Eintracht Frankfurt - FC Schalke
04 |
Freundschaftsspiel 1941/42
1:1 (1:1)
Termin: 26.07.1941
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Eppenhoff (20.), 1:1 Heinrich Wiegand (41.)
Eintracht Frankfurt | FC Schalke 04 |
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Trainer | Trainer |
Schöner Eintracht-Erfolg Eintracht Frankfurt — FC. Schalke 04 1:1 (1:1) Der fünffache Deutsche Fußballmeister Schalke 04 gab am Samstag in Frankfurt ein Gastspiel bei der Eintracht auf dem Riederwald-Sportplatz. Die Westfalen ohne Szepan und Hinz spielend, konnten rein spielerisch zwar alle Erwartungen erfüllen, aber der Sturm kam gegen die vorzügliche Deckung der Frankfurter nicht recht zur Geltung und so mußten sich die Gäste mit einem Unentschieden begnügen. Die Frankfurter Eintracht, die wieder mit ihren alten Kämpen Stubb und Trumpler antrat, übertraf sich in diesem Kampf zur Freude der 6000 Zuschauer selbst und kam verdient zu diesem schönen Teilerfolg. Gegen Schluß, als Schalkes Torhüter Klodt zweimal den Ball nicht festhalten konnte, lag sogar ein Eintracht-Sieg im Bereich der Möglichkeit. Die Besten beim Gastgeber waren die Verteidiger Moog und Stubb, Mittelläufer Lehmann sowie die Außenstürmer Röll und Wiegand. Schalke war, von einigen Unsicherheiten Klodts abgesehen, auch in der Deckung sehr stark, während im Sturm Eppenhoff am besten gefiel. Die Halbstürmer Kuzzorra und Kalwitzki kamen nicht in dem erwarteten Maße zum Einsatz. Beide Tore fielen schon in der ersten Hälfte. Zuerst schoß Eppenhoff auf Vorlage von Kuzzora ein, dann überwand Frankfurts Linksaußen Wiegand nach einem weiten Schlag Stubbs den herauslaufenden Schalker Torhüter. Auch in der zweiten Hälfte, die die Eintracht durch großen kämpferischen Einsatz völlig offen halten konnte, verlor das Spiel keine Minute an Reiz, aber weitere Tore blieben aus. (aus dem 'Fußball' vom 29.07.1941)
Wie im Vorschlußrundenkampf 1932 zu Dresden: Schalke kann Eintracht nicht bezwingen Ein prächtiger Spieler ist Frankfurts Mittelläufer Lehmann — Er und die Verteidigerriesen Moog - Stubb bremsten alle Angriffskünste das Westfalenmeisters — Frankfurt hatte wieder ein großes Spiel — Ergebnis 1:1 Eine sonderbare Sache: Schalke kann mit der Eintracht schlecht fertig werden. Seit jenem phantastichen Spiel in Dresden (1932), in dem die überlegene Eintracht-Deckung den dauernd stürmenden Schalkern den Weg ins Endspiel verlegte, können die Schalker gegen die Eintracht nicht gewinnen, und diesmal, wo es leicht zu sein schien, eine alte Rechnung zu begleichen, langte es den 8:0-Siegern von Braunschweig gegen den Frankfurter Namensvetter nur zu einem Unentschieden. Woran das lag? Nun, auf der einen Seite fehlten den Schalkern zwei Verletzte, Szepan und Hinz, auf der anderen Seite hatte die Eintracht sich auf diesem und jenem Posten verstärkt. Aber die Papierform sprach dennoch für die Gäste, und in der Straßenbahn gab es nur eine Diskussion über ein 5:0, 8:0 oder 12:0 ... Nun, es ist anders gekommen; denn die Schalker hatten einen solchen Widerstand nicht erwartet. Es war nicht nur ein rein körperlicher Widerstand, nicht nur ein Einsatz, wie man ihn sich nicht besser wünschen konnte, es war auch das Können, das diese Eintracht aufbrachte. Zeitweise war es ein Kombinationsspiel, daß man meinte, die alte Eintracht von 1932 vor sich zu haben. Wie einst im Mai, im Mai von 1932 ... Die verantwortlichen Männer der Eintracht dürfen sich beglückwünschen, der immer rührige