Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Oberliga Süd 1946/47 - 10. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: 01.12.1946
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Schmelzer (Mannheim)
Tore: 0:1 Morlock (10.), 1:1 Edmund Adamkiewicz (55.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Lindner
  • Billmann
  • Knoll
  • Uebelein I
  • Kennemann
  • Gebhardt
  • Spieß
  • Uebelein II
  • Pöschl
  • Morlock
  • Herbolsheimer

 

Trainer

Trainer

  • Dr. Michalke

 

Der Club in Frankfurt

Wo Fußballanhänger sich zusammenfinden und von großen Spielen und Kämpfen die Rede ist, wird immer wieder der Name des 1. FC Nürnberg genannt werden. Was Schalke für den Westen, der HSV für den Norden und der DSC für Mitteldeutschland bedeutete, das war und ist heute noch der „Club" für den Süden: Träger einer Spielkultur, wie sie nur von ganz wenigen Mannschaften gezeigt wird und von Generation zu Generation auch leistungsmäßig ihren sichtbaren Ausdruck findet.

Am Sonntag wird der Club im Frankfurter Stadion gegen die Mannschaft der Eintracht antreten. Um den internationalen Billmann hat sich eine junge Elf gebildet, die in neun Spielen bisher achtmal siegreich blieb und mit drei Punkten Vorsprung die Tabelle anführt. Folgende Spieler werden den traditionellen roten Dreß des Club tragen: Lindner; Billmann, Knoll; Uebelein I, Kennemann, Gebhardt; Spieß, Uebelein II, Pöschl, Morlock, Herbolzheimer.

Ob es den Frankfurtern allerdings gelingen wird, die Erfolgserie der Gäste zu unterbrechen, muß sich am Sonntag auf dem Spielfeld erweisen. Eintracht hat vor acht Tagen in Mannheim eine Partie geliefert, die mit ihrem tatsächlichen Können schlecht in Einklang zu bringen ist. Die große Anhängerschaft der Eintracht erhofft von ihrer Mannschaft ein großes Spiel gegen einen großen Gegner. Die voraussichtliche Aufstellung der Eintracht lautet: Fischer; Kolb, Liesem; Adolf Schmidt, Gärtner, Schädler; Heilig, Wirsching, Kraus, Adam Schmitt, Czakany. ('Frankfurter Neue Presse' vom 29.11.1946)

 


 

 

Kampfgeist erzwingt ein Unentschieden

Der Club „zieht" trotz Regen 25.000 Sportbegeisterte in das Frankfurter Stadion

In Hochzeitskutschen und auf Rollfuhrwerken, auf seltsamen klapprigen Gefährten jeglicher Art — und Unzählige zu Fuß im klatschenden Regen: so trippelte und kariolte Frankfurt zum „großen Spiel". Der Club aus Nürnberg: das ist der alte Zauber! Kalb ist tot, und Trägs Schüsse sind nur noch eine Legende, weder Sutor noch Kugler haben ebenbürtige Nachfolger gefunden, und doch ist der Club eine große Elf, Deutschlands ganz gewiß bedeutendste Mannschaft. 25.000 Menschen und etliche tausend Regenschirme waren versammelt, als das Spiel begann. Was sahen die 25.000 Leute in der ersten, regenbegossenen halben Stunde? Eine einzige Herrlichkeit in Rot. (Muß man hinzufügen, daß Rot die Farbe der Nürnberger Trikots ist?) Wie diese Nürnberger in dem Morast der Spielfeldmitte den Ball trieben, wie sie auf engstem und pfützenreichem Raum das schwere Leder einander zutrieben, wie allemal drei Nürnberger dastanden, wo' ein Eintrachtler verwirrt und abgehetzt dem Ball nachlief — das war bezwingend, das war eine Lektion.

Aber als es aufhörte zu regnen und als eine wasserhelle Sonne über den dunklen Wipfeln des Stadtwaldes augenblendend niederging, da wachte die Eintracht auf. Sie trieb Angriffe vor, sie wurde gefährlich. Ganz gewiß: sie hat nie den großen Eindruck wie Nürnberg gemacht, sie hatte bedeutende Schwächen im Zusammenspiel, aber sie hielt den Laden immer beruhigender sauber, sie verdiente sich durch eine Art erschöpfender Selbstaufopferung das Unentschieden, das dem Spiel nicht ganz entsprach. Ein Fanatiker könnte sogar sagen, sie sei benachteiligt worden, als der Schiedsrichter ein „Hände" nicht gab, das einen Elfmeter wert gewesen wäre, wenn es ein absichtliches Hände gewesen wäre; aber kein Lokalpatriotismus kann uns dazu bewegen, die Tatsache, daß der Ball gegen Billmanns Hand sprang, in ein absichtliches Vergehen umzudeuten. (Allerdings kennen wir eine Anzahl Schiedsrichter, die Hände gegeben hätten.)

