Eintracht/FSV Frankfurt - Hamburger SV

Freundschaftsspiel 1948/49

3:4 (1:3)

Termin: 01.08.1948
Zuschauer:
Schiedsrichter: Pieroth (Frankfurt)
Tore: 0:1 Schild (12.), 1:1 Heinz Baas (14.), 1:2 Schild (30. ), 1:3 Seeler (35.), 1:4 Seeler (50.), 2:4 Adam Schmitt (60., Elfmeter), 3:4 Kircher (70.)

>> Spielbericht <<

Eintracht/FSV Frankfurt Hamburger SV

 


  • Warning
  • Adamkiewicz
  • Holdt
  • Werner
  • Reinhard
  • Gorska
  • Niemann
  • Seeler
  • Schild
  • Spundflasche
  • Melkonian

 

Wechsel

 
Trainer
Trainer
  • Hans Tauchert

Der umgestellte HSV im alten Stil

Mit Spundflasche als Mittelpunkt bezwang der englische Zonenmeister eine Frankfurter Auswahl: 4:3

Der HSV, der ohne die Gebrüder Dörfel ankam, überraschte mit einer neuartigen Besetzung, mit der er hofft, in der nächsten Saison erfolgreicher abzuschneiden. Die Mannschaft spielte in dieser Aufstellung sehr eindrucksvoll und dominierte über die erste Halbzeit souverän. Vor allem die zuverlässige Arbeit der Läuferreihe imponierte, wie auch die Sicherheit des früheren Stürmers Adamkiewicz als Verteidiger auffiel. Auch im Sturm klappte es hervorragend, da die Halbstürmer mit steilen Vorlagen immer ihre Nebenspieler wirkungsvoll einzusetzen verstanden. Ueberragender Mann auf dem Platze war wohl der Halblinke Spundflasche, der mit sicherem Blick alle Abwehrlücken rechtzeitig entdeckte und Schwächen der Frankfurter Deckung prompt auszunutzen verstand.

Frankfurt wirkte dagegen farblos und hatte zunächst wenig Einsatzvermögen. Der Schlüssel ihres schwachen Spiels war die Läuferreihe, die erst nach der Halbzeit, nachdem die beiden Außenläufer ihre Plätze wechselten, etwas besser ins Spiel kam. Aber auch im Sturm wirkte alles ziemlich matt. Erst als die Hamburger durch ein überbetont körperliches Spiel das Publikum gegen sich brachten, wachten auch die Frankfurter auf und nun harmonierte die Kombination so zusammen, wie man es 90 Minuten hindurch erwartet hatte. Aber wiederum verstand es die Hamburger Deckung, die Gefahren zu bannen und großartig abzuriegeln. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 04.08.1948)

 


 

Frankfurter Mischung nicht jedermanns Geschmack

Eigentlich hätten die Frankfurter gewinnen müssen, denn wenn bei so affenartiger Hitze noch 5 oder 6000 hemdsärmelige Fanatiker auf den Bornheimer Hang traben, dürfte man sie nicht enttäuschen. Nun, wenn man sagt, die Frankfurter hätten eben nicht besser gekonnt, weil ihr Gegner zu gut war, so trifft das den Nagel nicht eben auf den Kopf. Denn die Einheimischen wirkten müder und schlapper und wurden erst munter, als es gewissermaßen zu spät war.

Sie wurden munter dadurch, daß die Hamburger allzu heftig zwischen die Beine fegten, begannen dann in ihrem Aerger zu kämpfen und hätten fast noch ein Unentschieden herausgeholt. Was wiederum damit zusammenhing, daß man die nur lose zwischen FSV und Eintracht gebundenen Teile enger knotete, indem man die Mosaiksteinchen richtig zusammensetzte (Kircher-Hermann und Linken-Baas zum Beispiel). Bei alledem aber gilt es festzuhalten, daß die Hamburger Mannschaft allerhand auf dem Kasten hatte. Durch ihren Einbruch in der Meisterschaft ist die rotweiße Hanseatenelf erpicht darauf, gute Ergebnisse zu sammeln, und kämpft daher wie in der jüngsten Herbstsaison.

Sie war diesmal ohne einige klangvolle Namen erschienen, auch ohne die Dörfels, die nicht mehr spielen wollen. Von Ersatz konnte nicht die Rede sein. Die elf Mann, kleine und große, spielten zusammen, daß es ein Genuß war, zuzuschauen. Die Läuferreihe baute auf und zerstörte, die Verteidigung hielt eisern hin, der Sturm wurde durch Spundflasches meisterliche Ideen munter wie Laubfrösche am Abend. Wie primitiv wirkte Frankfurt zunächst dagegen!

Da klappte es schon schlecht in der Hintermannschaft bis durch die Hereinnahme Rickers mehr Sicherheit aufkam. Da hing die Läuferreihe in der Luft, dutzende Male an der Nase herumgeführt, und auch der Sturm kam nicht auf die Beine, da eigentlich nur die beiden Halben Hermann und Baas für etwas Betrieb sorgten. Neben uns saß einer, der aus dem Norden stammt, und der war ehrlich enttäuscht. Ja, da zeigte sich, daß die Teile erst zusammenwachsen müssen, die man so bunt gemischt durcheinandergewürfelt hatte. Und in der Pause kam einer auf die Idee, die Eintracht und den Sportverein zu sortieren. Behufs dessen wurde Heilig hinter und Baas neben Linken gestellt, so daß drüben Kircher und Hermann zueinanderkamen mit Schuchardt als Hintermann.

Das war ein scheinbar geringer, aber doch nicht unwesentlicher Vorteil, und als es schließlich zündete, als Frankfurt zu kämpfen begann, da war es auf einmal mit dem Hamburger Zauber gar nicht mehr so wild...

Der Startschuß aus Piroths Pfeife war kaum gefallen, als Hermann 2 gleich auf Vorlage Linkens über die Latte feuerte, und kurz danach hatte er mit einem Hinterhaltschuß gleiches Pech. Das sah gut aus für den Anfang, aber nun entfaltete sich das HSV-Spiel, und da brach der kleine Schild durch und schoß in der zehnten Minute das Führungstor. Das war nicht weiter schlimm, denn zwei Minuten später spazierte Baas ähnlich durch die gegnerischen Reihen und schoß den Ausgleich. Doch in der 30. Minute knallte Schild einen Schuß in die äußerste Ecke, der wenig Fahrt hatte, aber von Henig nicht mehr erreicht wurde, und ein herrlicher Platzwechsel (Rechtsaußen Niemann flankte von links) führte nach kurzer Abwehr durch Seeler zum 1:3 bei Halbzeit.

Ricker kam nach der Pause, neue Hoffnungen der Frankfurter, aber bald war auch er durch eine Seelersche Bombe unter die Latte bezwungen. Wäre es so weiter gegangen? Vielleicht! Jedenfalls gab ein Foulelfmeter, den Adam Schmitt, geschickt täuschend, einschoß, in der 15. Minute den Frankfurtern neuen Mut, Warning sah sich von lauter Angreifern umgeben, dicke Luft beim HSV, und wahrhaftig in der 25. Minute ein schönes Tor von Kircher. Jetzt dachte alles an ein Unentschieden, aber Adamkiewicz, hart kämpfend, hielt mit Gorska und den anderen die Frankfurter auf, und dann wurde das Spiel wieder offen.

Schiedsrichter Piroth wurde scharf auf die Finger gesehen, er ritt aber das Pferdchen sicher nach Hause. (aus 'Der neue Sport'' vom 02.08.1948)

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