1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1947/48 - 19. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: 11.01.1948
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Dehm (Durlach)
Tore: 1:0 Pöschl (10.), 2:0 Winterstein (90.)

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Schaffer
  • Billmann
  • Knoll
  • Berger
  • Kennemann
  • Roos
  • Reiser
  • Morlock
  • Pöschl
  • Lehrieder
  • Winterstein

 


 

Trainer
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Trainer

Eintracht scheitert an ihrer Sturm-Zwietracht

Der 1. FCN bezwingt mit mächtiger Abwehr die überlegen spielenden Frankfurter 2:0

Die Eintracht traut sich in Nürnberg-Fürth keinen Sieg mehr zu. 1:3, 0:2 gegen den „Club", 1:2, 1:2 gegen Fürth, das ist die Ergebnisreihe der letzten zwei Jahre. Die sympathischen „Rotschwarzen", in der Hochburg stets gerne begrüßt, gewannen auch diesmal nur den „Preis des Schönspiels". Ihrer Ball-Tändelei fehlten die Krönung, der Endzweck, die Tore! Leichtfertig verschenkten sie wenigstens einen bedeutenden Punkt.

Der durch die letzten Ereignisse erschütterte Meister fühlte sich diesmal in eine ungewohnte Rolle gedrängt. Ueber zwei Drittel des Spiels dominierten die ballverliebten Frankfurter. Der 1. FCN löste jedoch auch diese Aufgabe. Vorne genügten die beiden „Irrwische" Pöschl und Morlock, die jede Blöße der gegnerischen Deckung schonungslos ausnützten und der heimischen Abwehr gelegentlich Zeit zum Sammeln und Ausschnaufen schenkten. Trotz dieser oft gewaltig anmutenden Gegenstöße des „Clubs" entdeckte der Kenner viel Leerlauf; Schwächen, die von angriffsstärkeren Rivalen hätten ausgenützt werden können.

Im Mittelfeld, in den Schlüsselstellungen, steckte noch vor Wochen Nürnbergs Stärke. Heute vermißte man jedoch die unermüdliche Lauf- und Zubringerarbeit eines Uebelein II, dem Angriff fehlten die Maßvorlagen von Gebhardt und der Kombinationsantrieb eines Uebelein I. Die begabten Bergner, Roos und Lehrrieder bemühten sich eifrig und aufopfernd, diese Aufgaben zu lösen. Trotz hoffnungsvoller Ansätze blieben jedoch viele Lücken im einst so harmonischen Nürnberger Mannschaftsspiel. Bergners intelligente, dabei sportlich vorbildliche Spielauffassung reichte noch am ersten an die Vorbilder heran.

Die „Alten" in der Abwehr verhalfen auch diesmal wieder zum Erfolg. Unentwegt stemmten sich Spielführer Billmann und der Angelpunkt vor dem Torraum, Kennemann, den Eintracht-Vorstößen entgegen. Des rechten Verteidigers unverdrossenes Aushalten, trotz gewaltiger Nachteile gegenüber dem rasant angreifenden Gegenspieler Krauß, und des langen Stoppers ruhige, unauffällige und erfreulich beherrschte Art, trotz einiger momentaner Abwehrfehler, ermunterten stets die jungen Mitspieler und spornten zu der taktisch großartigen Siegesleistung an, die wohl seit langem nie so in Frage stand. Dieses Paar ergänzte der spritzige Knoll, dessen weitreichende, satte Abschläge wertvolle Deckungs-Entlastung schufen. Es ist bedauerlich, daß er sich immer wieder zu Rededuellen hinreißen läßt.

Wie ein Panther bewachte Schaffer diesmal seinen Kasten. Drang ein rotschwarzer Angreifer durch das Abwehr-Dickicht, so spritzte er aus dem Tor und warf sich temperamentvoll dazwischen. Seine etwas zu hitzige und unreine Attacke gegen Liesem, 15 Minuten nach der Pause beschwor kritische Minuten und für die einwandfreie Fortführung des Treffens gefährliche Momente herauf.

Die Eintracht fand wieder zu ihrem symbolischen Stil zurück. Der Ball gleitet wieder, man kombiniert, tändelt, täuscht, blufft und gewinnt damit auch meist die Herzen der Besucher. Doch damit allein gewinnt man keine Punkte. Der Eintracht fehlt ein — Pöschl. Der viel zu unbewegliche Linken bringt weder für einen Brecher, noch für einen Regisseur vom Stile eines Conen, Talent mit. Viel zu spät formierte Frankfurt um und ließ den energischen, spurtschnellen Baas vorne pendeln. Gleich erhielten die Vorstöße mehr Wucht.

Albert Wirsching, der vor dem Spiel zuversichtlich auf die großartige Kondition seiner Elf baute, ist der ballgewandte, betont technische Halbspieler geblieben. Doch zu rasch resignierte auch er, wenn mal ein Paß nicht so exakt ankam, wie er erwartet wurde. Dieses nervöse Reklamieren der Kameraden untereinander, vor allem auch gegen Schiedsrichter-Entscheidungen, fiel gegen frühere Eintracht-Gastspiele unangenehm auf. In diesen Ausschreitungen aber übertraf sich der spielerisch wenig hervortretende Stopper Gärtner. Er überließ nicht nur leichtfertig Pöschl den Ball auf dem Weg zum 1:0, sondern markierte auch sonst seinen unwiderstehlichen Widersacher viel zu großzügig. Er durfte sich Tätlichkeiten erlauben, ohne vom Unparteiischen vom Platze geschickt zu werden.

