Eintracht Frankfurt - Waldhof Mannheim

Oberliga Süd 1946/47 - 27. Spieltag

0:2 (0:0)

Termin: 27.04.1947
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Winkler (Nürnberg)
Tore: 0:1 Lipponer (68.), 0:2 Herbold (78.)

 

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Eintracht Frankfurt Waldhof Mannheim

 


  • Vetter
  • Konrad
  • Siegel
  • Maier
  • Krämer
  • Rendler
  • Herbold
  • Fanz
  • Lipponer
  • Rübe
  • Siffling

 

Trainer Trainer
  • Herbert Pahlke

 

Waldhof immer noch Klasse

Eintracht — Waldhof 0:2

Nur die wenigen, die sich auch an der Leistung des Gegners begeistern können, wurden hier, ganz zufriedengestellt. Man sah wohl die Fehler der eigenen Mannschaft, aber wie viele sahen, daß hier eine Klasseelf siegte? Eine Mannschaft voll Feuer und Temperament, mit wundervollem Kombinationsspiel und mit eines Sturmreihe, wie man sie sich auch einmal für einen Frankfurter Verein wünschen möchte. Das ging ruck-zuck von den Flügeln in die Mitte und wieder nach außen, die Schüsse kamen aus allen Lagen. Freilich, man hatte gehört, daß dieser Lipponer nicht der richtige Mittelstürmer wäre, und hier glänzte er ganz besonders. Lag es vielleicht daran, daß Gärtner an diesem Tag seinen Mann zu decken vergaß — vor allem, als es 1:0 stand? Es war so, daß der junge Bechtold an diesem Tag in überragender Weise verteidigte, ohne ihn wäre wahrscheinlich eine hohe Niederlage herausgesprungen.

Die kleinen Fehler, die hie und da in der Deckung der Eintracht zu beobachten waren, schienen gewiß nicht entscheidend, denn Turek war an diesem Tag ein überlegener Meister des Strafraums, der durch gutes Stellungsspiel mit den wenigsten Schüssen auch nur Mühe zu haben schien. Dagegen wirkte der Sturm der Frankfurter matter denn je. Mit der einen Ausnahme von Wirsching, der sich Mühe gab und, obwohl er aufmerksam gedeckt war, manche gute Chance herausarbeitete; es war sein Pech, daß er mehrfach in bester Schußgelegenheit dann doch nicht die Konzentration hatte, um das naheliegende Führungstor zu schießen. Aber die anderen! Adam Schmitt hatte in der Wärme keine rechte Spielfreude, Heilig war gegen Konrad machtlos, Adamkiewicz war frühzeitig durch eine Zerrung gehemmt, und Bubi Kraus kam überhaupt nicht ins Spiel. Immer wieder machten die Frankfurter den Fehler, zu spät zu starten oder gar hinter dem Deckungsspieler auf den Ball zu warten. Mit dieser Spielweise war nichts zu erben, denn diese Waldhöfer sind ebenso ballsicher wie die Eintracht. Sie waren nur außerdem schnell und kämpferisch.

Die Eintracht begann mit zwei flinken Durchstößen, aber bald setzte sich das bessere Mannschaftsspiel des Gegners durch, dem die Eintracht ziemlich temperamentlos zusah. Einmal mußte Schädler im letzten Augenblick eingreifen. Es blieb, vor allem dank Bechtold und Turek 0:0 bis Halbzeit. Nach der Pause sah es so aus, als hätte die Eintracht sich geschont, um jetzt vielleicht Versäumtes nachzuholen. Es war noch nicht zu spät! Heilig stand einmal (Fehler von Konrad) völlig frei, verschoß aber, und dann war Wirsching allein dicht vor dem Tormann, konnte aber mit Schuß und Nachschuß den ausgezeichneten Vetter auch nicht überwinden. In der 13. Minute gingen die Mannheimer, sehr glücklich übrigens, in Führung, denn Gärtner trat ohne Gegner frei über den Ball, so daß hinter ihm Lipponer mit Muße einschob. Gärtner ging jetzt in die Offensive, aber Waldhof hatte wieder Oberwasser, Bechtold wehrte einmal am leeren Tor, im Fallen köpfend, ein sicheres Tor, aber in der 27. Minute fiel das entscheidende Tor nach schönem Zusammenspiel Lipponer-Herbold, geschickt durch viele Beine in die Ecke gezielt.

Das Spiel hatte 12.000 Zuschauer. Schiedsrichter war Winkler-Nürnberg, der zwar einige Einzelfehler machte, aber beide Mannschaften doch gut in der Hand hatte. Es ging übrigens im Spielfeld wie auch drum herum anständig zu.      Erich Wick. (aus 'Der neue Sport' vom 28.04.1947)

 

 


 

 

Waldhof-Technik und Waldhof-Schwung

Man hatte sich vom SV Waldhof nicht zuviel versprochen. Seine Leistung erinnerte an die Spielweise echter Waldhöfer Prägung, in der der Ball kunstvoll gestoppt und zugespielt wird und bei der auch noch viel Wucht und Eifer hinzu-kommen. Vor allem der Sturm wirkte so lebendig und zügig wie kaum ein anderer, den man in Frankfurt zu sehen bekam.

Das hatte allerdings auch den Grund, daß die Eintracht teilweise leichtsinnig deckte. Gärtner ließ den gefährlichen Lipponer soviel freien Raum, daß immer wieder Gewaltanstrengungen nötig waren, um ein Tor zu verhindern. Freilich war Bechtold an diesem Tag überragend und Turrek konnte durch sein gutes Stel lungsspiel erreichen, daß nur wenige Schüsse wirklich gefährlich aussahen. Die Schwäche im Frankfurter Spiel wurde hier auf einmal klar. Der Sturm wirkt behäbig und unentschlossen, lediglich Wirsching zeigte Eifer und gute Spielauffassung. Das Zuspiel stockte immer wieder, da man es mit einem Gegner zu tun hatte, der es an Balltechnik mit der Eintracht aufnehmen konnte.

Die Eintracht hatte sich eine Halbzeit lang, wie es schien, ausgeruht und ihre Anhänger hofften, als sie nach der Pause endlich in Schwung kamen, daß sie nun Versäumtes nachholen würden. Inzwischen war allerdings Adamkiewicz durch eine Zerrung nur noch ein „halber Mann". Aber gerade in dieser Spielperiode fiel, verursacht durch einen Schnitzer von Gärtner, ein völlig unnötiges Tor und nun versuchte es die Eintracht, durch Offensivspiel aufzuholen. Gärtner rückte hinter den eigenen Angriff, aber auch er belebte die Vorstöße wenig. Statt dessen wurden die Angriffe der Waldhöfer gefährlicher und nachdem einmal Bechtold, im Fallen köpfend, ein sicheres Tor verhütet hatte, gelang den Waldhöfern durch den zweiten Treffer der wohlverdiente Gesamtsieg. (aus dem 'Sport' vom 30.04.1947)

 


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