Sportfreunde Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1947/48 - 23. Spieltag

0:0

Termin: 29.02.1948
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Ripberger (München)
Tore: ./.

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Sportfreunde Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Goth
  • Haug
  • W.Schäffer
  • Strobel
  • O.Schaffen
  • Fuchs
  • Franz Kronenbitter
  • Kneer
  • Maier
  • Körber
  • Bühler

 


 

Trainer
  • ?
Trainer

Sportfreunde ohne Vollstrecker

Das Spiel war mehr ein Ringen mit dem Dreck und Schlamm, als mit dem Gegner. Das Frühjahrswetter der letzten Tage hatte den Sportfreundeplatz in Degerloch derart aufgeweicht, daß er einer Rutschbahn glich. Mit diesem Seifenboden wurden die Leichtgewichte von Sportfreunde wesentlich besser fertig als de körperlich großen Eintrachtler, die von viel Glück sagen konnten, daß sie wenigstens einen Punkt mit nach Hause nahmen. Den Flachpaß der Frankfurter führten — wenigstens in der ersten Halbzeit — die Sportfreunde vor, und daß sie nicht mit eins bis zwei Toren in die Halbzeit gingen, lag nur daran, daß die Elf immer noch keinen Vollstrecker im Sturm hat. Kneer hielt in dieser Zeit den Sportfreunde-Sturm auf Touren, baute, aber in der zweiten Hälfte so stark ab, daß die Eintracht in den letzten 20 Minuten den Kampf beherrschte. Aber nun hatten die Stürmer nicht die Kraft, einen scharfen Torschuß anzubringen.

Fuchs war der beste Sportfreunde-Spieler, und bei der Eintracht ist dieses Kompliment dem Stopper Gärtner zuzusprechen. Wir haben in Stuttgart schon wesentlich bessere Schiedsrichterleistungen als die des Herrn Ripberger gesehen. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 03.03.1948)

 


 

Im Moorbad Degerloch

Als beim Abpfiff ein Stuttgarter meinte: ,,Ha no, heute hent mer net viel zu sehe krieget" hatte er dies ganze Spiel in wenigen Worten geschildert. Die Eintracht-Elf war im Zugabteil allerdings anderer Meinung, denn eines hatte der gute Schwabe vergessen: das Spielfeld. Die ganz in Grün antretenden Sportfreunde — auf was hoffen sie noch? — benutzten es quasi als Fliegenleim, auf ihre sonstigen Riegeleisen verzichtend.

Wie ein Schwamm war der Platz vollgesogen. Die 46 Füße verwandelten ihn in einen Morast, ja in ein Moorbad. Nach diesem Sonntag braucht kein Spieler sich mehr vor Rheumatismus zu fürchten. Die 1. Halbzeit ging an die Stuttgarter. Sie schnürten die Riederwälder ein. Warum nur blieben die Außenläufer defensiv und wagten sich nicht über die Mittellinie? Das bleibt hier die Lohengrin-Frage, zumal die Stürmer anscheinend nicht das notwendige Zielwasser geschlürft hatten.

Die Eintracht bemühte sich redlich, Gärtner gab von hinten die Kommandos, wobei er nicht vergaß, auf seinen Schützling Maier ein wachsames Auge zu richten. Einmal hatte Kneer die aufgerückte Frankfurter Verteidigung überlaufen. Pech für die Sportfreunde, daß sein Paß an Kronenbitter im Dreck steckenblieb, für Henig ein gefundenes Fressen.

Wie gesagt, die Degerlocher hatten ihre Chance fast zu 90 Prozent hinfahren lassen, als sie in der 1. Hälfte kein Tor erzielten, denn nach der Pause fand sich die Eintracht immer besser zusammen. Man hatte Giller (er wirkte farblos, war es nur der Boden?) mit Heilig tauschen lassen, und Gärtner fütterte seinen Sturm mit weiten, hohen Vorlagen, bei diesem schlüpfrigen Untergrund die beste Lösung.

Es war eine Quälerei zuzuschauen. Auch die Presseleute bekamen etliche dunkle Spritzer ab. Der Ball ward schwer und die Herzen der Zuschauer noch schwerer, denn jetzt war die Eintracht feldbeherrschend. Schade, daß Giller es nicht vermochte, auf Schädlers schöne Ideen einzugehen. Zäh wurde im Lehmbrei gerungen, aber nicht ein Tor erzielt. Mit der Zeit jedoch schwanden auf beiden Seiten die Kräfte, und jeder gab sich mit einem Punkt zufrieden. Nur Gärtner nicht, obgleich ihn sein verletzter Fuß schwer plagte. Doch vergeblich blieb sein Mühen. Schiedsrichter Ripberger (München) benachteiligte beide Mannschaften gleichmäßig und erwies den kleinen Regelwidrigkeiten wie Rudern und Festhalten — man pflegte bei den Grünen ab und zu derlei Dinge — wenig Aufmerksamkeit. (aus 'Der neue Sport'' vom 01.03.1948)


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