Eintracht Frankfurt - TSV 1860 München

Oberliga Süd 1945/46 - 22. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: 19.04.1946
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Willy Jauch (Stuttgart)
Tore: 0:1 Bachl (6.), 1:1 Erwin Schädler (39.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt TSV 1860 München

 


  • Karl Schmidtner
  • Karl Köhle
  • Franz Schmeißer
  • Karl Janda
  • Ludwig Goldbrunner
  • Franz Hammerl
  • Oliv
  • Franz Bachl
  • Otto Glas
  • Ludwig Janda
  • Engelbert Schmidhuber

 

Trainer Trainer
  • Ludwig Goldbrunner

 

1860 München holte bei der Frankfurter Eintracht ein 1:1 Unentschieden heraus. Bachl brachte die Münchner in der 20. Minute in Führung, doch glich in der 38. Minute der frühere Ulmer Schädler aus. Obwohl die "Löwen" nach Seitenwechsel mehr vom Spiel hatten - Goldbrunner stach als Mittelläufer besonders hervor - kamen sie gegen die starke Frankfurter Abwehr zu keinen weiteren Erfolgen. (aus 'Süddeutsche Zeitung' vom 24.04.1946)

 

 


 

 

Zwei verschiedene Halbzeiten

Es war, vor allem in der ersten Halbzei, ein Genuß hinzuschauen. Man sah streckenweise das alte, gediegene Eintrachtspiel, bei dem der Ball federleicht und selbstverständlich von Fuß zu Fuß flog oder vom Fuß des Gegners weggespitzelt wurde, wie es Hugo Mantel so meisterlich verstand. Es waren aber doch auch schon in der ersten Halbzeit die Schwächen sichtbar, die mit dem Eintracht-Spiel verknüpft sind, dieses Nichtschießenkönnen, dieses Immer-wieder-abgeben. So freute man sich über die "Küken", Liesem und Bechtold, die mit Kolb alle Angriffe der Münchner von sich abschüttelten. Aber man war doch auch ungeduldig: in der 6. Minute war der kleine Bacham, abseits stehend, durchgebrannt und hatte über den herausgelaufenen Ricker eingeschossen. Wann sollte der Ausgleich kommen? Sieben Minuten vor Halbzeit war er da! Tormann Schmittner hatte ein bißchen schuld, als er einen Ball unnötig zur Ecke boxte, denn diese Ecke kam von Heilig nicht ganz vors Tor, wo gerade Schädler stand, und der lenkte ihn weiter in den äußersten Winkel. Jetzt sollte die Wendung sein. Adam Schmitt, der an diesem Tage so blaß wirkte, der gegen Goldbrunner nicht den zurückgezogenen, aufbauenden Stürmer zuwege brachte wie gegen den Sportverein, Adam hatte nun den Ball, drehte sich wie ein Dopsch, schoß stahlhart, und der Tormann fiel mit dem gerade gefangenen Ball auf die Linie. Die zweite Halbzeit setzte die erste fort. Eintracht drängte, Schädler war frei am Ball. Heilig war frei, nahm aber den Außen- statt den Innenrist. Und auf einmal, wie kam es nur, drängte wieder München 60. Diese Mannschaft, die viel wuchtiger und zäher wirkt, hatte die größere Puste. Der Frankfurter Deckung wurde eingeheizt. Selbst ein Kolb kam ins Wanken. So gingen die Minuten um, und es war schließlich das Richtige, daß beide Mannschaften einen Punkt bekamen. (aus der 'Frankfurter Rundschau' vom 23.04.1946)

 

 


 

 

