Eintracht Frankfurt - TSV 1860 München

Oberliga Süd 1946/47 - 18. Spieltag

0:0

Termin: 26.01.1947
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Pennig (Mannheim)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt TSV 1860 München

 


  • Sembritzki
  • Pledl
  • Müller
  • Hammerl
  • K. Janda
  • K. Sommer
  • Fritz
  • Wittmann
  • Thanner
  • L. Janda
  • Hornauer

 

Trainer Trainer
  • Ludwig Goldbrunner

 

Neuer Schlager am „Hang"

1860 München, der Tabellenzweite, stellt sich erstmals in dieser Saison in der Mainecke gegen die Eintracht vor. Eine Begegnung, die in ganz Süddeutschland größtes Interesse findet. Wollen die Rotschwarzen gegen die seit Monaten ungeschlagenen Löwen Punkte gewinnen, muß die Frankfurter Hintermannschaft sofort und ohne jegliches „Warmlaufen" auf Touren kommen, denn so gerissene Stürmer wie Thanner, Janda und Hornauer verstehen jede Anfangsunsicherheit in der gegnerischen Abwehr auszunutzen Bisher sind die „Adlerträger" auf heimischem Gelände ungeschlagen, eine Leistung, die nur noch der „Club" aufzuweisen hat. ('Frankfurter Neue Presse' vom 24.01.1947)

 

 


 

 

Und jetzt gegen die Münchener Löwen

Die Frankfurter haben den Club in jenem verbissenen Stadion-Spiel, sie haben am letzten Sonntag den herrlich kombinierenden VfB Stuttgart gesehen, und nun kommt die dritte „Giganten-Elf" München 1860. Die Mannschaft, die gegen den Club vor acht Tagen so phantastisch im Schneesturm aufgespielt hat, mit ihren jungen, schnellen, aus eigenem Nachwuchs gezüchteten Spielern. Werden die Eintrachtler von der Löwen aufgespeist oder aber wird die Münchener Löwengruppe von der Eintracht gebändigt werden?

Seltsam ... Die 60er haben in Frankfurt noch nie ein Punktspiel gewonnen, lediglich 1935 ein Privatspiel beim FSV und 1938 ein Pokalspiel bei der Eintracht jeweils 2:1. Aber in diesem Jahr sind sie fast unbezwinglich, man rühmt ihre Außenläufer, ihre Stürmer Fritz, Thanner und Janda, der als zurückgezogener Verbindungsmann die Fäden in der Hand hat. Seine Aufbauarbeit zu stören, wird für die Frankfurter wichtig sein, wie überhaupt die genaue Deckungsarbeit der Schlüssel für einen ganzen oder halben Erfolg sein muß. Der verletzte Wirsching wird diesmal von Bubi Kraus vertreten, dagegen wird Turek, der wegen einer Knochenhautentzündung bis Mittwoch in Gips lag7 wieder dabei sein. Auch taktisch ist die Eintracht-Mannschaft so vorbereitet, daß man nicht ohne Hoffnung in den wichtigen Kampf geht. ('Frankfurter Rundschau' vom 25.01.1947)

 

 


 

 

Die zahnlosen Löwen

Eintracht — München 60 0:0

Die Sonntagsschlager reißen nicht ab. Das Spiel der Eintracht gegen München 60 zog vielleicht noch mehr als seine Vorgänger, und wenn die Massen der zehn-, zwölftausend sich trotz des eisigen Windes wieder in Bewegung setzten, so beweist das einmal mehr die Volkstümlichkeit des Fußballspiels. Ihr wurde auch dadurch Ausdruck vergehen, daß Frankfurts Oberbürgermeister Walter Ko1b alle Spieler begrüßte und bis Schluß begeistert dablieb.

Es war ein Tag für die Lokalpatrioten, denn wenn auch die Eintracht nicht gewann, so machte es doch genügend Spaß, sie im Kampf mit einem gerühmten Gegner so erfolgreich spielen zu sehen. Alle die kleinen Händel um den Ball atmeten Frankfurter Optimismus und Spiellaune, und selten sah man eine auswärtige Mannschaft so unterlegen. Und wie hatte man sich diesen Gegner vorgestellt! Die Eintracht hatte sogar einen „Schweizer Riegel" geplant ...

Heilig, der als Rechtsaußen eingesetzt war, sollte in erster Linie Außenläufer spielen, so daß Adolf Schmidt in die Läufermitte wechselte. Das hätte also hinter drei Verteidigern eine für Aufbau und Zerstörung wirkende zweite Dreierreihe gegeben, vor dem wiederum ein Viermännersturm amtierte. Etwa eine halbe Stunde der ersten Halbzeit sah man auch dieses System, das sich aber als doch nicht erforderlich erwies. In der folgenden Stunde war Heilig teils im Sturm, teils in der Läuferreihe, Adolf Schmidt je nachdem bald rechter, bald Mittelläufer, und die famose Spielweise gerade dieser beiden sorgte auch dafür, daß die Eintracht ständig drängte.

