Stuttgarter Kickers - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1946/47 - 16. Spieltag
2:2 (2:1)
Termin: 12.01.1947
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Ripberger (München)
Tore: 0:1 Adam Schmitt (5.), 1:1 Otterbach (19.), 2:1 Frey (26.), 2:2 Eugen Csakany (52.)
Stuttgarter Kickers | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Die Eintracht bei Kickers Stuttgart und ... Nach einem Sonntag der verdienten Ruhe geht die Eintracht den schweren Gang zu den Stuttgarter Kickers. Seit jener sensationellen 2:9-,,Schlappe" des Vorjahres in Degerloch haben die Riederwälder sehr an Spielstärke und Kampfgeist gewonnen, um selbst einer Elf mit klangvollem Namen alter Nationalspieler wie Jahn, Sing und Conen gewachsen zu sein. Ueberraschende Niederlagen auf eigenem Gelände gegen BC Augsburg und in Karlsruhe gegen Phönix beweisen, daß die Kickers unter ihrer Vorjahresform stehen. Die „Adlerträger" lassen Muth abermals pausieren und nehmen Heilig an seine Stelle in den Sturm und Schädler in die Läuferreihe. 'Frankfurter Neue Presse' vom 10.01.1947)
Eintracht in Stuttgart Die Frankfurter Eintracht fährt zu den Stuttgarter Kickers und hat, ebenso wie die Offenbacher etwas gutzumachen. Im vergangenen Jahr erlitt sie nämlich dort mit 2:9 ihre höchste Saisonniederlage, und es sieht auch danach aus, als ob diesmal ein anderes Ergebnis herausspringen würde. Die Eintracht ist besser geworden, die Conen-Elf dagegen hat in letzter Zeit manche bittere Pille schlucken müssen und zählt nicht mehr zur Spitzengruppe der Oberliga. Die Eintracht setzt, wie in Hamburg, Motsch als Verteidiger ein, da Liesem und Kolb noch nicht wiederhergestellt sind. Im übrigen ist die Mannschaft mit Turek; Motsch, Bechtold; Adolf Schmidt, Gärtner, Schädler; Heilig, Wirsching, Adamkiewicz, Adam Schmitt, Czakany gut gerüstet. ('Frankfurter Rundschau' vom 11.01.1947)
Eintrachtpass paßt sich an Stuttgarter Kickers - Eintracht 2:2 Der zähe, dickflüssige Schneebrei auf dem Kickersplatz stellte beide Mannschaften vor eine sehr schwere Aufgabe. Die Eintracht konnte sich schneller und besser in dem Schneemorast zurechtfinden, bei den Kickers dagegen dauerte es ziemlich lange, bis sie den Tücken und Eigenarten dieses Schnee-Planschbeckens gerecht wurden. Das sehr schnelle und kampfbetonte Spiel verlangte an Ballbehandlung, artistischem Können und technischer Vollendung von jedem Spieler höchsten Einsatz und größten Eifer. Trotz der durch den Boden bedingten Ermüdungserscheinungen hielt das vorgelegte Tempo bis zum Schlußpfiff an. Beide Halbzeiten verliefen ziemlich ausgeglichen, sowohl die Blauweißen als auch die Rotschwarzen hatten ihre besten Kräfte im Sturm und in der Läuferreihe. So ergaben sich hüben wie drüben zwingende Torchancen, denen aber größtenteils der krönende Torschütze fehlte. Die Eintracht stellte sich gleich von Anfang an auf den zähflüssigen Schneematsch ein und stieß den Ball, der kraftvoll gespielt werden mußte, energisch vor und war fast jedesmal um die bewußte Zehntelsekunde schneller als die Stuttgarter. Durch steile Vorlagen und gut durchdachtes Spiel auf freiem Raum stellte sie die mit 5 Mann Ersatz angetretene Verlegenheits-Elf der Gastgeber immer wieder vor eine sehr schwierige Aufgabe. Nur die beiden, international bewährten Hinterleute, der manche brillierende Glanzleistung bietende Jahn und der gewaltige, schlagsichere Verteidiger Sing, wurden ihrer Aufgabe ohne Tadel gerecht. Besonders gespannt war das zu vielen Tausenden erschienene Stuttgarter Publikum auf das Auftreten des blonden Innentrios der Gäste. Adam Schmitt, ruhig und sicher, souverän seine Gegenspieler beherrschend, übertraf bei weitem alle Gastspieler und stellte den so