Die Eintracht kann zufrieden sein

Ein glückliches 1:1 gegen 1860 München

RK FRANKFURT 22. April. — Das Spiel ging seinem Endo zu. "Ich bin froh, wenn abgepfiffen wird", sagte ein Mann hinter uns und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Auf dem Feld sah es aus, als ob das in der ersten Hälfte so stolze Schiff der Eintrachtmannschaft, ein müdgeschlagenes Wrak, in blauweißen Angriffsstrudeln untergehen würde, aber als der Stuttgarter Jauch abtrillerte, war es doch bei dem 1:1 geblieben. Wir halten das Ergebnis für gerecht, trotz der phantastischen Serie von bajuwarischen Angriffen in der letzten halben Stunde. Im Fußball kommt es immer darauf an, daß Tore geschossen werden, wer bei zermürbender Ueberlegenheit keine Treffer anbringt, hat keine verdient. Außerdem hatte sich die Eintracht in der ersten Halbzeit den einen Punkt wacker erkämpft. Bedenklich stimmt nur, daß sie genau wie am Vorsonntag am Bornheimer Hang nach der Pause Luft und Lust verliert, vor allem im Sturm.

Der Mann mit dem Megaphon rief den 6000 Leuten zu, die sich stattlich ausnahmen. In der 8. Minute ging 60 in Führung, der stämmige Halbrechte Bachel bekam in Abseitsstellung den Ball und hob ihn über den verwirrt herauslaufenden Ricker weg ins Netz. Eintracht wurde überlegen, München wirkte steif, langsam. Hinter den Frankfurter Angriffen war Schmiß. Adam Schmidt trieb das Stürmerspiel an, in jener merkwürdigen Mischung aus Einfallblitzen und Fehlern, die man immer wieder bei ihm findet, und die nicht besser geworden ist, seit er das Malheur mit seinem Arm hatte.

Schädler erzielt Ausgleich

Die "Löwen" hatten einige gute Minuten, doch blieb es ein rasch zusammensinkendes Strohfeuer. Es gab eine Reihe von Eintrachtecken. Goldbrunner begann, sich Adam Schmidts gehörig anzunehmen, mitunter wurde das Spiel härter, artete aber nicht aus. Sechs Minuten vor Halbzeit köpfte Schädler eine Heilig-Ecke exakt ins lange Eck, das war verdienter Ausgleich, durch strammen Adam-Schmidt-Schuß in Schmittners Hände unterstrichen.

In der zweiten Hälfte spielten die Gäste kurze Zeit mit zehn Mann, da Bachel einen Gegner so wild angesprungen hatte, daß ihm selber dabei die Puste ausging. Die Eintracht hat noch feine Chancen, aber Schmittner in der Münchner Hütte hält routiniert und hat das Glück der Meister: am leeren Tor feuert Heilig knapp vorbei. Das Spiel wird zappelig, nervös, dann entgleitet es der Eintracht völlig und wird von den 60ern souverän beherrscht. Janda schießt, Glas köpft, Bachel wühlt, der Gast schießt aus allen Entfernungen, Winkeln und aus famos-flachen Kombinationen heraus, aber die Eintrachtabwehr wirft sich zwischen alles ... Aus der brennenden Gefährlichkeit dieser Angriffe löst sich die Eintracht erst in den letzten Minuten zu stärkerem Widerstand.

Die Eintracht hatte zwei Gesichter. Was nach der Pause kam, war eine andere Elf. Der Favorit Ricker war recht nett, Kolb schwächer als sonst, die Liesem-Bechthold- Adolf Schmitt tüchtig. Schädler überragte im Sturm in der Gesamtleistung seine Mitspieler.

Die Gäste hatten in Schmidthuber einen unmöglichen Linksaußen, der Innensturm Bachel-Glas-Janda kombinierte mit Schliff, schoß aber mäßig. Der alte Kampfhahn Goldbrunner rannte und rackerte (mit der halben Kraft von einst, sie genügte, um Adam Schmidt schließlich lahmzulegen).

Der Schiedsrichter machte das Abseitstor durch einen übersehenen Elfer wett. (aus 'Frankfurter Neue Presse' vom 22.04.1946)

 

 


 

 

 

 

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