VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1946/47 - 23. Spieltag
7:2 (2:0)
Termin: 23.03.1947
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Tore: 1:0 Schlienz (40.), 2:0 Langjahr (42.), 3:0 Läpple (51.), 4:0 Binkert (68.), 4:1 Eugen Csakany (78.), 5:1 Binkert (80.), 5:2 Adam Schmitt (81., Elfmeter), 6:2 Schlienz (84.), 7:2 Läpple (87.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Für die Eintracht stellt in der Stuttgarter Partie mit dem Süddeutschen Meister VfB viel auf dem Spiel. Ein Sieg würde die Adlerträger in eine aussichtsreichere Position im Kampf um die für die Deutsche Meisterschaft so wichtigen Plätze bringen, eine Niederlage vielleicht der letzten Hoffnungen berauben. Da die Mannschaft in guter Form ist — seit einem Vierteljahr unbesiegt! — wird die Schußlaune der Stürmer wohl den Ausschlag geben. ('Frankfurter Neue Presse' vom 21.03.1947)
Wieder mit Adamkiewicz Der Fall Adamkiewicz ist in letzter Zeit viel besprochen worden, besonders als wir von dem aufsehenerregenden Brief der Concordia Wandsbek an Rotweiß Mitteilung gemacht hatten. Er ist nun eine Woche in Frankfurt geblieben und will am Sonntag für die Eintracht beim VfB Stuttgart spielen. Allerdings als Verteidiger — ein Posten, der ihm gut liegt. Da Ließem erkrankt ist, kommt er wie gerufen. "Bubi" Kraus hat wieder eine Mittelstürmerchance, er springt für den mit einer alten Verletzung laborierenden Adam Schmitt ein. Der Vorjahrsmeister ist in seinen Leistungen schwankend geworden, man darf der Eintracht (die auswärts fast besser spielt als daheim) eine gute Chance geben. Ihre Aufstellung: Turek; Kolb, Adamkiewicz; Adolf Schmidt, Gärtner, Schädler; Muth, Wirsching, Kraus, Heilig, Szakany. ('Frankfurter Rundschau' vom 22.03.1947)
Der Fußballgötter Zorn VfB Stuttgart — Eintracht 7:2 (Von unserem nach Stuttgart entsandten Mitarbeiter) Es waren wahrlich keine Spätzle, die der Stuttgarter VfB seinen Gästen servierte, sondern eine heftige Niederlage. Im Felde waren beide Mannschaften gleichwertig, doch im Strafraum deckten die Stuttgarter alle Schwächen der Eintracht auf. Beide Verteidiger markierten ihre Stürmer mangelhaft und Schlienz & Co. ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen, ihren Torhunger zu stillen. Von Beginn an wechselte das spannungsreiche Spiel hin und her. Eben noch hatte Turek eine Möglichkeit zu brillieren, da mußte schon Schmid auf der anderen Seite eingreifen. Immer wieder brach der rechte Flügel der Cannstatter durch und schaffte dicke Luft vor dem Eintracht-Tor. Allgemein rechnete man mit einem torlosen Halbzeitergebnis, da brach das Unglück wie ein Aprilschauer über die Eintracht herein. Fünf Minuten vor dem Pfiff kann Turek gerade noch zur Ecke ablenken. Samtweich tritt Lehmann diese herein und Schlienz erzielt ein klassisch-schönes Kopfballtor. Noch saß der Schreck den Frankfurtern in den Gliedern, als nach zwei Minuten Langjahr einen Lehmann-Strafstoß gleichfalls mit dem Kopf zum zweiten Treffer verwandelte. Nach der Pause trat die Eintracht mit völlig umgekrempelter Elf wieder an, doch gerade dadurch, daß Gärtner Außenläufer wurde, entstand in der Mitte ein gähnendes Loch, in das die Gastgeber immer wieder hineinstießen. Eben hatte noch Szakany seine Chance verpaßt, da setzte im Gegenzug Binkert, der beste Spieler auf dem Feld, Läpple ein und dieser brauchte nur noch seinen Kopf hinzuhalten, um das 3:0 zu erzielen. Beide Torhüter standen dann im edlen Wettstreit. Turek warf sich meisterhaft in einen Nachschuß Binkerts, ein Weitschuß Gärtners zwang Schmid zu einer Glanzparade. Doch Fortuna hatte ihr Glückshorn noch nicht völlig über die Stuttgarter ausgeleert. Wieder gelang es dem linken Flügel, frei durchzukommen und sich Binkert zum Vollstrecker des vierten Tores zu erküren. Doch auch die Schlachtenbummler vom Main erhielten ein kleines Trostpflaster. Als einmal Schmid mit dem Eingreifen zögerte, nützte Szakany die Gelegenheit aus und brachte den Ball im Stuttgarter Tor unter. Doch Binkert stellte fast postwendend die alte Torspanne wieder her. Als Muth