Adamkiewicz war eine anständige Verstärkung der Eintracht, und es scheint, daß der Torwart Turek eine Beruhigung der Hintermannschaft bedeutet. (Immerhin ist Frankfurt in Torhütern verwöhnt. Wir hatten Kreß und Remmert.) Das Spiel der Eintracht war selten Zusammenspiel, es zerflatterte in Einzelaktionen. Nürnberg aber war, was Fußball sein soll: "teamwork", echtes Zusammenspiel. Kaum Stars, wenn man nicht Morlock, Uebelein, den Stürmer, und Kennemann nennen will.

* * *

Die neunzig Minuten:

Es begann recht verheißungsvoll! Beim ersten Frankfurter Angriff schmetterte Adamkiewicz, der neue Mann, einen Flachschuß gegen das Gästetor. Lindner wehrte ihn aus der äußersten Ecke ab, aber schon wieder hatte die Eintracht eine Chance und auch diesmal war der Nürnberger Hüter der Retter. Dann aber fand sich der Club und es war erstaunlich, wie die Männer im roten Trikot den Ball in kurzen Pässen durch die Reihen laufen ließen und immer wieder ein Spieler frei stand, der den Ball sofort aufnahm und an den nächsten Spieler verlängerte. Die Eintracht-Hintermannschaft brauchte einige Zeit, ehe sie sich auf das verwirrende Stürmerspiel eingestellt hatte. Ihre Verteidigung hatte eine Riesenarbeit zu leisten, während die Außenläufer zeitweise bedenklich schwammen und so die Initiative im Mittelfeld bei denen in jeder Beziehung ausgezeichneten Clubleuten lag. In dieser Zeit fiel auch der Führungstreffer, den Morlock mit einem glasharten Schuß ins Eintrachttor setzte. Und das blieb auch weiterhin das Erstaunliche: Die Männer aus der Noris spielten und schossen zugleich — so gut es unter diesen Umständen ging. Sie bedienten vor allem die Außen, die es auf den trockeneren Grasflächen leichter hatten, während die Eintracht in dieser Spielphase im Schlamm watete. Eben hatte Pöschl erst Gärtner stehenlassen und knapp verfehlt, da schoß Morlock wieder auf das Tor! Doch Turek stand richtig. Erst gegen Schluß der Hälfte hatte Eintracht wieder eine Chance, aber der Schuß strich über die Torlatte, und mit einem viel diskutierten Handspiel von Billmann endete die erste Hälfte.

Nach der Pause schien eine neue Eintracht auf dem Felde zu sein. Plötzlich steckte Schwung hinter den Antritten der Adlerträger! Heilig hatte die große Gelegenheit, aber der Ball landete in den Hüterarmen. Der Ausgleich ließ nicht auf sich warten; Liesem hatte einen Strafstoß in den Torraum gehoben und hier war der Kopf von Adamkiewicz schneller als Lindners Fäuste. Minuten schien es, als ob es die Frankfurter schaffen sollten. Heilig war wieder am Schuß. Der Kampf wurde härter, und mancher schwere Spieler wurde ein Opfer des Bodens. Mit letzter Aufopferung und Einsatz wurde hüben wie drüben der Ball über den Schlamm geschoben und "geschaufelt". Noch einmal mußte sich Turek nach einem Pöschl-Ball strecken und der Nachschuß von Spieß ging glücklich darüber. Nürnberg versuchte noch zum Zug zu kommen, aber die hinteren Reihen der Eintracht hielten stand. Mit der letzten Ecke, von Muth hinter das Tor gehoben, sank die letzte Chance dahin. So endete das „große Spiel" 1:1 und die 25.000 waren mit dem Ergebnis zufrieden. ('Frankfurter Neue Presse' vom 02.12.1946)

 


 

 

30000 bei Eintracht-Club

Unbarmherzig prasselte der Regen, und die schweren, schwarzen Wolken hingen steif über dem Stadion. Der Ball klebte im Schlamm, Spieler sahen aus wie Mohren. Und doch — 30.000 Menschen, Begeisterung und ein Spiel voller Höhepunkte. Die Aufregung war ungeheuer. Denn das Spiel war hart und ging ums Ganze. Kraftvoll stürmten die Nürnberger über das Feld, eine eingespielte Mannschaft, in der alle Teile ineinandergriffen. Wunderbar, wie trotz der Tücken des Spielfeldes oft der Ball von der Hintermannschaft über die großartigen Außenläufer in den Sturm wanderte. Aber auch die Eintracht hatte ihren glänzenden Tag. Die am Wochenende bekanntgegebene Verstärkung durch Turek und Adamkiewiez war von entscheidender Bedeutung. Die Ruhe, die Torwart Turek mit einen phantastisch sicheren Paraden ausstrahlte, ging auf die ganze Mannschaft über, und auch Adamkiewicz ist der Mann, den der Eintracht-Angriff wird brauchen können.

