Eintracht Frankfurt - Schwaben Augsburg

Oberliga Süd 1947/48 - 36. Spieltag

2:4 (2:2)

Termin: 06.06.1948 auf dem Sportplatz am Brentanobad
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Schmidt (Mannheim)
Tore: 0:1 Petrauschke (5.), 0:2 Lechner (30.), 1:2 Hans Wloka (35.), 2:2 Fritz Linken (40.), 2:3 Lechner (65.), 2:4 Paul Lemm (70.)

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Eintracht Frankfurt Schwaben Augsburg

 


  • Süßmann
  • Meßmer
  • Schuller
  • Müller
  • Dziarstek
  • Schmuttermeier
  • Paul Lemm
  • Hampel
  • Petrauschke
  • Lechner
  • Grünsteudel

 

Trainer Trainer
  • ?

Frankfurt bestaunt Schwaben-Schüsse

Man hätte es nicht für möglich gehalten, daß die Eintracht von den Schwaben so glatt überspielt würde. Aber die Gäste überzeugten durch ihr kraftvolles, gut abgestimmtes Spiel, in dem ein schußstarker Sturm vor einer schlagsicheren Deckung stand. Dziarstek war der Mann, an dem die Deckung sich immer wieder aufrichtete, auch wenn das kurze Paßspiel der Eintracht Verwirrung zu stiften drohte. Schuller (ein bißchen sehr aufgeregt) und Meßmer assistierten ihm tadellos. Der Sturm war vor allem durch die gute Arbeit der Halbstürmer Lechner-Hempel gefährlich.

Das Eintrachtspiel wirkte dagegen farblos, eindrucksvoll, höchstens gelegentlich im Aufbau aus der Läuferreihe; aber auch hier ging alles schon zu sehr in die Breite. Im Sturm fehlte die Entschlossenheit. Vor allem Baas enttäuschte und Wloka, der später durch eine Verletzung gehemmt war, läßt es noch an der für einen Mittelstürmer notwendigen Schnelligkeit des Handelns fehlen. Die beiden Schmidt taten viel für den Aufbau, Die Reihe der drei Verteidiger arbeitete zufriedenstellend, während Henig einen schwachen Tag hatte.

Besonders genau In seinen Entscheidungen und eifrig im Mitlaufen war Schiedsrichter Schmidt (Mannheim). (aus dem 'Sport-Magazin' vom 09.06.1948)

 


 

Schwere Jungs aus Augsburg

Als die Violetten ins Spielfeld liefen, blieb schon meinem eintrachtfreudigen Nebenmann das Herz unter dem Hemd stehen: es war wie ein Einzug der Gladiatoren, als die Dziarstek, Lechner, Petrauschke die Grasspitzen zusammentraten. Mit solchen Athleten hatte sich die schlanke Elf aus Bizonesiens Hauptstadt zu streiten? Man sagt häufig, daß der erste Eindruck niemals täusche. Hier hatte er wirklich nicht getäuscht, denn alles, was folgte, stand unter der Devise: Leicht- gegen Schwergewichte, Artisten gegen Athleten.

Die Eintracht hat es gewiß nicht schlecht gemacht. Das Flachspiel, das sie anwandte und das oft eine eigentlich gar nicht vorhandene Ueberlegenheit vortäuschte, war das einzig mögliche Mittel, um an den fetten Riesen vorbeizukommen. Aber neues Wunder: diese Augsburger Männer waren nicht nur stark, auch schnell, beweglich, allen Chancen aufgeschlossen, eine Mannschaft, die sich aus schwäbischen Eingeborenen und Berliner Importen in den letzten Wochen zusammengeschweißt hat, daß kein schwacher Punkt mehr erkennbar ist.

Es war viel wert, daß dem 0:2 noch einmal das 2:2 folgte, daß die Eintracht auf einmal erkannte, eine Chance zu haben. Wenn trotzdem daraus in der zweiten Halbzeit ein 2:4 wurde, so war einfach daran (nicht das Pech, sondern) das geschlossenere Können des Gegners schuld. So schnell wird man nicht vergessen, wie die Dziarstek und Schuler und Meßmer die Bälle wegfegten, dem anderen gerade so vor der Nase weg, wie die Lechner und Hempel ihren Angriff mit weiten, halbhohen Sachen in Schwung brachten, und wie die Petrauschke, Lemm und Lechner schossen, daß die Stiefelsohlen krachten.

Das ist Fußball, wie er zu Anfang einer Saison gespielt zu werden pflegt. Und was die Eintracht zeigte, war Saisonende: eine zwar schlagsichere, aber im Decken und im Abspiel unüberlegte Verteidigerreihe mit einem Torwart, auf den kein unbedingter Verlaß war.

Zwei Mannen im Mittelfeld, Schmidt und Schmitt, die sehr geschickt und elegant aufbauten, das einzige Plus, das die Eintracht besaß. Aber wiederum ein Angriff, der sich doppelt soviel wie nötig, eng und zurück und in die Breite zuspielte, sich in den Füßen des Gegners verhedderte und nie einen Saftschuß aus den Socken herausbrachte. Touristen gegen Schnelläufer, so war der Eindruck.

Ein Torabstoß Henigs brachte unnötig in der 5. Minute das Führungstor: Petrauschke hatte aufgenommen, und mit Wucht in die Ecke gezielt, ohne daß Henig sich regte. Zwar traf dann Adam die Latte, aber ein Bombenschuß Lehners brachte in der 30. Minute das 0:2. Da kam die Wendung nach einem Adam-Freistoß, überlegt zugespielt, Wloka schob über die Linie (35. Minute). Fünf Minuten später ein Zusammenspiel Wirsching—Baas—Linken, der nach vorne stürzend einköpfte.

Zwanzig Minuten ging es nach Halbzeit so weiter, die Eintracht war leicht, obenauf. Da war in der 20. Minute Lechner der Glückliche, der über den herausgelaufenen Henig einknallte. Wloka versiebte freistehend vor dem Tor, aber dann besiegelte Lemm mit Prachtschuß in der 25. Minute das Eintrachtschicksal endgültig. Wloka war verletzt Linksaußen gegangen, nun ging auch Gärtner für Adam Schmitt in den Angriff vor, aber wenn sich auch im einzelnen der Kampfgeist regte, im gesamten blieb das Stürmerspiel matt.

Der kleine Mannheimer Schiedsrichter Schmidt imponierte durch sein Immer-am-Ball-sein und seine wie aus der Pistole geschossenen Entscheidungen. Daß es trotzdem auf dem Spielfeld sehr laut und lebhaft zuging, war nicht seine Schuld. Die Zuschauer waren diesmal die Ruhigeren. (aus 'Der neue Sport'' vom 07.06.1948)


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