Man hatte in der ersten Halbzeit selbst nicht glauben wollen, daß die Ueberlegenheit der Eintracht nur der Tagesform entspräche. Gewiß, sie drängte pausenlos, aber hatte sie nicht auch diesen eiskalten Wind im Rücken, gegen den sie nach der Pause selbst anzukämpfen haben würde? Und dann kam, was keiner fassen konnte. Auch nach der Pause gab es nur eine Mannschaft, die Eintracht. Die Münchener sagten, daß das Fehlen ihres verletzten Mittelläufers Bayerer, der durch Janda 1 nur schwach ersetzt war, der Hauptgrund sei. Kann aber das Fehlen eines einzigen Spielers für eine Klassenmannschaft so ausschlaggebend sein?

Und warum gewann die Eintracht nicht? Auch das gehört zu den Eigenarten dieses Spiels, daß der riesenlange Torwart Sembritzki bei einer neunzigminütigen Belagerung trotzdem auf keine übermäßig schwere Probe gestellt wurde. Die eine Kraftprobe meisterte er bravourös. Es war in der letzten Viertelstunde, als Kraus aus zwanzig Meter Entfernung einen Bombenschuß genau nach dem oberen rechten Toreck placierte. Aber man hätte diesem Sembritzki mit Flachschüssen kommen müssen!

Die Verteidigung der Münchener war gut (vor allem Pledl), aber doch wiederum nicht so fehlerfrei, daß man ihr den Punktgewinn zuschreiben könnte. Der Eintracht-Angriff, der im Feldspiel so vieles zuwege brachte, war im Toremachen diesmal schwach. Die überragende Ballarbeit Adam Schmitts, die an diesem Tag wieder voll zur Geltung kam, braucht einen Vollender, und der war an diesem Tag nicht auffindbar. Szakany scheiterte an Pledl, Heilig widmete sich mehr dem Aufbau, Adamkiewicz ließ von seinem Schußkönnen wenig merken, Kraus ist in der Ballaufnahme zu langsam.

Freuen wir uns trotzdem über das gute Spiel der Frankfurter, die ja an Torschützen noch nie gesegnet waren. Freuen wir uns auch, daß es sehr anständig zuging, woran Schiedsrichter Pennig-Mannheim seinen gewichtigen Anteil hatte.      Erich Wick ('Der neue Sport' vom 27.01.1947)

 

 


 

 

Zahme „Löwen"

Zum zweiten Male innerhalb von acht Tagen standen Tausende „am Hang" — diesmal trotz grimmiger Kälte und steifen Nordosts — und warteten auf das Tor, das der Eintracht den verdienten Sieg bringen sollte. Wenn es trotzdem beim Null zu Null blieb, so lag das weniger an den Gästen, deren große Abwehrleistung nicht geschmälert werden soll, als an dem „Sturm", der tückisch und eiskalt über das Feld jagte und den Ball fast unerreichbar vor sich hertrieb oder aber — in der zweiten Halbzeit — den bestgemeinten Torschüssen sich kraftmindernd und richtungändernd entgegenstemmte. Daß aber die Eintracht mit diesen Tücken doch besser fertig wurde als die „Löwen", war wohl die einstimmige — und für die zweite Halbzeit erstaunliche — Feststellung.

War das die 60er-Elf, die noch am letzten Sonntag in München auf Giesings Höhen den spielstarken „Club" 20 Minuten lang an die Wand gespielt hatte? Wo blieb ihr berühmtes Zusammenspiel, die blitzschnellen Kombinationen ihres oft zu Recht gelobten virtuosen Sturmes? Die große Leistung der Eintrachtelf ließ die sieggewohnten Münchener — von kurzen Unterbrechungen abgesehen — niemals richtig zur Entfaltung kommen. Ihr großer Dirigent war gestern Adam Schmitt. Kraus, dessen placierter 25-Meter-Schuß in der zweiten Hälfte die verdiente Entscheidung auch nicht brachte, da der Riese Sembritzki auch diesen Ball aus der äußersten Ecke herausholte, ließ sonst jedoch ständig das Empfinden aufkommen, als wenn die Eintracht gestern mit dem Dränger Wirsching besser "gefahren" wäre. Turek war ein beschäftigungsloser Mann. Was vor Wochen der „Club" im Regen nicht fertigbrachte, war gestern den 1860ern bei Frost und eisigem Wind auch nicht möglich. Im Gegenteil — uns dünkt, daß die „Löwen" gestern einen großen „Dompteur" gefunden hatten.

Der Schiedsrichter Pennig aus Mannheim war dem Spiel ein gerechter Leiter. ('Frankfurter Neue Presse' vom 27.01.1947)

 

 


 

 

Wo blieben die Tore ?