So kam es, daß die Eintracht eigentlich die ruhigere, selbstbewußtere Mannschaft war, denn die Nürnberger sind bei allem Können unnötig nervös; vor allem, wenn es ans Reklamieren ging, waren sie bei der Hand. Das ist ein Schatten, der auf diese Mannschaft fiel. Wie ruhig nahm dagegen die Eintracht die beiden Entscheidungen auf, die freilich ihren Anhang in eine recht unerfreuliche "Rage" versetzten. So möchte man den Frankfurter Fußballfreunden ins Stammbuch schreiben, sie sollten sich an ihrer Mannschaft ein Beispiel nehmen. Denn einem Schiedsrichter wie Schmetzer-Mannheim kann man die Leitung eines Spiels schon anvertrauen, es gibt bei jedem Spiel Zwischenfälle, über die die Meinungen auseinandergehen!

Die erste Halbzeit begann verheißungsvoll für die Eintracht, denn gleich hatte Adam Schmitt einen fabelhaften Flachschuß aufs Toreck gesetzt, auf den der Torwart Linder kaum gefaßt war. Trotzdem erwischte er den Ball noch, aber dann spielte der Club auf, Turek lief einmal fast bis zur Mittellinie, um dem durchgebrannten Rechtsaußen Spieß zu begegnen, und Gärtner kam nicht auf Touren. Da gab es in der zehnten Minute ein Gedränge im Eintracht-Strafraum, Liesems befreiender Schlag landete unglücklich am Rücken des Schiedsrichters, und noch ein Hin und Her und dann schoß Morlock hart placiert ins rechte obere Toreck ein. Und auch dann noch blieben die Nürnberger die gefährlicheren Angreifer. Und dann die zwei Entscheidungen, über die sich Frankfurt aufregte: ein Ball, der die Auslinie nicht überschritten hatte und dann zu einer der gefährlichsten Situationen wurde — abgetrillert. Ein klares Hände von Billmann im Strafraum, das der Schiedsrichter vielleicht als angeschossen wertete.

In der zweiten Halbzeit wuchs die Eintracht in eine immer bessere Form. Vor allem Gärtner war wieder der große Mittelläufer, Muth machte seine verzwickten Rechtsaußen-Kurse, Liesem und Bechthold verteidigten mit Glanz. Ein paarmal kam Heilig allein durch, aber seine Schüsse waren mäßig. Dann, und es war wieder die zehnte Minute, trat Liesem einen Strafstoß wunderbar vors Tor, Adamkiewicz ließ ihn über den Scheitel ins Tor wischen. Das l:l war da. Noch waren 35 Minuten zu spielen, die Spannung und Aufregung war groß, und man sah hüben und drüben manche große Szene, aber irgendwie blieben doch die Abwehrreihen auf Draht. An Kennemann scheiterte Adamkiewicz, Heilig kam gegen Billmann nicht auf, und auch die Außenstürmer der Nürnberger bissen auf Granit, wobei man die Leistung des zwanzigjährigen Bechthold besonders anerkennen muß, der den verletzten Kolb nicht vermissen ließ.      Erich Wick (aus 'Der neue Sport' vom 02.12.1946)

 

 


 

An Turreks Pracht-Paraden gescheitert

35 000 von Nürnbergs Feldspiel und Eintrachts rheinischer Torwart-Verstärkung begeistert

Wolkenverhangen und in triefender Nässe lag das Stadion am Tag des großen Spiels. Die Grasnarbe, die mit ihrem satten Grün früher einmal berühmt war, hat erheblich gelitten, und der Ball klebte oft im Schlamm. Die Spieler stiegen unkenntlich aus den Moorbädern heraus. Und doch - 35 000 Menschen in einer Begeisterung wie beim Länderspiel. Es war ein Kampf voller dramatischer Szenen.

Das Spiel war hart und als ginge es ums Ganze. Mit kraftvoller Energie stürmten die Nürnberger über das Feld, eine harmonische Mannschaft, in der alle Mannschaftsteile ineinandergriffen. Oft wanderte der Ball von der Hintermannschaft über die großartigen Außenläufer in den Sturm als flöge er über einen Rasenteppich.