gefürchteten Torschützen Adamkiewicz wie auch Wirsching weit in den Schatten. Er war es auch, der im Anschluß an die erste Ecke schon nach 5 Minuten die Frankfurter in Führung brachte. Der spritzige, spurtschnelle und schußgewaltige Czakany eroberte sich besondere Sympathien und übertraf Rechtsaußen Heilig. Schädler und Adolf Schmidt leisteten solide Verbinderarbeit, und Gärtner wurde als Stopper von Bechtold und dem energischen Kolb wirksam unterstützt. Turek im Tor stand seinem Gegenüber, Jahn, in nichts nach. Die 1:0-Führung wurde nach blitzschnellen Szenenwechseln im Anschluß an eine Mustervorlage Siegfried Kronenbitters durch einen scharfen Schrägschuß von Otterbach ausgeglichen. 10 Minuten später hatte der durch seinen Spurt bekannte Frey den herausgelaufenen Turek umspielt und brauchte den Ball nur noch ins leere Tor zu schieben. Beide Mannschaften hatten es in der Hand, durch gut herausgestellte Chancen das Halbzeitergebnis noch zu erhöhen. Schon 7 Minuten nach Wiederanpfiff stellte Czakany, fein durchgelaufen, auf Musterpaß von Heilig das Endresultat her. Adam Schmidt verlagerte seinen Aktionsradius kaum merklich nach rückwärts und organisierte eine mehr und mehr erstarkende Abwehrmauer. Den Kickers muß es bescheinigt werden, daß sie gegen die mit stärkster Besetzung antretende Eintracht sich gut aus der Affäre gezogen haben, und auch Frankfurts Rothemden dürfen mit dem gerechten Unentschieden zufrieden sein. ('Der neue Sport' vom 13.01.1947)
Punkteteilung in Stuttgart Etwa 6000 Zuschauer waren in Stuttgart zu dem Spiel der Frankfurter Eintracht gegen die dortigen Kickers erschienen. Ein grundloser Boden stellte an beide Mannschaften ungewöhnlich große Anforderungen. Um so erstaunlicher, daß dennoch in der ersten Halbzeit ein schönes Spiel zustande kam, wobei sich beide Mannschaften einer vorbildlich fairen Spielweise befleißigten. Trotzdem die Stuttgarter gegen die zeitweise unsicher wirkende Eintrachtdeckung gleich nach Spielbeginn etwas überlegen spielten, kam Eintracht schon in der 5. Minute durch einen Kopfball von Adam Schmidt im Anschluß an eine Ecke von Szakany überraschend zum ersten Erfolg. Aber schon in der 13 Minute glich Otterbach durch Bombenschuß für die Platzherren aus. Nach einem Fehler Kolbs brachte Fey die Kickers 2:1 in Führung. In der zweiten Spielhälfte machten sich die Bodenverhältnisse noch stärker bemerkbar. An eine Ballführung war nicht mehr zu denken. In dieser Zeit kam den Frankfurtern ihr ausgezeichnetes technisches Können zugute. Etwa in der 20. Minute erzwang Szakany durch Verwandlung einer Flanke von Heilig den verdienten Ausgleich. 'Frankfurter Neue Presse' vom 13.01.1947)
Eintracht-Kombinationen wetterfest Die Sonne, die am Sonntagmittag auf die Sportplätze herunterlachte, lachte die Spielerschar nicht an, sondern aus. Wie konnte man nur! Ganze Seen hatten sich mit schmutzigem Eiswasser gebildet und mit wahrer Kühnheit tauchten die Torwächter im Schießer unter. Und doch wurden sechs Spiele ausgetragen; auch die Eintracht war bei den Stuttgarter Kickers am Wirken, ihre Kombinationen erwiesen sich, obwohl es nur zu einem Unentschieden langte, wetter- und bodenfest. Der Club gewann, aber München 60 verschenkte einen Punkt. Aschaffenburg spießte an der Schönbuschallee wieder einen Gegner auf: Phönix Karlsruhe, ist aber immer noch Letzter der Parade. Die böse „13" Schnell und farbig, voll ständig wechselnder Situationen war das Stuttgarter Spiel, obwohl auch der Platz am Degerloch sich mehr und mehr in eine Wasserwüste verwandelte. Stuttgart hatte umgebaut: Otterbach als Mittelstürmer, Oswald 1 als Stopper. Steile Angriffe zerrissen mehrfach die anfangs unsichere Eintracht-Deckung, denn Kolb und der erkrankt