Eintracht Frankfurt - FC Bayern
München |
Oberliga Süd 1947/48 - 26. Spieltag (Nachholspiel)
2:1 (1:0)
Termin: 27.06.1948 am Brentanobad
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Pennig (Mannheim)
Tore: 1:0 Fritz Linken (12.), 2:0 Heinz Baas (47., Elfmeter), 2:1 Kopp (60.)
Eintracht Frankfurt | FC Bayern München |
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Trainer | Trainer
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Adam Schmidt gewann Stopper-Duell gegen Streitle Mit einer großartigen Läuferreihe bezwang Eintracht die Münchener Bayern 2:1 Die Eintracht hatte wieder einmal einen großen Tag. Ihre Mannschaft glänzte durch schnelles, genaues Abspiel und Ballsicherheit, so daß sie in der Technik ihrem Gegner eindeutig überlegen war. Da sich vor allem die Läuferreihe und Verteidigung hervorragend schlug, fiel der gefürchtete Gästesturm völlig auseinander. Von feinen Vorlagen Bachls und Sologängen der Außenstürmer abgesehen, wurde der Gästesturm nie gefährlich. Liesem und Bechtold bremsten ihre schnellen Gegner immer rechtzeitig ab. Die Münchener waren in der Läuferreihe, ihrer sonstigen Stärke, klar unterlegen. Adam Schmidt tat für Abwehr und Aufbau mehr als Streitle, und Moll-Kopp reichten an die nahezu vollendete Leistung der Frankfurter Außenläufer kaum heran. Dagegen erwiesen sich die Verteidiger Köhler-Zimmermann als sehr schlaggewandt und sicher. Es überraschte vor allem, daß der Ersatzmann Zimmermann dem sonst so unberechenbaren Krauß kaum eine Chance ließ. Schiedsrichter Pennig leitete sehr zuverlässig. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 30.06.1948)
Die schönsten Tricks lagen im Schaufenster Sie werden es selbst schon wieder bemerkt haben, lieber Leser: der Kundendienst wird wieder beherzigt, ob Sie sich nun einen schweinsledernen Koffer an der Hauptwache oder einen Kamm am Roßmarkt kaufen. Kundendienst ist auch bei den Fußballern anscheinend kein fremder Begriff, jedenfalls raffte die launische Diva mit dem Namen Eintracht ihr ganzes Können zusammen, um den fünftausend D-Mark-Inhabern ein Spiel hinzuzaubern, das ihrem Opfer gemäß sein sollte. Der strengste Kritiker wird bestätigen, daß es den Frankfurtern gelungen ist und daß die Währungsreform nur früher hätte zu kommen brauchen, um Frankfurt vielleicht doch für den zweiten Tabellenplatz „interessant" zu machen. Dabei war das Spielen wahrscheinlich kein Vergnügen. In der vorgewitterlichen Backofenhitze des Brentanobades stöhnten die Zuschauer schon beim Sitzen, um wieviel mehr wird der edle Schweiß auf das Rödelheimer Gras getropft sein, denn schließlich war mit den Bayern nicht zu spaßen. Für sie ging es weniger um Kundendienst als um den realen zweiten Platz, um das Phantom der deutschen Meisterschaft. Kleine Revanche für 1932, als die Münchener im blauweißen Nürnberger Stadion den Frankfurtern den deutschen Meistertitel entrissen? Nun, soweit haben die Herren der Eintracht nicht gedacht, sie haben halt nur gekämpft und gespielt... In Wirkung und Wechselwirkung ergibt sich erst die Note „gut" oder „ungenügend" für einen Spieler. So soll man dem unaussprechlichen Wloka keineswegs übelnehmen, daß er gar oft über die Füße seines Gegners stolperte. Denn dieser Gegenmann hieß Streitle, ein auch an diesem Tag streitsüchtiger Herr, bei dem es flatschte, wenn er