Eintracht Frankfurt - Kickers
Oxxenbach |
Oberliga Süd 1948/49 - 6. Spieltag
1:3 (1:1)
Termin: 23.10.1948 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 1:0 Willi Kraus (20.), 1:1 Picard (24., Elfmeter), 1:2 Picard (65.), 1:3 Picard (68., Elfmeter)
Eintracht Frankfurt | Kickers Oxxenbach |
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Trainer | Trainer |
Stürmer-Kraft entschied zuletzt für Offenbach Aber Eintracht sah im großen Rivalenkampf anfangs wie der Sieger aus Mit allen Anzeichen der Nervenbelastung eines Favoriten begann Offenbach; mit der unbekümmerten Beschwingtheit des Außenseiters startete Eintracht. Die Frankfurter lieferten eine ganz überraschende Partie, ihre beste in dieser Saison. Sie bewiesen nicht nur Kampfkraft und Einsatzbereitschaft, weite Strecken erstrahlte sogar der alte Eintrachtstil. Die Kickers verrieten auffallende Mängel in der Hintermanschaft. Emberger kam schwer ins Spiel, und sein Partner Keller ließ den raschen Antritt zum Außenstürmer vermissen. Dadurch kam der Eintracht-Linksaußen Krauß immer wieder gefahrdrohend zum Zug. Da vor dem unsicheren Keller der ausgezeichnete Offensivläufer Adolf Schmidt den Halbstürmer Baas nicht immer so kräftig die Zügel anzulegen wußte wie es in Nürnberg Appel mit Morlock verstand, entwickelten sich von links her ständige Eintrachtangriffe, die den Tabellenführer in Gefahr brachten. Nowotny räumte zwar viel weg und wurde auch mit seinem Mittelstürmer Schnitzler recht leicht fertig, aber wenn es zu laufen galt, verriet der Kickerskapitän Konditionsmängel. Rückte er einmal auf, und der Ball kam wieder zurück, so blieb er gern stehen und ließ die Gegner ziehen. Selbst der Tormann Schepper, insgesamt durchaus ruhig und sicher, machte zu Beginn einige Fehler, von denen einer das Führungstor der Eintracht ergab. Aber schließlich hatten sich die Kickers gefangen, ihre Nervosität begann sich zu legen, Emberger wurde ein vollwertiger Mann, und auch Keller kam besser ins Spiel. Doch auch jetzt sah Offenbach noch nicht wie der Sieger aus. Der Kickerssturm fand vorerst nicht den nötigen Kontakt. Picard hatte es sehr schwer gegen den glänzend stoppenden Adam Schmidt. Auf dem rechten Flügel fühlte sich Buhtz als Außenstürmer offensichtlich nicht vvohl. Es fehlte die verständnisvolle Zusammenarbeit mit Schreiner. Als die beiden tauschten, wurde es wesentlich besser. Wirschings Spiel im Feld war zwar gut, aber da er lieber mit der Mitte als mit dem Außen zusammenarbeitete, wurde der neue Repräsentative vom Biederer Berg, Weber, nicht richtig eingesetzt. Dennoch wurde Weber auch heute wieder der Mann des Tages. Er ist nur sehr schwer zu halten, und er wird ein Klassemann, wenn er sein rechtes Bein noch zu verbessern weiß. Gerade als in der zweiten Hälfte die Eintracht ihre beste Zeit hatte und dem Sieg zuzustreben schien, entschied sich das Schicksal des Tages für die Offenbacher. Adam Schmidt fiel einmal aus der konsequenten Stopperrolle, und da zeigte Picard seine großen Fähigkeiten. Wie er in rasantem Spurt den Ball über 40 Meter führte, und dann placiert einschoß, das war schon eine mitreißende Solo-Leistung, die überdies spielentscheidend wurde. Denn nun war der Eintracht das Rückgrat gebrochen, ilre Außenläufer Krauss-Heilig, die mit Bienenfleiß im Mittelfeld gewirkt hatten, ließen nach. Zum Schluß war trotz allen aufgezeigten Schwächen Offenbach mit der reiferen, zwingenderen Gesamtleistung der verdiente Sieger. Alle verließen mit ehrlichem Respekt vor Süddeutschlands neuem Tabellenführer die Arena. Da zwei Elfmeter bestimmend waren für das Resultat, muß man sich eingehender als sonst mit dem Schiedsrichter befassen. Ruhmann war der Mann der Ruhe. Seine Leitung war von bestem Format. An den Elfmeter-Entscheidungen war nicht zu rütteln. In jedem Fall hatte Adam Schmidt den Gegner durch dieses Foul am Torschuß gehindert.
Eintracht ging zum Kadi Gerichtliches Vorspiel des Treffens Eintracht-Kickers FRANKFURT (Eigener Telefonbericht.) - Bei Nord-Süd in Nürnberg meinte ein Beobachter, daß eigentlich drei frühere „Eintracht"-Spieler dabei seien: Adamkiewicz im Sturm des Nordens, Turek im Tor und Adolf Schmidt in der Läuferreihe des Südens. Zwei Tage vor dem Punktkampf mit Offenbach staunte Frankfurts Sportgemeinde nicht wenig, als man von einer Verhandlung vor dem Frankfurter Landgericht (!) hörte. Und zwar hatte die „Eintracht" eine Privatklage gegen ihren früheren Außenläufer Adolf Schmidt erhoben, ein „Schauspiel", das man dem Fußballsport hätte ersparen sollen. Die Eintracht war mit allen ihren Vorstandsmitgliedern erschienen, während Adolf Schmidt der Verhandlung nicht beiwohnte, sondern durch Rechtsanwalt Dr. C.E. Laenge (dem ehemaligen Korrespondenten des „Fußball") vertreten war. Eintracht brachte vor, daß Schmidt ehrenwörtliche Versicherung abgegeben hätte, bei der Eintracht zu spielen, daß er ferner sein August-Honorar in Empfang genommen und auch für die Eintracht, am 28. August gegen den 1. FC Nürnberg gespielt habe Den Vertrag für die Offenbacher Kickers hat er am 29. August unterschrieben. Das Gericht vertagte die Verhandlung, um durch eine Rückfrage bei der süddeutschen Oberliga, die juristischen Grundlagen zu klären, auf denen das Vertragsspielerstatut ausgebaut ist. Trotz dieses "Krieges" und der dadurch hervorgerufenen gereizten Stimmung hinter den Kulissen verlief das Punktetreffen bei allem (verständlich) kämpferischen Einsatz fair und anständig. Ruhmann zeigte vor allem keine Elfmeterscheu, als Picard zweimal in zwingender Position im Strafraum zu Fall gebracht wurde. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 27.10.1948)
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