung ihrer Rödelheimer Neuzugänge und deshalb klappt es im Sturm nicht recht. Kaster machte einige gute Sachen, doch fehlten ihm die rechten Nebenspieler. Im Feld wurde zeitweise nett kombiniert, aber im Strafraum schlecht geschossen. In den hinteren Reihen der Eintracht gab es viele Mißverständnisse und Giller als Stopper war oft übermäßig hart. Er verschuldete auch nach der 20. Minute einen Elfmeter, den Heini Schuchard meisterhaft verwandelte, und als zehn Minuten später Rechtsaußen Fritz eine der wenigen wirklich guten FSV-Kombihationen erfolgreich abschloß, war am Bornheimer Sieg nicht mehr zu zweifeln. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 03.08.1949)

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