Aber auch die Eintracht hatte ihren großen Tag. Am Wochenende verursachte es Sensation, als man die Verstärkung durch den westdeutschen Auswahlspieler Turrek (Duisburg) und Adamkiewicz (Hamburg) erfuhr: Adamkiewicz, früher schon einmal bei der Eintracht, war nach seiner HSV-Vereinssperre vom Hamburger Verband schließlich für andere Vereine freigegeben worden. (Was Eintracht betr. die Süddeutsche Oberliga veranlaßte, sich, über die zweijährige Sperre des HSV hinwegzusetzen und diesen Spieler, der vor zwei Wochen seine HSV-Mannschaft mitten im Spiel im Stich ließ, trotz dieser ungewöhnlichen Disziplinlosigkeit aufstellte, ist nicht bekannt. — Anm. d. Red.)

Die Ruhe, die Torwart Turrek mit seinen großartigen Paraden ausstrahlte, ergriff die ganze Mannschaft. Adamkiewicz zeigte sich als der Mittelstürmer, der bei der Eintracht bald eine große Rolle spielen wird. Eigentlich war die Eintracht die Mannschaft mit größerer Ruhe und Selbstvertrauen, obwohl es hätte umgekehrt sein müssen.

Die Nürnberger können viel, aber sie wirken oft nervös, besonders wenn ihnen die Entscheidungen nicht passen. Sie reklamierten oft und schadeten sich damit wahrscheinlich mehr, als sie bei einem Schiedsrichter von der hohen Autorität Schmelzers gewinnen konnten. Wie ruhig nahm dagegen Eintracht die beiden zweifelhaften Entscheidungen auf, die freilich ihren Anhang in eine recht unerfreuliche Wut versetzten. Man möchte den Freunden der Eintracht den Rat geben, sich an der Ruhe ihrer Mannschaft ein Beispiel zu nehmen. Auch sie können damit einen guten Schiedsrichter nicht beeinflussen.

Im Vorspiel gewann die alte Germania 94 gegen eine britische Mannschaft 5:1.

Kaum war der Anstoß vollzogen, da hatte schon Adam Schmitt aus dem Hinterhalt einen wundervollen Flachschuß auf das rechte Nürnberger Toreck losgelassen, und man staunte, wie Torwart Lindner spät, aber noch rechtzeitig reagierte. Aber dann kam der Club glänzend ins Spiel, und man sah oft schwarz für die Eintracht. Turrek lief einmal beängstigend weit aus dem Tor, um dem durchgebrochenen Spieß den Ball abzunehmen, was gerade noch gelang. Mittelläufer Gärtner wollte, nicht auf Touren kommen. Da gab es in der zehnten Minute ein Gedränge vor dem Eintracht-Strafraum. Liesem traf mit dem Ball den Schiedsrichter auf den Rücken, und nach einem verwirrenden Hin und Her schoß Morlock hart placiert ins rechte obere Toreck. Dieser Treffer war selbst für Turrek unhaltbar.

Auch dennoch blieben die Nürnberger die gefährlicheren Angreifer. Zum Schluß gab es zwei Entscheidungen, über die sich die Frankfurter aufregten: ein Ball hatte die Auslinie nicht überschritten und war dann zu einer der gefährlichen Situationen geworden, allein der Schiedsrichter gab dann doch noch Einwurf. Der zweite Zwischenfall: Ein klares „Hände" von Billmann im Strafraum wertete der Schiedsrichter offenbar als „angeschossen". Auf jeden Fall war es trotz aller Versicherungen Billmanns ein Handspiel.

Nach der Pause wurde die Eintracht ein immer größerer Gegner für Nürnberg und verdiente sich das Unentschieden Vor allem Gärtner war nun wieder der große Mittelläufer. Muth machte seine eigenartigen ................... Liesem und Bechtold verteidigten mit Glanz. Ein paarmal kam Heilig allein durch, aber seine Schüsse waren mäßig. Es war wieder die zehnte Minute, als ein Tor und damit der 1:1-Ausgleich fiel. Liesem trat einen Freistoß gut bedacht vors Tor, Adamkiewicz ließ ihn über den Scheitel ins Tor wischen, ehe Lindner zum Eingreifen kam. Noch waren 35 Minuten zu spielen Spannung und Aufregung groß, und man sah im Frankfurter und Nürnberger Strafraum manche mitreißende Szene. Aber weil jeder wußte, daß ein zweites Tor die Entscheidung sein würde, blies spannend. An Kennemann scheiterte Adamkiewicz, Heilig kam gegen Billmann nicht auf, und auch die Flügel der Nürnberger ließen ihre Tricks umsonst spielen. Vielleicht sollte man die Leistung des 20jährigen Bechtold besonders anerkennen, der für den in Mannheim verletzten Kolb eingesprungen war und eine vorbildliche Leistung zeigte. (aus dem 'Sport' vom 04.12.1946)

 


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