Hauptfeldwebel Balles, der den Gästen in der Halbzeit einen B1umenstrauß überreichte, und der alte Spieler und Internationale (er spielte in Berlin eine Halbzeit gegen Frankreich), Etsche Lindner, der das Training ehrenamtlich übernommen hat. Die Schalker waren leicht enttäuscht. Ihr Spiel war glanzvoll und was die Kombinationen, das Sichverstehen betrifft, gab es nichts zu tadeln. Aber Kampfgeist, Durchschlagskraft — wo steckten sie? Die westdeutschen Fußballkönige haben vor, wenn sie das Brüsseler Auswahlspiel (und das Spiel einer Rumpfmannschaft in einem kleinen westdeutschen Ort) sowie das nächste Tschammerpokalspiel erledigt haben, für vierzehn Tage in Bad Harzburg auszuspannen. Dort wird nur ein Spiel gegen die Gastgeber ausgetragen, im übrigen will die Mannschaft der Ruhe pflegen, und das wird die Lebensgeister wieder wecken ... Das Spiel hat die 6000 Frankfurter, die trotz ungünstiger Begleitumstände kamen, durchaus begeistert. Die Eintracht begann verheißungsvoll mit Schüssen von Kistner und Röll. Nach zehn Minuten fing sich Schalke, die erste königliche Kombination lief von hinten nach vorne. Aber wie prächtig stemmten sich Lehmann, der der beste Spieler auf dem Platz war, Moog und Stubb gegen alle Versuche. Lehmann machte einen Schnitzer „von Format". In der 20. Minute entwickelte ihm Eppenhoff mit einer Steilvorlage Kuzorras, und das Führungstor saß! Die Schalker drängten eine Zeitlang, ihre Läuferreihe drängte prächtig nach vorn, aber die Frankfurter Abwehr, auch Heilig und Richard als zäh deckende Außenläufer, ließ kein weiteres Tor zu. Der Frankfurter Sturm war nicht minder gefährlich. Am meisten überraschte der quicklebendige Linksaußen Wiegand, der einmal in eine schöne Flanke Rölls hineinbrauste und sie an die Latte schoß. Das Pech war groß, aber es wurde verschmerzt, als Stubb wohlüberlegt zu Wiegand hinlegte, und dieser den Ball über den herauslaufenden Klodt hineinhob. Wie mit der Zeitlupe aufgenommen, rollte das Bällchen seinen verhängnisvollen Weg. Das war in der 41. Minute, und da Fischer gleich in großer Manier sich werfend gegen Kalwitzki rettete, blieb das 1:1 bis Halbzeit. Und es blieb auch, was die wenigsten gehofft hatten, bis Schluß 45 dramatische, kampfbetonte Minuten blieben ohne Tor, da nun die beiden Deckungsreihen reinen Tisch machten. Aber schön war das Spiel, zeitweise spielte die Eintracht schneller zusammen als Schalke. Aber die Durchschlagskraft war gering. Die Eintracht hatte Pech, als Trumpler rechtsaußen lief und flankte — keiner da. Als Wiegand flankte, Kistner an Trumpler weiterlenkte und dieser in den Himmel schoß. Als Stubbs Freistoß von Trumpler überkopf gezogen wurde und Ratay herausschlug, als Schmitts Freistoß im eigenen Nachschuß von Klodt meisterlich über die Latte gelenkt wurde. Als kurz vor Schluß Klodt zwei Schüsse von Röll fallen ließ und der Ball das erstemal zur Ecke rollte, während beim Zweitenmal Schweißfurth dem anrennenden Schmitt um Sekundenbruchteile zuvorkam. Und Schalke hatte Schußpech, als Kuzorra im Eckballgedränge knapp danebenzielte, als Burdenski unvermittelter Nachschuß von Fischer weggefaustet wurde — ganz instinktiv —, als er dem durchgebrochenen Eppenhoff entgegenraste und ihm den Ball noch vom Fuß schlug, als Eppenhoff dann nochmals allein durch war und er im Fallen das Tor nicht fand, als schließlich Kalwitzki Zentimeter über die Latte setzte. Ein Trost für beide Mannschaften, daß das Unentschieden verdient war ... Erich Wick.
