FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1946/47 - 28. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: 01.05.1947
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Ernst Appich (Neu-Ulm)
Tore: 1:0 Köhle (23.), 1:1 Eugen Csakany (47.)

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FC Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Fink
  • Streitle
  • Seibold
  • Kopp
  • Moll
  • Schweizer
  • Stepberger I
  • Hädelt
  • Köhle
  • Bachl
  • Holzmüller

 


 

Trainer
  • Josef Pöttinger
Trainer

Sonderzuteilung: 1 Tor

Bayern München — Eintracht 1:1

Den vielen Unkenrufen zum Trotz ging die Eintracht auf der Giesinger Höhe nicht unter. Im Gegenteil, sie zeigte den 28.000 Zuschauern, was in ihr steckt und daß der gute Tabellenplatz nicht von ungefähr kommt. Es war ein prachtvolles Bild, König Fußball hatte wieder einmal die Massen herbeigelockt. Bis an die Außenlinie und dicht hinter den Toren hatte das Publikum Platz genommen. Auf den Dächern der umliegenden Häuser, ob zerstört oder erhalten, saß die Jugend.

Die Eintracht bestach durch flaches und kurzpassiges Zuspiel, ihr Sturm (Muth, Wirsching, Adam Schmitt, Heilig, Szakany) setzte immer wieder die bärenstarke Bayern-Verteidigung unter Druck. Doch die Krone gebührt Szakany; stets von neuem riß er seine Mitspieler nach vorne, Streitle war ihm gegenüber machtlos. Aber auch seine Kollegen waren bei der Sache, nur Heilig fiel etwas ab, und Muth wurde zu wenig bedient. Die Außenläufer Adolf Schmidt und Schädler bewältigten ein Riesenpensum. Adolf Schmidt hatte den gefährlichen Bachl gegen sich und ließ ihn nicht zur Entfaltung kommen. Die übrigen Hinterleute spielten zuverlässig, nur Kolb hatte in der zweiten Halbzeit eine Schwächeperiode und konnte Holzmüller nicht immer halten. Aber Turek war auf der Hut und ließ dessen Schüsse nicht über die Linie. Noch ein Wort zu Bechtold: Hier reift ein Spieler von Format heran, Stepberger war bei ihm abgemeldet!

Bei den Zöglingen Pöttingers spielte nach siebenmonatiger Zwangspause zum ersten Male wieder Holzmüller. Dieser Zweizentner-Mann gab Szakany an Schnelligkeit nichts nach, und wenn er sich dem Eintrachttor näherte, hieß es aufpassen, prachtvoll, wie die bayerischen Stürmer wahre Bomben aus allen Lagen abschossen. Für den nötigen Nachschub sorgten Streitle, Seibold und Moll mit ihren Steilvorlagen.

Nach wechselvollem Feldspiel dürfen die Gäste die erste Ecke ausführen, Adam Schmitt köpft Szakanys Hereingabe knapp neben den Pfosten. Auf der anderen Seite ist Bechtold zweimal das letzte Bollwerk, an dem sich die schnellen Gastgeber festlaufen. Die Zuschauer finden Gelegenheit zum Jubeln, als Gärtner Köhle nicht sofort angreift. „Bayern" führt 1:0. Ein Bombenschuß Holzmüllers entgleitet Turek, blitzschnell macht er eine Drehung und bekommt das Leder wieder zu fassen. Wirsching bricht durch und der Ausgleich scheint nahe, aber in letzter Minute springt Streitle Szakany vor die Füße. Einmal trifft Bachl nur den Pfosten, und dann ist Pause.

Gerade hat Wirsching noch den Ball verzogen, da überspielt Szakany Streitle, kämpft sich an der Torlinie durch, und ehe sich Fink versieht, hat es bei ihm eingeschlagen, 1:1. Dieser Ausgleich ist die Einleitung zu einer halbstündigen Drangperiode der Eintracht. Bei einem Gegenstoß der Platzherren hat Kolb seine „Schrecksekunde". Aus undurchsichtiger Lage gibt er an Turek zurück, Holzmüller schaltet sich dazwischen, doch trifft der Ball nur das Außennetz. Die Minuten tröpfeln dahin, und der Schlußpfiff beendet dieses herrliche Spiel zweier Mannschaften von Klasse. Das Eckenverhältnis, 6:5 für München, ein Beweis für die Ausgeglichenheit.      Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 05.05.1947)

 

 


 

 

Sogar ohne Adamkiewicz 1:1

Die Rückkehr der Flügel Stepberger und Holzmüller auf ihre Posten gab dem Bayern-Sturm nicht die erhoffte gesteigerte Schwungkraft. Im Gegenteil, der rechte Flügel lahmte völlig aber ohne Schuld Hädelts. Bachls unermüdliches Ballschleppen war vergebens, Holzmüller trat immerhin durch einige unerhört rasante Scharfschüsse und zügige Flankenläufe hervor. So ruhte das Bayernspiel wieder einmal auf der bewährten Abwehr, aus der diesmal nicht bloß Streitle, sondern zeitweise auch der sehr aufmerksame, mehrfach in letzter Sekunde rettende Seibold herausragte. Adamkiewicz' Fehlen im Eintracht-Angriff nahm dem Frankfurter Sturm, in dem Wirsching und Adam Schmitt zwar Ballkleinkunsteinlagen aber wenig Tordrang zeigten, die Stoßkraft. Czakanys Energie lohnte der feine Ausgleichstreffer.

Eintrachts Abwehr mit dem unerbittlichen, hervorragenden leider arg nervösen Gärtner wurde der immer drohender werdenden Schlußoffensive Münchens eindrucksvoll Herr. Kurz vor Schluß bedurfte es der ganzen Torwartkunst und Reaktionsschnelligkeit Tureks, um eine scheinbar unhaltbare Holzmüller-Bombe zu parieren. Die betont faire Haltung beider Mannschaften war ein besonders erfreuliches Kennzeichen des Spiels. Schiedsrichter Appich zeigte, wie man ein Spiel unauffällig, sicher und ohne Debatten leiten, kann. (aus dem 'Sport' vom 07.05.1947)

 


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