TSV 1860 München - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1946/47 - 37. Spieltag
0:5 (0:1)
Termin: 29.06.1947
Zuschauer: 15 000
Schiedsrichter: Hilkert (Stuttgart)
Tore: 0:1 Albert Wirsching (34.), 0:2 Edmund Adamkiewicz (62.), 0:3 Heinz Baas (67.), 0:4 Willi Kraus (85.), 0:5 Heinz Baas (87.)
TSV 1860 München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Eintracht kreiselt 60 München nieder Die Eintracht diktierte auf Grund ihres weit besseren Zusammenspiels das Spielgeschehen unerwartet eindeutig und nur kurz nach der Pause und in der Mitte der zweiten Hälfte kamen die Löwen etwas auf. Die 60er scheinen ihre Ansprüche auf den dritten Platz aufgegeben zu haben. Die Mannschaft ist völlig überspielt und von dem trickreichen und präzisen Kombinationsspiel, das damals sogar einen „Club" zur Verzweiflung brachte, war heute kaum noch etwas zu sehen. Ohne gegenseitiges Verständnis wurde der Ball recht kopflos abgegeben und landete meist beim Gegner. Daraus wird auch die hohe Niederlage verständlich. Zudem erwies sich der neue Außenstürmer Sarkany als Versager. Ludwig Janda war wieder einmal der Beste im Angriff, während in der Hintermannschaft Müller durch seine Schnelligkeit und Sicherheit einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ. Wie schon gegen Bayern holte sich die Eintracht auch diesmal in München viel Beifall. Die Frankfurter waren durchweg schneller am Ball, spielten wie aus einem Guß und zeigten sich als eine Mannschaft im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem wurde genau abgespielt und auch ohne Ball gelaufen. Es sei aber nicht verschwiegen, daß die „Löwen" durch ihre Zerfahrenheit den Gästen noch entgegenkamen. Noch weiß man nicht, soll man Turreks Fangsicherheit, Gärtners sachliches und faires Aufbauspiel, Kolbs weite Abschläge oder Schädlers Offensivkraft mehr bewundern. Der Sturm kann mit dieser hervorragenden Hintermannschaft nicht ganz mithalten. Diesem Quintet von schnellen Technikern wünschte man in der ersten Hälfte oft mehr Durchschlagskraft. Adamkiewicz und Wirsching überragten ihre Kameraden, von denen Szakany weniger zum Zuge kam. Schiedsrichter Hilkert (Stuttgart) leitete fehlerlos. (aus dem 'Sport' vom 02.07.1947)
Spät kommt ihr, doch ihr kommt 1860 München — Eintracht 0:5 (Von unserem Sonderberichterstatter) Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Diese alte Binsenweisheit wurde von der Frankfurter Eintracht buchstäblich auf den Kopf gestellt: Das eine Spiel gegen die Stuttgarter Kickers bildete die große Wende. Die große Wende in den Phasen, in denen fast alle Mannschaften der süddeutschen 20er Oberliga buchstäblich „sauer", schwach und formlos wurden. In diesen Phasen wurde die Eintracht stark und gefährlich. Nach dem 4:2 gegen die Conen-Elf folgt als weiterer Beweis der neue 5:0-Triumph, den die Männer um Gärtner vor den in Massen herbeigeeilten und erstaunt wieder nach Hause gehenden Münchenern herausspieltcn. Eine solche Form hatte in der Rückspielsaison noch keine Mannschaft auf dem 60er-Platz an Giesings Höhen geliefert. Nicht einmal der Nürnberger Club. So grandios, so faszinierend und so begeisternd spielten die Frankfurter auf. Das 5:0 spricht eine deutliche Sprache. Noch liegt alles drin. Noch kann der wertvolle dritte Platz errungen (und damit in die weiteren Kämpfe um die noch mögliche Deutsche Meisterschaftsrunde eingegriffen) werden. 35 Spielminuten waren nötig, ehe die Frankfurter das bis zu diesem Augenblick schon mögliche Führungstor erzielten. Albert Wirsching, der ebenfalls erst richtig zum Saisonschluß in Fahrt zu kommen scheint, war der Verantwortliche. Aber die strahlendste Form demonstrierten die Frankfurter Gaste erst nach dem Pausenpfiff. Jetzt lief der Ball wie an einer Schnur gezogen durch die immer mehr durcheinandergewirbelten Beine der Münchener Abwehr. Selbst die überlegte Stopperarbeit Bayerers reichte nicht mehr aus, den Fünfmännerangriff der Eintracht zu bremsen. Auch Müllers Verteidigereinsatz und Hammerls und Sommers Seitenasstistenz bei Bayerer war nutzlos. Die Eintracht war — mit einem Wort — nicht mehr zu halten. Adamkiewitz, der Bayerer jetzt „spielend" entwischte, war der Schütze des zweiten Treffers. Dann war es Baas, die westdeutsche Importe, der den Abstand auf die 3:0 erweiterte. Auch Schädler und Adolf Schmidt drängten jetzt mehr und mehr nach, schalteten sich in das Angriffs-Fließkombinationsspiel ein, da Gärtner, Kolb, Bechtold und der Fangkünstler Turek jeden von Ludwig Janda inszenierten Überrumpelungsversuch des 60er Angriffs im Keime bremsten. Krauß II, endlich die Ideallösung als Außenstürmer an der linken Angriffsseite, schloß einen weiteren Eintrachtvorstoß zum 4:0 ab. Und vier Minuten vor dem Abpfiff war es Baas, der das 5:0 sicherstellte. Ein Sieg, auf den alle Fußballanhänger mit recht stolz sind. Das Schillerwort: „Spät kommt ihr, doch ihr kommt...!" hat gestern auch die Eintrachtelf einmal mehr erhärtet... ('Der neue Sport' vom 30.06.1947)
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