Die Wiederkehr des Hannes Stubb Bemerkungen zum Frankfurter Gastspiel Schalkes 8:0 geht vor einer Mannschaft her wie Trompetenschall. 8:0 elektrisiert noch die Fußballfernen. Sie sagen sich: sowas muß man gesehen haben. Und dann kaufen sie sich eine Karte. Und dann kommt eine Mannschaft aufs Feld, in jenem Königsblau, von dem sie schon soviel gehört und das sie noch nie gesehen haben, und sie klatschen sehr heftig, und sie fragen nach Fritz Szepan und sie hören, er sei nicht dabei, aber Kuzzora, ja, der mit dem markanten Kopf, ja, und nun soll also die 8:0-Mannschaft anfangen und so schnell wie möglich ein 8:0 machen, noch besser aber ein 9:0 —. Ja, und dann wird es ein 1:1. Die Fußballfremden sind dann ein wenig enttäuscht. Der Grund Doch wer schon lang den Fußballstrom an sich vorüberrauschen ließ, der weiß Bescheid. Die aufgeblasenen Ergebnisse lassen sich nicht aneinanderreihen. Ein 10:0 der Fürther gegen HSV. gab es auch nur einmal. Schalke hat gegen die Frankfurter Eintracht aus mehreren Gründen mit einem viel, viel schmaleren Ergebnis zufrieden sein müssen, vor allem aber aus dem einen: gegen Schalke findet fast jede gute Mannschaft eine mysteriose Fähigkeit, sich selber zu übersteigern. Die Eintracht hatte auf dem Papier überhaupt keine Chance. Sie verlor in den letzten Wochen leichte Stadtrundenspiele. Daß sie nun eine wesentliche andere, stärkere Aufstellung hatte, was wollte das schon gegen eine Schalke-Elf im frischen Ruhm eines 8:0-Siegs besagen? Die Alten Es war, als sei die Vergangenheit wiedergekehrt. In der Eintracht standen zwei Spieler, die haben schon vor zehn, elf, zwölf Jahren gegen Schalke mitgespielt: Hennes Stubb und Trumpler. Stubb, von dem ich hier schon hundertmal geschrieben habe, daß er zu früh aufgehört habe, spielte neben Alfons Moog aus Köllen wie ein Junger, trieb sich Sest[?]-kopierend in Läuferreihe und Sturm umher, gab mit seinen weiten Schlägen dem Kampf jeden Augenblick ein neues Gesicht; Trumpler zeigte, daß er das Balltreiben und das drängende Stürmerspiel nicht verlernt hat. Leider auch nicht das Drüberwegschießen. Statistik Seit sieben Jahren hat Eintracht nicht mehr gegen Schalke gespielt. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß die Statistik so günstig für den Riederwald ist? Sie ist nämlich positiv für Eintracht. Das sind die Ergebnisse, der Reihe nach 6:1, 0:5, 2:1, 0:2, 2:1. Reihenfolge der Schauplätze: Frankfurt, Gelsenkirchen, Dresden, Gelsenkirchen, Gelsenkirchen. Der wichtigste Sieg: 1932 in Dresden, als mitten im schwersten Drängen Schalkes Ehmer das Siegestor schoß. Der unerwartetste Sieg: das letzte 2:1, mit einer mäßigen Mannschaft. Kreiseln Ich kann genau feststehen, wann Schalke gekreiselt hat. Ich habe ja meine Notizen. Schalke kreiselte in der 12. Minute. So wunderschön, daß die Zuschauer in Beifall ausbrachen. Aber sonst kam kein Gekreisel mehr zustande. Es blieb in Ansätzen stecken. Die Eintracht spielte so unvermutet selbstsicher, fast selbstherrlich, sie fuhr gewissermaßen wie die alten Frankfurter „sechsspännig". Sie spielte ohne jede Rücksicht auf den Ruhm der Schalker, eiskalt und doch drängend, als habe sie keine Minute zu verlieren. Sie hätte beinahe gewonnen. Entdeckungen Lehmann, Mittelläufer der Eintracht, Gastspieler aus Freiburg, war der beste Mann Frankfurts. War schon am Mittwoch gegen Wien sehr aufgefallen, riß diesmal aber alles mit. Ganz und gar Zweckspieler, Nützlichkeitsspieler. Eine Art Münzenberg, doch ohne dessen gelegentlich übergroße Schärfe. Freilich muß man warten, wie lange diese Form anhält. Jetzt aber kann man sie ohne Bedenken preisen. Denn sie ist da. Zweite Entdeckung: Wiegand, Linksaußen der Eintracht. Ein junger Oberräder, sehr schnell, sehr unbefangen, sehr torhungrig, er jagte flatternden Haares die Linie hinauf, flankte und schoß, daß es eine Freude war. Ob er einen Glanztag hatte, ob er ein Könner wird, mag die Zukunft erweisen. Schalke Schalke hat nur im Sturm enttäuscht. Da war kein Fluß, da war keine Linie. Ernst Kuzzora verknackste sich beizeiten den Fuß oder das Knie, denn seine ausgezeichnet gezielten Schüsse hörten frühzeitig auf. Hat Klodt einen Fehller gemacht, als er das Tor Wiegands sausen ließ? Dann war Fischers Fehler noch größer, als er den Roller von Eppenhof an sich vorbeitanzen ließ. Ich selber glaube, daß in keinem Fall von einem eigentlichen Fehler gesprochen werden kann, es sei denn so, wie alle Tore aus „Fehlern" kommen. Schalke hat, ohne zur Höchstform zu kommen wie in Braunschweig, soviel gezeigt, daß die Zuschauer dankbar waren. Sie hätten auch Stiesels sein müssen, wären sie es nicht gewesen. Richard Kirn. (aus dem 'Kicker' vom 29.07.1941)
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