Man hatte sich von München 60 viel versprochen; es war das dreizehnte Spiel hintereinander, in dem die „Löwen" ungeschlagen blieben. Aber die „13" war ihnen eine Glückszahl, sie waren reif für eine gehörige Niederlage. Unser Wunschtraum-Bildchen, die gebändigte Löwengruppe, wäre in Erfüllung gegangen, wenn ein einziger Torschuß zwingende Richtung gehabt hätte. Die Eintracht war mit dem Wind in der ersten, gegen den Wind in der zweiten Halbzeit so überlegen, daß man sprachlos war. Ihre Glanzpunkte: Kolb als schneller Verteidiger, Adolf Schmidt und Heilig als unauffällige, nicht kleinzukriegende Verbinder, Adam Schmitt als überlegt aufbauender Stürmer. Aber die Schüsse kamen überhastet und waren, gegen den riesenlangen Sembritzki, zudem alle noch falsch (hoch statt flach) placiert. Von diesen hohen Bällen war ein einziger von Kraus wirklich gefährlich. Lag es diesmal vielleicht an dem übertrieben häufigen „Wechselt eure Plätze"? Der kräftigste Schußmann war wohl Bubi Kraus, nur hatte sein Spiel die üblichen Mängel zögernder Ballaufnahme und unüberlegten Abspiels. Oder lag es an dem Systemwechsel, daß man vom Schweizer Riegel (Heilig formte anfangs mit Adolf Schmidt und Schädler eine offensiv spielende Läuferreihe) nach einer halben Stunde in das übliche WM-System umschwenkte? So blieb trotz des überraschend guten Feldspiels der Eintracht bei den 10000 Zuschauern ein fader Nachgeschmack. Der Auftakt: Oberbürgermeister Kolb begrüßte beide Mannschaften. ('Frankfurter Rundschau' vom 28.01.1947)

 

 


 

 

Eintracht drängte - nicht die 60er

Frankfurt wartete vergeblich auf den Zauber Münchener Kombinationen

Die Mannschaft, auf die sich Frankfurt seit Wochen freute, München 1860 hat rund heraus gesagt, enttäuscht. Die Münchener hatten ihren Mittelläufer Bayerer durch den alten Janda I ersetzen müssen, was wohl eine beträchtliche Schwächung bedeutete. Trotzdem hätte man weit mehr erwarten müssen.

Die Frankfurter drängten, von wenigen Unterbrechungen abgesehen, während des ganzen Spiels. Sie hatten sich anfangs ein System zurecht gelegt, das auf solider Deckung basiert war. Der als Rechtsaußen eingesetzte Heilig war in die Läuferreihe zurückgezogen worden und bildete mit Adolf Schmidt und Schädler die Verbindungsreihe zum Viermännersturm. Als man nach 25 Minuten erkannt hatte, wie harmlos diesmal der Gästesturm war, widmete Heilig sich wieder mehr seinen Aufgaben als Rechtsaußen.

Die Eintracht hätte gewinnen müssen; darüber gab es wohl auch bei Münchner Begleitern keinen Zweifel. Wenn sie es trotzdem nicht fertig brachte, so lag das nicht einmal an überragenden Abwehrleistungen. Der Mittelläufer Janda I und teilweise auch der Verteidiger Müller machten manche Schnitzer. Der Eintrachtangriff, der im Feldspiel ausgezeichnet wirkte, war aber diesmal überaus unsicher im Schießen. Alle Schüsse kamen hoch, was bei dem Riesen Sembritzki wenig angebracht war. Sie waren auch meistens schwach placiert. Ein einziger Schuß von Krauß, der hoch oben in die rechte Torecke flitzte, erforderte eine meisterliche Parade des Münchners, und man merkte in diesem Augenblick, daß er auch schweren Proben gewachsen wäre.

Das Feldspiel der Eintracht war besser als gedacht. In der ersten Halbzeit schien es noch so, als ob die Unterstützung durch den Wind ihre Aktionen beflügeln würde, aber als sie nach der Pause gegen den Wind zu kämpfen hatten, änderte sich nichts an ihrer Ueberlegenheit. In der Deckung war es vor allem Kolb, der wieder ganz der alte schnelle Verteidiger geworden ist.

Eine wenig auffällige, aber doch fast fehlerfreie Partie lieferte Adolf Schmidt, der meistens den Posten eines offensiven Mittelläufers ausfüllen konnte, weil auf der rechten Seite Heilig den Außenläuferposten mit versah. Im Sturm fehlte der an einem Muskelriß laborierende Wirsching, für den Krauß einsprang. Krauß ist schnell im Laufen, langsam in der Ballaufnahme, wuchtig im Schuß. So wirkte er auf der einen Seite wie ein Fremdkörper, in der Kombinationsmaschine auf der anderen Seite aber doch als gefährlicher Angreifer. Der auffälligste Stürmer war wieder einmal Adam Schmidt, der die Bälle in klassischer Weise aufnahm und weitergab. Ständiger Platzwechsel in der Fünferreihe verwirrte den Gegner, aber sie schienen auch manchmal den eigenen Aufbau zu hemmen.

Bei den Münchnern überzeugte der Verteidiger Pledl, der den Techniker Szakany gut bewachte. Im Sturm fiel anfangs L. Janda auf, dessen gute Technik und Abspiel zu einigen Gelegenheiten führte. Er wurde dann aber auch matter, als die Eintracht völlig das Spiel in die Hand nahm. (aus dem 'Sport' vom 29.01.1947)

 


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