angetretene Bechtold fanden sich lange nicht. Gärtner wurde der überlegene Mann und an seiner Ruhe richteten sich auch die Verteidiger wieder auf. Adolf Schmidt und Wirsching spannen die Fäden im Vorderfeld, Szakany war kaum zu bremsen. Seine erste Ecke hatte Adam Schmitt schon nach wenigen Minuten eingeköpft. Aber die Stuttgarter blieben nichts schuldig. In der berühmten 13. Minute fiel durch Otterbach, der einen Saftschuß unter Tureks Dach flitzen ließ, der Ausgleich, und wieder 13 Minuten später war Frey so "frei" einen Fehler Kolbs zu nützen und am herauslaufenden Hüter vorbei zum 2:1 einzuschießen. Zwei Flachschüsse Szakanys meisterte Jahn in der Bodenlage. Nach dem Wechsel war der Platz noch schlechter geworden. Die Frankfurter drängten. Jahn und Sing waren vielfach die letzten Retter. Aber nach sieben Minuten fiel doch der Ausgleich: Szakany war einer Heilig-Flanke entgegengestartet, umspielte den Verteidiger, täuschte Jahn und schoß ein. Einmal war Heilig am Zug, dann Wirsching, bei den Kickers immer nur Frey. Es blieb beim 2:2. Die Abseitsentscheidung bei einem Szakany-Treffer war zweifelhaft. ('Frankfurter Rundschau' vom 14.01.1947)
Sing überragte alle Mit einem gerechten Unentschieden endete dieses Spiel auf dem mit matschigem Schnee und Wasserpfützen bedeckten Kickersplatz, den über 6000 Zuschauer umsäumten trotz der beschwerlichen Anmarschwege und trotz der vier hintereiander folgenden Kickers-Niederlagen. Die Degerlocher stecken gegenwärtig nicht nur in einer Form-, sondern bedauerlicherweise auch in einer Mannschaftskrise, die sich diesmal in der Aufstellung einer ausgesprochenen Verlegenheitsbesetzung äußerte. Wir haben von den in Stuttgart wegen ihres gepflegten Spiels immer gern gesehenen Frankfurtern allerhand erwartet und waren auf das Wirken des bekannten Stoppers Gärtner und des Torjägers Adamkiewicz besonders gespannt. Die vielleicht zu hoch gestellten Förderungen wurden jedoch nur zum Teil erfüllt, wenn auch die technisch hohe Begabung jedes einzelnen der Gästespieler klar in die Augen stach und die Mannschaft als solche sich den Tücken der Bodenverhältnisse besser anzupassen wußte als die Platzbesitzer, bei denen diesmal Sing der überragende Mann war, der immer wieder in verzwickten Situationen zu klären verstand und als einziger den eigenen Angriff mit hohen Vorlagen versah, die bei diesem Boden allein angebracht und ebenso zeit- wie kräftesparend waren. Der Sturm, von der behelfsmäßigen Läuferreihe erwartungsgemäß nur selten in gewohnter Weise unterstützt, litt auf dem linken Flügel unter dem völligen Ausfall Warzechas, und da auch Conen auf dem anderen strategischen Punkt sich meist vergeblich bemühte, Ordnung und Sinn in die Aktionen zu bringen, waren Frey, Otterbacn und Siegfried Kronenbitter als vorgeschobene Durchreißer auf wenige vernünftige Vorlagen und auf Fehlschläge der gegnerischen Abwehr angewiesen. Schon in der fünften Minute erzielte der Eintracht-Halbrechte im Anschluß an die von Hans Oßwald verschuldete erste Ecke unmittelbar das Führungstor, das eine Viertelstunde später durch, scharfen prächtigen Schuß Otterbachs auf weite Vorlage seines Rechtsaußen egalisiert wurde. Ein typischer Alleingang Freys, nach schöner Vorlage des Mittelstürmers brachte den Kickers die Führung, die erst nach dem Wechsel von Szakanys herrlicher Einzelleistung ausgeglichen werden konnte. Der Schiedsrichter, der die Vorteilregel bei diesen
Bodenverhältnissen nicht in Anwendung bringen zu können glaubte
und dadurch den Platzbesitzer in einigen Fällen benachteiligte, zog
sich in der Schluß-Viertelstunde wiederholt den Unwillen des Publikums
zu. (aus dem 'Sport' vom 15.01.1947)
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