dann im Strafraum hart angegangen wurde, wies Schiedsrichter Schmetzer auf den Elfmeterpunkt. Diese Chance wußte Adam Schmitt zu nützen. Weitere Erfolge brachte das engmaschige Sturmspiel der Eintracht nicht mehr ein. Auf der Gegenseite traten noch einmal Schlienz und Läpple aktiv in den Vordergrund. Schlienz donnerte eine Flanke Lehmanns mit dem Kopf ein, und Läpple verwandelte eine Vorlage Langjahrs. Im Laufen ohne den Ball und im schnellen Abspielen gaben die Stuttgarter ihren Gästen Anschauungsunterricht, hoffentlich werden sie daraus Nutzen ziehen. Horst Kickhefel ('Der neue Sport' vom 24.03.1947)
Gegen VfB-Sturm selbst Turrek machtlos Der Angriff des Meisters diesmal unwiderstehlich: 7:2 gegen uneinheitliche Eintracht Diesen wichtigen Kampf um den Anschluß an die Verfolgergruppe entschied der süddeutsche Meister überzeugend für sich. So wenig wie der größte Teil der Zuschauer dachten die Gäste wohl im entferntesten daran, daß Eintracht mit fünf Toren Unterschied überrannt würde. War es eigentlich ein Kampf, geführt mit aller Energie und verkrampfter Verbissenheit, der solche Auseinandersetzungen allzu oft kennzeichnet? — Nein! Trotz der Bedeutung sah man ein Spiel, das so ziemlich alles enthielt, was man sich von einer Begegnung der Oberliga verspricht, und das zudem jederzeit außerordentlich fair durchgeführt wurde. Dem Schiedsrichter bereitete es keinerlei Sorgen. Eintracht Frankfurt — der Name hat hier immer noch guten Klang und große Zugkraft — stellte eine Mannschaft ins Feld, in der jeder einzelne Spieler ein perfekter Fußballer ist, die aber als Einheit nicht so geschlossen wirkt. Sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff zeigten sich Mängel, die vom Gegner entscheidend ausgenutzt wurden. So kam das 7:2 zustande. Es offenbarte die Erfolglosigkeit des Eintracht-Angriffs ebenso sehr wie die oft leichtfertige und ungenaue Deckung der Frankfurter Abwehr. Die VfB-Elf, ebenso wie die Gäste mit Ersatz antretend, kam nach Verlauf der ersten halben Stunde, in der sie ziemlich eindeutig in die Defensive gedrängt war, immer besser in Schwung und beherrschte dann das Spiel souverän. Der Sturm, in den letzten Wochen ziemlich erfolglos, legte unter Binkerts hervorragender Lenkung teilweise so ausgezeichnete Kombinationszüge hin, daß Tore zwangsläufig fallen mußten, obwohl Gärtner als Stopper und Turrek im Tor hervorragende Abwehrarbeit verrichteten. Der Stuttgarter Verteidigung kam das Fehlen einer klaren Linie im Eintrachtsturm zu statten. Gegenüber den letzten Spielen ist jedoch eine größere Stabilität festzustellen. Der Ersatzmann Schwagerick war der einzig ausgesprochen schwache Punkt in der Elf. Nach verheißungsvoller Arbeit so mancher Eintracht-Angriffe, die aber nur Ecken und Erfolgsmöglichkeiten, aber keine Tore einbringen, zeigen schon die ersten Ansätze der VfB-Vorstöße die Gefährlichkeit des rot-weißen Quintetts, in dem Schlienz eine von Lehmann tadellos hereingegebene Ecke mit kraftvollem und placiertem Kopfstoß zum etwas überraschend kommenden Führungstreffer verwertet. Der begreifliche Jubel der Stuttgarter Anhänger ist noch nicht verklungen, als Binkert einen Freistoß von der 16-Meter-Grenze in die völlig ungedeckte Mitte gibt, wo Langjahr zum 2:0 einköpft. Eintracht zieht nach Wiederbeginn Adamkiewiez in den Sturm vor. Seinen Verteidigerposten füllt nun Heilig aus, aber eine Wendung tritt nicht ein, im Gegenteil! Als Läpple mit brillantem und selten gesehenem Parterre-Kopfball 6 Minuten nach Platzwechsel auf 3:0 erhöht, ist der Sieg der Stuttgarter sichergestellt. Binkert verwandelt eine Maßvorlage von Kraft zum 4:0, und erst bei diesem Stand erzielt der diesmal längst nicht so zur Wirkung kommende Linksaußen Szakany das erste Gegentor. In den letzten 10 Minuten fallen überraschenderweise noch vier weitere Treffer; das Frankfurter Tor durch reichlich harten Foul-Elfmeter, bei dem der Schütze Adam Schmidt den wiederum hervorragend spielenden VfB-Torwart geschickt täuscht. (aus dem 'Sport' vom 26.03.1947)
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