dazwischenfuhr, und der außerdem ein Klassestopper ist. Da hat Wloka noch ausgezeichnet abgeschnitten! Die besten Stürmer der Eintracht waren freilich die beiden Halben, die wie die Schwalben nach vorne flatterten. Wirsching nahm den anfangs so munteren Moll völlig in Anspruch. Der Flachsblonde stöhnte über die Zickzacks des Goldblonden, und auch Baas machte die Härte von Kopp nichts aus. Diese Inanspruchnahme der Münchener Außenläufer war der Schlüssel zum Erfolg. Die beiden, die für das Münchener Spiel so bedeutungsvoll zu sein pflegen, fielen für den Aufbau fast aus, und das Mittelfeld geriet daher immer mehr, immer klarer in die Hände bzw. Füße der Heilig und Adolf Schmidt. Um aber bei den Stürmern zu bleiben: die beiden Außen hatten es schwer. Linken fand in dem neuen Mann Zimmermann seinen Meister, der ihn kaum zum Zuge kommen ließ, und Kraus wand sich wie ein Wurm, ohne mit Kohle, der seine Feiertagsstiefel anhatte, fertig zu werden. So regte sich der Frankfurter Sturm, blitzschnell huschten die Kombinationen von Mann zu Mann im Direktschlag, während der Münchener Angriff träger wirkte. Lediglich Bachl fand Zeit, mit gescheiten Vorlagen nach links und rechts Staat zu machen. Ostermeier konnte Adam Schmitt nie in Verlegenheit bringen, der lange Adam war mitunter sogar Offensivmann im Nebenberuf. Da wären nun also Holzmüller und Hädelt die Asse gewesen, die im Flitzertempo oft genug starteten. Aber, und das war wohl der zweite Grund dafür, daß die Eintracht gewann, über Ließem und Bechtold war an diesem Tag nicht wegzukommen. Was war wohl in Ließem hineingefahren! Er stoppte den stiernackigen Holzmüller mit einer Ruhe und Sicherheit wie ein alter Länderspielhase. Und so blieb Henig viel weniger Arbeit als dem langen Fink auf der anderen Seite. Dieser Fink flatterte von Anfang an über sein Nest: bei einem Kopfball Wirschings, bei einem Bombenschuß von Baas, den er gerade noch über die Latte faustete. Eine schöne Kombination legte durch Linken in der 12. Minute das erste Kuckucksei ins Finkennetz. Dann verpaßte Wloka nach Kraus-Flanke, ein Roller machte Fink zu schaffen, als Wirsching durchgelaufen war. Kraus-Bombe auf den Mann. Dann endlich ein Pfostenschuß von Holzmüller auf der anderen Seite, und Halbzeit. Wloka hatte es gleich nach Wiederbeginn geschafft, er hatte sich von Streitle gelöst und kurvte frei zum Tor. Das mußte doch einen Treffer geben, da brauste Streitle wild an und riß ihm die Füße vom Boden weg. Salto Wlokas und Elfmeter, den Baas einschoß. (Erst wollte keiner an den Ball.) Noch eine tolle Situation, Fink war überspielt, Linken erwischte den Ball und trat ihn an den Pfosten des leeren Tors. Das Leder wanderte von da zurück in die Mitte (Tor immer noch leer), aber keiner erwischte die Flanke. In der 15. Minute kamen die Bayern endlich im Eckballgedränge zu ihrem Gegentor. Alle Stürmer waren gedeckt, da kam von hinten der Läufer Kopp angebraust und knallte selbst ein. Das gab den Münchenern Auftrieb. Sie wurden gefährlicher, Holzmüller war einmal nahe am Erfolg, hatte aber beim Schuß geschielt, und dann fing sich die Eintracht wieder, spielte unbesorgt offensiv, brachte noch einen Lattenschuß auf ihr Konto und hielt den Sieg, ohne daß einer bangte. Schiedsrichter Penig-Mannheim zuverlässig wie immer.
(aus 'Der neue Sport'' vom 28.06.1948) |