Den alten, gewohnten Eintracht-Stil verkörperte das bewegliche Paar Adolf Schmidt-Heilig. Zäh und verbissen erjagten sich beide '' in scharfen Zweikämpfen mit Morlock-Lehrieder die Bälle und peitschten die eigene Stürmerreihe immer wieder vor. Mustergültig pendelten sie im Mittelfeld. Turek schien in früheren Begegnungen für die Eintracht wertvoller und eine zuverlässigere Torhüter-Kraft als der jetzige, etwas unausgeglichene Henig.

Zeitenweise hätte man sich gewünscht, daß Linienrichter Strobel (Schwabach) und Schiedsrichter Dehm (Durlach) die Rollen vertauschten. Dehm folgte nicht nur dem wechselvollen Treffen etwas zu unsicher und spielhemmend, sondern urteilte auch bei grobem Foul viel zu großzügig im Gegensatz zu nebensächlichen kleineren Vergehen. Sein unsicheres Auftreten, vom Foul Schaffens angefangen, reizte die Spieler zu dauernden Revancheakten, ohne die gerechten Strafen (Elfmeter, Platzverweis) zu finden. Die tätliche Haltung Wirschings gegen Roos, Pöschls gefährliche Attacke gegen den Torhüter und Gärtner, sowie verschiedene versteckte Fouls des Eintracht-Stoppers wurden vom Schiedsrichter zu großzügig übergangen. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 14.01.1948)

 


 

Offen bis zur letzten Minute

Wie sagte doch Ben Akiba: "Es ist alles schon dagewesen". Leser mit gutem Gedächtnis werden schon wissen, daß im Vorjahre die Eintracht beim Club mit der gleichen Torzahl verlor, und wieder fiel wie damals der entscheidende Treffer kurz vor Spielende. Die Riederwälder machten jedoch von ihrer alten Tradition Gebrauch, gegen den Club eine große Partie zu liefern.

Ja, die Rotblusen waren ihren Gastgebern in punkto Technik und Schnelligkeit überlegen. Das vom Club gewohnte Klein-Klein-Spiel sah man von den Frankfurtern, was das kritische Nürnberger Publikum immer wieder in Erstaunen vorsetzte. So lag das Geschehen mehr vor Schaffers Heiligtum als in Henigs Strafraum. Das Dreieck Kennemann-Billmann-Knoll hatte arg zu tun, um der schnellen Frankfurter Angriffe Herr zu werden, was wieder das Außenläuferpaar Bergner-Roes nicht zur vollen Offensiventfaltung kommen ließ. Aus diesem Grunde stand Pösch1 fast auf verlorenem Posten, zumal Lehriedel noch die nötige Reife abgeht und Morlock zu eigenwillig spielte. Wie gesagt: Frankfurt war etwas überlegen, doch Henig hatte das schwierigere Pensum zu absolvieren, denn am notwendigen Schußvermögen ließ es die Eintracht fehlen, und was einmal in Richtung Tor sauste, war meistens zu wenig placiert, um dem nicht immer kapitelfesten Schaffer größere Schwierigkeiten zu bereiten. Gesamtbefund: ausgezeichnet.

Der Club überstand den Eintrachtwirbel und riß mit zwei kurzen Konterhaken, einen zu Beginn, den anderen vor Ladenschluß, seinen Herausforderer von den Beinen, um weiterhin als im eigenen Ring Unbesiegter in die Kabinen zu gehen. Der erwartete C1ub-Ueberfall zu Spielbeginn auch diesmal. Henig mußte sich, alles riskierend, dem durchgebrochenen Pöschl vor die Füße werfen. Gärtner braucht halt seine Anlaufzeit, aber beim Club ist so etwas gefährlich, und als er in der zehnten Minute über den Ball schlug, ließ sich Pöschl diese Chance nicht entgehen. Henig blieb angewurzelt im Tor stehen, 1:0. Es war ein Glück, daß Henig einen Glanztag hatte und die Ruhe bewahrte. Winterstein und Lehriedel fanden ihn auf dem Posten, und dann, hob er einen raffinierten Schwebeschuß Pöschls über die Latte.

Die Eintracht warf ihre Netze aus. Der Club begann sich darin zu verstricken. Nun, das Petri Heil blieb aus, auch Ließem hatte kein Glück, als er das Leder über Schaffer hinweghob, denn die Latte war rettender Engel. Der erste Eintrachtangriff brachte ein schönes Zusammenspiel: Kraus, Linken, Baas, doch wurde es nur eine Ecke. Wieder kam die zehnte Minute. Schaffer und Ließem prallten zusammen. Es roch nach Elfmeter, und der Frankfurter war für den Rest angeschlagen. Im Nu schien das Spiel dem sicheren Dehm über den Kopf zu wachsen; Roos, Wirsching und Pöschl krümmten sich am Boden, aber die Wogen glätteten sich wieder. Von neuem brandeten Eintrachtangriffe heran, aber ohne die Club-Verteidigung leckzuschlagen. Dann, fast wie im Vorjahr, in der letzten Minute brach der Club durch. Winterstein hatte freie Bahn: 2:0. (aus 'Der neue Sport' ' vom 12.01.1948)


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