1. FC Kaiserslautern - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1947/48
0:3 (0:1)
Termin: 28.03.1948
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Scheel (Pirmasens)
Tore: 0:1 Adam Schmitt (35.), 0:2 Albert Wirsching (50.), 0:3 Adam Schmitt (86.)
1. FC Kaiserslautern | Eintracht Frankfurt |
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Sensation vor 25 000: Walter-Elf 3:0 geschlagen Eintracht entzaubert Kaiserslautern Das berühmte Innentrio Fritz Walter-Otmar Walter-Baßler scheiterte am Eintracht-Stopper Gärtner Im überfüllten Betzenbergstadion bestätigte sich am Karsamstag erneut die Formkrise der Walter-Mannschaft. In keiner Phase des an sich interessanten Vergleichskampfes fanden die Pfälzer eine klare taktische Einstellung zu dem starken Westwind, der von vornherein jedes weite oder gar hohe Zuspiel ausschaltete. Zu den besonders auffallenden Schwächen in der einheimischen Abwehr — die schon vor der Pause den völlig ungedeckten Adam Schmidt zu einem (herrlichen) Führungstor kommen ließ und unmittelbar nach Wiederbeginn dem blonden Albert Wirsching beim zweiten Tore gleichfalls untätig zusah — traten aber noch starke Mängel in dem vielgepriesenen Angriff auf. Grewenig auf Rechtsaußen versagte bei mindestens zwei torreifen Chancen und wurde nach der Pause durch Christmann ersetzt; der frühere Karlsruher Auer wurde fast überhaupt nicht eingesetzt und so konnte sich die ausgezeichnete Frankfurter Deckung ganz auf das viel zu engmaschig kombinierende Lauterner Innenspiel konzentrieren, das Fritz Walter vergeblich anzukurbeln suchte. Zeitweise demonstrierten die bestens aufgelegten Frankfurter den sichtlich indisponierten Pfälzern ein wahres Lehrspiel mit moderner und zielbewußter Taktik. Besonders Gärtners umsichtige Deckungsarbeit imponierte, und im Angriff deckten Adam Schmidt und der technisch versierte Baas schonungslos die Schwächen der Kaiserslauterner Abwehr auf. Immerhin vergaben die Lauterner auch nach der Pause einige Torchancen und bezogen eine dem Spielverlauf nach zu hohe Heimniederlage. Ein vermeidbares drittes Tor von Adam Schmidt, unmittelbar vor dem Abpfiff des bekannten Pirmasenser Pfeifenmannes Scheel, unterstrich die offensichtliche Bestürzung der unter ihrem wirklichen Wert geschlagenen Walter-Elf. Die Frankfurter hinterließen in der Pfalz einen nachhaltigen Eindruck und führten periodenweise einen erstklassigen Fußball vor. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 31.03.1948)
... ins Land der Pfälzer fahren Vom schwellenden Polster aus genossen die Expeditionsteilnehmer die vorbeigleitende Landschaft. Altvater Rhein blinzelte freundlich in der Märzensonne, während das goldene Mainz die verhärmten Züge unserer Städte trug. Die Weinberge bei Bodenheim, Nackenheim und Nierstein erweckten Gelüste nach blumigen. Humpen, im schönen Tal der Glahn deckte einer aus einem Kohlenzug bereits seinen Wintervorrat, und dann kroch der Omnibus den Betzenberg hinan, zum männlichen Tun. Der Sportoffizier und der Oberbürgermeister sprachen freundliche Worte, der Wind entführte sie ungehört, und das große silberne Osterei mußte dem Lederball weichen. Was geboten wurde, war eine Galavorstellung, ein Fest,
das den verwöhntesten Ansprüchen gerecht wurde. Die Eintracht
hat ihre Geschlossenheit wieder. Reibungslos spielte man sich die Bälle
vor die Füße. Rechtzeitiges Lösen vom Gegner, ständiges
Freistellen und das Laufen ohne Ball — Bernhard Kellerhoffs Früchte
beginnen zu reifen. Der Eintrachtsturm vermag jetzt auch wieder im feindlichen
Strafraum zu handeln und geizt nicht mit dem Schießen, und da war
noch Kein Aus-dem-Stand-spielen mehr, die Zügel sicher in seinen Händen haltend. Als ein Krausscher Eckball hereinschwebte, genügte ein Kopfnicker Adams, und die 1:0-Führung war da. Wie war diese eindeutige Niederlage der Lauterer möglich? Nun, es kriselt in der Elf (cherchez la femme), es mangelt an der Kondition und an der nötigen Konzentration. Unzweifelhaft, die Betzenberger sind eine Klassemannschaft, aber das Spielen gegen weit unterlegene Gegner verschafft ihnen einen Nimbus, der nur schadet. Die Eintracht war kein Trier oder Gonsenheim, und die Walterelf bekam eine Portion von dem Ernst zu spüren, der in der Oberliga herrscht. Mit rauher Hand zerriß Gärtner die Gespinste Walterscher Prägung, englisch-sachlich fuhren Bechtold und Kolb in die Parade, und Fritz Walter hatte in Heilig einen Widerpart, der ihn nicht zur Entfaltung kommen ließ. Klee und seine Kollegen aus dem Hintergrund blieben manches schuldig. Drei todsichere Sachen vereitelte der 18jährige Torwart Hölz. Henig tilgte seine Waldhof-Flecken erfolgreich aus. Fast wären die anderen Tore in Vergessenheit geraten. Beide entsprangen dem harmonischen Zusammenwirken des linken Flügels. Numero zwei: Holz schlug einen Schuß von Kraus ab, der Ball geriet Wirsching vor die Füße, und schon war's geschehen. Numero drei: Wirsching schaltete sich in eine Aktion von links ein, gab an Adam Schmitt weiter, der das Leder fröhlich schmunzelnd über die Linie brachte. Fast hätte Adam kurz vorher noch ein weiteres Tor gebucht (was machst du mit dem Knie, lieber Hans?), aber irgend ein Blauer bugsierte den Ball noch heraus. Der Beifall des Publikums, incl. Seppl Herberger und Gerd Hornberger, kam aus ehrlichem Herzen, die Eintracht hatte ihre Zone würdig vertreten. (aus 'Der neue Sport'' vom 30.03.1948)
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